In der Ausgabe November/Dezember 2002 findet Ihr:
„Über sieben Brücken“ zur Weltmusik
go! Peter Maffay

„Rock' n' Roll kommt nach wie vor nicht vom Goethe-Institut, sondern von der Straße!“

Von Michael Kleff
Titel 6/2002
There's no Business like Folk-Business
go!  Teil 4: Der CD-Handel

Weltmusik-KundInnen sind für den Handel attraktiv
Fachgeschäfte haben auch weiterhin eine Chance

Von Christian Rath
Verneigung vor dem „Banjoman“
go! Liebeserklärung für Deroll Adams
Hans Theessink, Arlo Guthrie und Donovan veröffentlichen Tribute-Album

Von Jörg Eiben
Musiker, Politiker, Universitätsrektor und Gälisch-Förderer
go! Donnie Munro
Der Ex-Runrig-Sänger glücklich und erfolgreich auf Solopfaden

Von Mike
Kamp
Folker!-Lableporträt (3) :
Hecht im Karpfenteich
go! „Swimming among Sharks since 1987“
Piranha schnappt den Großen immer wieder einen Treffer vor der Nase weg

Von Christian
Beck
Insel-Feeling aus dem Herzen Frankreichs
go! René Lacaille
Turbulente Karriere zwischen Heimat und Euro-Exil

Von Stefan Franzen
Zwischen Fete und Agitation
go! Los de Abajo
Mexikanische Underground-Klänge mit politischer Botschaft

Von Claudia Frenzel
Diva aus Mali
go! Kandia Kouyate
„Als Griot wird man geboren“

Von Suzanne Cords
Explizit lesbisch
go! Jan Allain
„Big Boots“ und Gitarren

Von Carina Prange
Folksänger im elektronischen Zeitalter
go! James Taylor

„Sweet Baby James“ unterwegs in Europa

Von Harald Mönkedieck
Mehr als nur ein niederbayrisches Dorf
go! Haindling
„Positive Schwingungen“ im Dialekt

Von Matti Goldschmidt
Vom Minimalisten zum orchestralen Schwelger
go! Yann Tiersen
Die zarten Walzer von Amélie

Von Christian Rath
„Ich bin im Grunde ein Volksmusiker“
go! Joe Zawinul
An jeder Ecke lauert eine Melodie

Von Klaus-Dieter Zeh
Der Gewinner des Deutschen FolkFörderpreises 2002
go! Rakatak
... eben drums

Von Piet Pollack
Auswahl im Minuten-Takt
go! Die Womex-Jury
Mehr als 500 KünstlerInnen und Bands wollen auf der Weltmusikmesse auftreten, doch nur 40 werden eingeladen

Von Christian Rath
Le Grand Bal de l’ Europe
go! Gennetines
Eine Woche lang „satt tanzen“

Von Cathrin Alisch
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editorial
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Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

Themen wie Folk, Lied und Weltmusik haben es in den Massenmedien bekanntlich nicht leicht. Meist werden diese Musikgenres, weil kein Massenprodukt und daher nicht ausreichend vermarktbar, schlicht ignoriert. Insofern ist es schon erstaunlich, dass sich die Wochenzeitschrift „stern“ sogar zu einem persönlichen Schreiben herabließ, um einen Themenvorschlag des Folker!-Lesers Günter Schullenberg abzulehnen. Die Begründung der Redaktion Kultur und Unterhaltung hat, wie ich finde, einen hohen Grad an Originalität: „Leider ist es uns aus Platzgründen nicht möglich, einen Beitrag zum 60. Geburtstag des Liedermachers Hannes Wader zu veröffentlichen.“

Stichwort Qualität und Absatz. Nach einer amerikanischen Studie sind die Ursachen für die Abnahme der CD-Verkäufe mangelnde Qualität der Musik und kritische Konsumenten. Am Umsatzrückgang der Plattenindustrie sind demnach nicht die Online-Tauschbörsen schuld, sondern die Musikindustrie selbst, die immer mehr schlechte Musik auf den Markt bringt. Eine Entwicklung, die Musik und Literatur gleichermaßen betrifft. Josef-Stefan Kindler und Andreas Otto Grimminger von der K&K Verlagsanstalt sprechen in diesem Zusammenhang in einem Diskussionspapier vom „dirnenhaften Ausverkauf von Werten – gesellschaftlichen Werten“. Sie fragen, wer eigentlich noch vom inhaltlichen Wert einer CD oder eines Buches spricht. „Ist es denn niemandem mehr bewusst, dass es um den musikalischen oder literarischen Inhalt geht und man letztlich diesen kauft und nicht das Polycarbonat oder das buntbedruckte Papier?“ Und weiter führen Kindler und Grimminger aus, dass „die wenigen Produzenten und Verlage, die sich der Sache ‚neue Musik und neue Gedanken braucht die Welt' verschrieben haben, durch das Verramschen im Namen der ... Götter (gemeint sind die „Götzen Betriebswirtschaft“, der „Gott Marketing“ und die „Göttin Below the line“; MK) geopfert werden“. Die Industrie arbeitet nach dem Prinzip „je höher die Stückzahl, desto kleiner der Preis“. Kleine Auflagen mit interessantem Inhalt und bleibendem Wert sind deshalb immer schwerer finanzierbar. Die im Anschluss gestellte Frage leite ich zur Selbstprüfung der Folker!-Leserinnen und -Leser weiter: „Kaufen Sie heute eine CD oder ein Buch, wenn es morgen als Taschenbuch, als Sampler im Aldi oder für fünf Euro nach einem Jahr im modernen Antiquariat zu haben ist?“

Gefahr für Musik und Literatur droht aber nicht nur von dieser Seite. Die politische Entwicklung seit dem 11. September 2001 (s. auch Editorial in Heft 5/2002) tut ihr Übriges. Zensur und Selbstzensur allerorten. Vor allem die Entwicklung in den USA könnte man als zunehmend lächerlich bezeichnen, wenn sie nicht so ernsthafte Folgen für die Betroffenen zeigen würde. Die Visa-Hürden, die ausländische Künstler zu überwinden haben, um in den USA auftreten zu können, werden offensichtlich immer schwieriger zu bewältigen. Jüngste Opfer waren im September alle 22 für einen Latin Grammy nominierten kubanischen Musiker, darunter der Pianist Chaco Valdés, weil sie ihre Visa nicht rechtzeitig bekamen. Kommentar von Stuart Patt, dem Sprecher der Konsularabteilung des amerikanischen Außenministeriums: „Tatsache ist, dass es viele Leute auf der Welt gibt, die Musik und Auftritte für ihre eigenen bösen Absichten missbrauchen.“ Und er fügte hinzu, das sei nun einmal die neue Realität, an die sich die Künstler gewöhnen müssten.

Wie Sie sich sicherlich denken können, bin ich da ganz anderer Ansicht. Daher wird auch das Thema des Folker!-Gesprächs beim Festival Musik und Politik 2003 im Februar in Berlin „Zensur und die Reaktion der Musikszene nach dem 11. September“ lauten. Ein Termin, den es sich jetzt schon vorzumerken lohnt.

In diesem Sinne entlasse ich Sie in die Lektüre der neuen Folker!-Ausgabe, die wieder einmal voll gepackt ist mit informativen und unterhaltsamen Beiträgen aus den Bereichen, Folk, Lied und Weltmusik.

Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff


Wir lesen uns wieder beim nächsten Folker! ?!!