backMusiker, Politiker, Universitätsrektor und Gälisch-Förderer

Donnie Munro

Der Ex-Runrig-Sänger glücklich und erfolgreich auf Solopfaden

Kontakt:
   www.donniemunro.net
Discografie
Donnie Munro Solo

„On The West Side“
  (Hypertension, 2000)
„Live“ (Hypertension, 2000)
„Across The City And The World“
  (Hypertension, 2002)

Donnie Munro unterwegs:

07.11.02 Köln, Kantine
08.11.02 Bensheim-Lorsch, Musiktheater Rex
09.11.02 Kaiserslautern, Kammgarn
10.11.02 Reichenbach, H2O
21.11.02 DK-Aarhus, Train
22.11.02 DK-Aalborg, Skraen
23.11.02 DK-Odense, Magasinet
24.11.02 DK-Greve, Portalen

Es passiert alle Tage, dass Musiker ihre Gruppen verlassen und sich selbstständig machen. Die Dinge sind eben im Fluss, sie entwickeln sich und manchmal leider auch auseinander. Als aber 1997 bekannt wurde, dass sich Donnie Munro von Runrig trennen würde, da brach zumindest für die Fans DER schottischen Folk-Rock-Pop-Band eine Welt zusammen. Was heißt hier Band? Runrig waren und sind eine Institution. Sie kommen nicht aus Glasgow oder Edinburgh, sie kommen noch nicht einmal aus Inverness, sie wurden auf der Isle of Skye gegründet, eine Familie von der schottischen Westküste sozusagen mit tiefen lokalen Wurzeln. Donnie war schlicht und ergreifend die unverkennbare Stimme der Familie namens Runrig. Es gibt etliche Menschen, die auch heute noch dieser Meinung sind, obwohl Runrig inzwischen mit ihrem neuen Sänger Bruce Guthro und „The Stamping Ground“ (s.a. Folker! 4/2001) eine sehr gelungene CD vorgelegt haben. Aber auch Donnie Munro hat sich nicht darauf beschränkt, meditierend auf die mächtigen Cuillin der Isle of Skye zu schauen. Über seine Projekte und Pläne, seine Erkenntnisse und Einschätzungen hat er sich gegenüber dem Folker! geäußert.

Von Mike Kamp

Bei einem Interview mit Donnie Munro bleibt die Gruppe Runrig selbstverständlich nicht unerwähnt. Man spricht ja mit Paul McCarthy auch über die Beatles, obwohl der Vergleich vielleicht ein wenig hinken mag. Das Thema spart er selbst jedenfalls nicht aus: „Was soll's, Runrig haben nun mal über zwei Jahrzehnte mein Leben bestimmt, das lässt sich doch nicht leugnen.“ Die Kandidatur für die Labour Party damals, obwohl sie tatsächlich stattfand und sein erklärter Wille war, klang für meine Begriffe schon mehr nach Entschuldigung als nach dem tatsächlichem Grund.

„Nun ist genug Zeit vergangen, alle haben reichlich Distanz zu meinem Runrig-Abschied. Als meine Entscheidung publik wurde, habe ich zu den Leuten, die mir sehr nahe standen, gesagt, dass keiner so ein Ding wie Runrig nur aus einem einzigen Grund aufgibt. Also nicht nach der damaligen vereinfachten Lesart: Er hat Runrig verlassen, um in die Politik zu gehen. Ich hatte schlicht das Gefühl, dass es richtig war, sich von Runrig zu trennen. Die Situation war nicht einfach, ich war ziemlich unzufrieden mit den Arbeitsbeziehungen in der Band. Das schien mir alles nicht in die richtige Richtung zu gehen. Die politische Sache, also meine Kandidatur für Labour, passierte einfach zur gleichen Zeit. Du siehst, das ist alles ziemlich komplex.“ Dass es trotz zweimaliger Versuche nichts mit dem ‚Abgeordneten Munro' wurde, scheint ihn nicht großartig zu stören.

Donnie Munro wurde 1953 auf der Isle of Skye geboren, wo er auch heute noch mit seiner Frau Teresa (die er Anfang der 80er Jahre geheiratet hat) und seinen vier Kindern lebt. Nach der lokalen High School ging er auf das Art College in Aberdeen, wechselte später nach Edinburgh und unterrichtete nach seinem Abschluss an mehreren Schulen, u.a. in Inverness. Zeitgleich traf er die Gebrüder MacDonald und die Band Run-Rig (das war die damals korrekte Schreibweise) bei einem Heimatbesuch und wurde 1974 deren Sänger. Der Rest ist Musikgeschichte: 1982 wechselten Runrig ins Profi-Lager und 1991 kam mit „The Big Wheel“ ihre kommerziell erfolgreichste CD raus (Nr. 4 in den britischen Charts). Im gleichen Jahr wurde er zum Rektor der Edinburgh University gewählt, die ihm später auch die Ehrendoktorwürde verlieh. 1997, das Jahr seiner (erfolglosen) Labour-Kandidatur für das schottische Parlament war auch sein letztes Jahr mit Runrig. Den Abschluss bildete eine erfolgreiche und ausgesprochen emotionale Abschiedstour. Seit 1999 gibt es Donnie Munro, den Solokünstler.

„Aber ich muss sagen, seitdem bin ich sehr sehr glücklich mit meinen politischen Aktivitäten generell. Und nicht nur das; ich arbeite mit dem schottischen Ministry for Culture and Arts zusammen und ich bin ein Berater des entsprechenden Ministers. Dann ist da das gälische College Sabhal Mòr Ostaig, wo ich den Posten des Director of Development habe und schließlich bin ich noch Rektor der University of the Highlands and Islands. Das ist also eine ganze Palette an Aktivitäten, die aber alle ganz grob mit dem zusammenhängen, was mir schon immer am Herzen lag, nämlich Musik, Sprache und Kultur. Ich habe mit meinen Jobs wirklich viel Glück gehabt.“

Wunsch nach Solo-CD

Donnie Munro war und ist ein ernst zu nehmender Musiker mit professionellem Anspruch, aber er ist bemüht, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Das bewahrt ihn vor großspurigen Aussagen, es ermöglicht ihm auch, seine musikalischen Aktivitäten in einer gesunden Relation zu seinem restlichen Leben zu sehen.

„Es mag vielleicht seltsam klingen, aber obwohl ich in Deutschland toure, obwohl ich Konzerte gebe, obwohl ich CDs aufnehme, sehe ich das alles nicht als Solokarriere. Ich mache das, weil ich die Musik liebe, weil ich die Möglichkeit habe, die Musik zu spielen, an der mir liegt, und weil die Musiker, mit denen ich arbeite, genau diese Musik machen wollen. So lange das der Fall ist, fein, aber eine Solokarriere ist das nicht. Ich meine, wenn Solo mein Plan gewesen wäre, dann hätte ich das eher in Angriff nehmen müssen. Ich hätte strategisch denken müssen, so nach dem Motto: Oh ja, 1991/92, da waren Runrig absolute Spitze, in der Popularität ganz oben, damals solo zu gehen, das hätte ein wesentlich größeres Publikum interessiert. So war's aber nicht, eine Solokarriere war damals und ist heute keine Option. Es ist für mich generell und überhaupt immer ein echtes Problem, meine musikalischen Interessen mit all den anderen Dingen in Einklang zu bringen, die mich interessieren, vom Privatleben mal ganz abgesehen.“

Es ist wohl eher eine Frage der Definition von ‚Solo' und ‚Karriere'. Wenn das definiert wird als planvolles und ausschließliches Hinarbeiten auf eine musikalische Richtung, die man ganz alleine bestimmen kann, dann hat Donnie sicherlich recht. Aber solo ist er nun mal und ob man seine künstlerischen Aktivitäten als Karriere bezeichnen soll oder nicht, ist eine eher hypothetische Diskussion.

„Ganz anders war es mit der CD, die war mir wirklich ein Bedürfnis. Ich hatte Runrig zu unterschiedlichen Zeiten etliche Songs vorgeschlagen, aber die stießen auf keine Begeisterung, die passten nicht ins Konzept …, ach, es gab eine Menge Gründe. Nun lagen die Songs aber vor und in dem Jahr nach Runrig kamen da noch ein paar hinzu. Ich war dauernd in Kontakt mit dem Produzenten Chris Harley, der ja auch auf Skye wohnt. Wir sprachen über die Lieder und meinten dann, dieses Album sollten wir zusammen machen. So kam ‚On The West Side' zustande.“

Erstling keine Runrig-Kopie

Ironie der schottischen Musikgeschichte: Chris Harley hatte früher auch Runrig produziert, legendäre Platten wie z.B. „Heartland“ oder „The Cutter And The Clan“, auf denen sich einige Klassiker befinden, die von Runrig auch heute noch gerne gespielt und von den Fans noch gerne gehört werden. Harley sorgte bei Munros Erstling für einen Sound, der auf der einen Seite Erinnerungen an Runrig weckte, auf der anderen Seite genug Eigenständigkeit besaß, um dem Vorwurf der bloßen Runrig-Kopie aus dem Wege zu gehen. Auf der CD war auch Donnies Adaption von Donavans „Catch The Wind“ mit einer sehr eingängigen eigenen Erweiterung, ein Song, der in der Hitparade von SWR3 auf den ersten Platz stieg. Hat ihn das überrascht?

„Ja und nein, also das mit der Nummer 1 schon, nicht jedoch meine Popularität als solche. Da bin ich eher hocherfreut, dass es dieses Interesse an meiner Arbeit gibt. Allerdings hat kein Künstler das Recht, ein solches Interesse vorauszusetzen, nur weil er mal mit einer populären Band zusammengearbeitet hat. Offensichtlich habe ich also eine spezielle Beziehung zum deutschen Publikum, vielleicht liegt's an meiner Stimme oder an der Art, wie ich mit dem Publikum kommuniziere. Keine Ahnung, aber über diese Beziehung zu den Fans hier bin ich jedenfalls sehr glücklich.“


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Mehr über Donnie Munro
im Folker! 6/2002