backVerneigung vor dem „Banjoman“

Liebeserklärung an Derroll Adams

Hans Theessink, Arlo Guthrie und Donovan veröffentlichen Tribute-Album

Es gibt in der Musik Menschen, die bleiben ihr gesamtes Leben eher im Hintergrund und nur einem begrenzten, eingeweihten Publikum bekannt. Durch ihr Wirken, ihre Persönlichkeit, ihre Aura inspirieren sie aber eine ganze Generation von Musikern, die es an eine weit größere Öffentlichkeit weitergeben. So ein Mensch muss Derroll Adams gewesen sein, ein rastloser Streuner, Arlo Guthrie, Dolly Parton, Jack Clementsmusikalischer Beat-Poet und Menschen-Verzauberer, dessen Lieblingsmetapher das einsame Heulen der Frachtzüge war. Derroll Adams, ein Folkie aus der Generation von Woodie Guthrie und Pete Seeger, verließ die USA in der McCarthy-Ära gen Europa, wo er mit seinem Kumpel Ramblin' Jack Elliott auf den Straßen Roms, in den Bars von London, Brüssel und Paris und in diversen Aufnahmestudios spielte. Der Banjoman, dessen Spielauffassung der eines Zen-Mönchs glich, traf auf seinen erratischen Streifzügen in seiner europäischen Wahlheimat unzählige junge Musiker, wie z.B. Donovan, Hans Theessink, Woody Guthries Sohn Arlo, Ralph McTell. Am 6. Februar 2000 schloss Derroll Adams, der Banjoman, verehrter Mentor so vieler Folk-Musiker, in einem Antwerpener Krankenhaus für immer die Augen. Jetzt haben seine Epigonen, Schüler und musikalischen Weggefährten ihre Trauerarbeit mit der Veröffentlichung des Tribute-Albums „Banjoman“ abgeschlossen. Beim Tønder-Festival in Dänemark wurde das Album in diesem Sommer von einigen der Beteiligten, darunter neben Theessink, Guthrie und Donovan u.a. auch Happy Traum, Ramblin' Jack Elliott und Allan Taylor, live vorgestellt.

Von Jörg Eiben

Kontakt:
go! www.theessink.com
www.risingson.com
„Banjoman
A Tribute To Derroll Adams)“

mit Ramblin' Jack Elliott, Arlo Guthrie, Donovan,
Dolly Parton, Ralph McTell, Hans Thessink,
Allan Taylor, Billy Connolly, Tucker Zimmerman,
Youra Marcus, Wizz Jones, Happy Traum
(Blue Groove, 2002)

Dem zuletzt sehr kranken Guru der europäischen Folk- und Rootsszene hatten seine Epigonen ein Tribute-Album versprochen, um ihm und seiner Familie in schweren Zeiten materiell ein wenig unter die Arme zu greifen. Während der Arbeiten daran ist der Banjoman verstorben, aber sie wurden von Hans Theessink, dem in Wien ansässigen niederländischen Blues- & Roots-Musiker, und seinen Freunden zu einem achtbaren Ende geführt und der Erlös kommt nun den Hinterbliebenen zugute. Die vor zwei Monaten auf Donovandem Theessink'schen Blue-Groove-Label erschienene CD ist mehr als eine formelle Verneigung vor einem spirituellen und musikalischen Lehrmeister, sie ist in Form und Inhalt geradezu eine Liebeserklärung. Das geschmackvoll aufgemachte Digipak enthält ein 64-seitiges Booklet mit seltenen Fotos und allen 21 Song-Texten sowie persönliche Statements von Musikern und anderen Weggefährten, die Adams nahe gestanden haben. Allein schon das Cover-Foto mit dem auf Eisenbahnschienen meditierenden Banjoman – das Instrument in seinen Armen wirkt wie ein integraler Teil seiner gesamten körperlichen Erscheinung – ist eine Hommage, wie sie liebevoller und treffender kaum sein könnte. Ins Werk gesetzt wurde dieses Tribute-Album von Hans Theessink, der als Produzent und Projektleiter fungierte, sowie von Arlo Guthrie, der die CD in den Vereinigten Staaten auf seinem Label Rising Son herausbringt, und der schottischen Folk-Ikone Donovan.

Zen-gleiche Songpoesie

Die Idee für das Tribute-Album hatten Theessink, Guthrie und Donovan vor einigen Jahren beim Donau-Inselfest in Wien, bei dessen erster Ausgabe 1984 sie sich zum ersten Mal getroffen hatten. Für die Produktion gingen dann beinahe zwei Jahre ins Land, und aufgenommen wurde an verschiedenen Orten in Österreich, Irland, Belgien, Australien und in den Vereinigten Staaten. Zumeist haben Studios im Sinne der guten Sache keine Rechnungen geschrieben. Die Produzenten haben eine beindruckende Schar von Folkies aus Europa und den USA für das Projekt gewinnen können. Diese haben entweder Derroll-Adams-Klassiker wie z.B. „Portland Town“ (Arlo Guthrie und Hans TheessinkHans Theessink) neu interpretiert oder eigene ihm gewidmete Songs für dieses Album verfasst. Wobei Donovan und Jack Elliott mit ihren Interpretationen von „The Mountain“ und „The Rock“ der zarten Poesie dieser an Zen-Gedichte erinnernden Songs besonderen Ausdruck zu verleihen. Beeindruckend ist Theessinks Interpretation von „24 Hours A Day“, der Song, in dem Adams ein nüchternes, selbstironisches, zugleich aber auch schonungsloses Bekenntnis seiner Alkoholabhängigkeit ablegt. Tribute-Songs im engeren Sinne des Wortes, die eigens über Derroll Adams geschrieben wurden, sind Allan Taylors „Banjo Man“, Donovans „Epistle To Derroll“, Tucker Zimmermans „Goodbye Derroll – Goodbye Friend“ und Ralph McTells „A Feather Fell“. Wenn letzterer seine erste Begegnung mit Derroll Adams mit dem Fallen einer Feder metaphorisiert, dann wird die Faszination dieses Mannes auch für Außenstehende begreifbar.


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im Folker! 6/2002