backMehr als nur ein niederbayerisches Dorf

Haindling

Haindling„Positive Schwingungen“ im Dialekt

Schauplatz: Studio 1 des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring bei München. Die Gruppe Haindling, allesamt wie gewöhnlich überwiegend in schwarz gekleidet, unterbricht an diesem heißen Julitag gerade ihre Studioaufnahmen mit einem ganz gewöhnlichen Kantinemittagessen. Schulklassen, eigentlich auf unschuldiger Besichtigungstour, toben herum und reißen sich um die begehrten Autogramme. Hans-Jürgen Buchner löst sich schließlich nach einer Tasse Kaffee von diesem Szenario – das Gespräch kann beginnen.

Von Matti Goldschmidt

go! www.haindling.de
Discographie
Auswahl:

„Haindling 1“ (Polydor , 1982)
„Stilles Potpouri“ (Polydor , 1984)
„Spinn I” (Polydor, 1985)
„Höhlenmalerei“ (Polydor , 1987)
„Muh“ (Polydor, 1989)
„Sieben“ (Polydor, 1991)
„Speck“ (Polydor, 1992)
„Schrilles Potpourri“ (Polydor, 1993)
„Haindling“ (BMG/Ariola, 1993)
„Weiß“ (BMG/Ariola, 1995)
„Zwischenlandung“ (BMG/Ariola, 2000)
„78 min.“ (BMG/Ariola, 2001)

Jubiläumstournee:
20 Jahre Haindling

02.11.02 Eggenfelden, Stadthalle
03.11.02 Memmingen, Stadthalle
04.11.02 Rosenheim, KUKOStadthalle
06.11.02 Erlangen, Heinrich Lades Stadthalle
07.11.02 Krün, Kurhaus
08.11.02 Straubing, Fraunhofer Stadthalle
10.11.02 München, CircusKrone (ausverkauft)
12.11.02 München, Circus Krone
13.11.02 Schwandorf, Oberpfalzhalle
14.11.02 München, CircusKrone (ausverkauft)
17.11.02 Köln, Kantine
18.11.02 Berlin, BKA Luftschloss
19.11.02 Coburg, Congress Haus

Tourkontakt:

Hello Concerts GmbH.
Philippine-Welser-Str. 8
86150 Augsburg
Fax: 0821 – 154 020
E-Mail helloshow@aol.com

Haindling, der Urbayer? Eigentlich überhaupt nicht. Und genauso wenig sei er ein „bayerischer Patriot“, wie es in der Laudatio zur Verleihung der prestigeträchtigen Auszeichnung „pro meritis“ zu hören ist, das sei „a richtiga Schmarrn“. Vielmehr gehe es ihm um die bayerische Sprache, die am Aussterben sei, um „positive Schwingungen“ sowie um die Natur, die Umwelt. Letzteres ganz konsequent als aktives Mitglied im „Bund für Umwelt und Naturschutz“. Aber beginnen wir von vorne. Denn Hans-Jürgen Buchner ist – entgegen allen Annahmen – gar nicht in Bayern geboren, sondern 1944 im brandenburgischen Bernau. Mehr ein Zufall der Geschichte, da sein bayerischer Vater als Tierarzt dort irgendwie hängen bleibt und gleich eine Bernauerin heiratet.

Schwierige Schulzeiten

Aufgewachsen ist Hans-Jürgen Buchner letztendlich doch in Bayern, genauer gesagt im niederbayerischen Welchenberg (Raum Straubing), nur ganze 30 km entfernt von einem Weiler namens Haindling. Mit vier Jahren gibt es ersten klassischen Klavierunterricht und alsbald entpuppt er sich als „schwieriger Schüler“, weshalb er im Laufe seiner Schulzeit gleich mehrere klösterliche Internate besucht. Mit elf Jahren hört er auf, nach Noten zu spielen. Ein Abiturient legt ihm nämlich nahe, man könne doch viel einfühlsamer über das Gehör musizieren und führt ihn in den Jazz ein. Diese neue Musikrichtung ist fast überlebenswichtig für ihn: Denn seelisch kompensiert er damit nicht nur seine Probleme mit der Obrigkeit durch „permanente Aufmüpfigkeit“, sondern auch sein ständiges Heimweh. Für eine sehr gute Note im Fach Französisch schenkt ihm der Vater schließlich eine Trompete, die er rein autodidaktisch zu spielen erlernt. Dessen Träume jedoch, den Sprössling trotz aller Musik in einer akademischen Laufbahn zu sehen, bevorzugt natürlich als Tierarzt, werden durch Buchners Entschluss, eine Keramiklehre zu absolvieren, zunichte gemacht.

Erste öffentliche Auftritte

Im Rahmen seiner Lehrzeit verschlägt es den 17-Jährigen u.a. nach Berchtesgaden. Dort engagieren ihn „die Amis, wenn die Feste ghabt ham“, als einzig aufzutreibenden Boogiespieler – damals für ihn „als Lehrbua des Allahegste“. Schließlich legt er in Landshut mit 21 Jahren die Meisterprüfung ab und gründet zwei Jahre später in Straubing seine eigene Werkstatt, in der er insgesamt Haindling und Band16 Lehrlinge ausbilden wird. Nur „nebenbei“ möchte Hans-Jürgen Buchner Musik machen, versucht jedoch vergeblich, eine Band zu gründen, die seine musikalischen Konzepte umsetzen soll: Keiner will ihn und alle wollen nur Leadgitarre spielen, „da Jimi Hendrix war haid modern“. In Eigenregie bespielt er schließlich ein 4-Spur-Tonbandgerät mit Synthesizer, Blasmusik und Klavier, fügt bayerischen Gesang hinzu, wobei er „Umwelttexte“ bevorzugt. Erste Auftritte folgen mit seiner damaligen Freundin (und späteren Ehegattin) Ulrike Böglmüller unter dem Namen „Buchner & Böglmüller“: Er mit Saxophon und Gesang, sie am Schlagzeug, und die Tonbänder als Play-back. Zwischenzeitlich ist die ganze Familie nach Haindling umgezogen. Bis dato ist dieser Ort eigentlich nichts anderes als der Name eines kleinen Wallfahrtsortes bei Straubing in Niederbayern. Direkt neben der Kirche steht ein dreihundert Jahre altes Wirtshaus. Dort wohnt jetzt Hans-Jürgen Buchner.


Haindling
Karussell

(Ariola BMG 74321 93475 2)
14 Tracks, 55:57; mit Texten zu drei Tracks

Rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum bringt Hans-Jürgen Buchner sein nun siebzehntes Album heraus. Unverkennbar handelt es sich dabei wiederum um vierzehn klassische Haindling-Werke, davon sechs instrumental. Besucher des TFF-2002-Konzertes werden sich sicher noch an das ungewöhnliche „Wie sich Fische unter Wasser küssen“ erinnern, dessen Text, als Liebeslied konzipiert, völlig aus dem Rahmen fällt. Das durchaus radiotaugliche Titellied „Karussell“, mittlerweile als Single ausgekoppelt und hitverdächtig, steht für Buchner als „das Karussell des Lebens“, Erde und das gesamte Universum seien nichts anderes als ein „gigantisches Karussell“. Hörfunkartig, vielleicht auch naiv nachdenklich erklingt sein „Pavane – das globale Dorf“. Kurz: Wie bereits in der Vergangenheit ist das „Projekt Haindling“ eine unverkennbare Mischung aus traditionell Bayerischem, etwas Pop und abstrus Skurrilem.

Nicht anders als bei „Haindling 1“ (1982) entsteht (fast) alles in Eigenregie. So wirken hier Roald Raschner (Keyboard) von der live-Band in nur fünf Stücken mit, Wolfgang Gleixner und Peter Enderlein in jeweils einem. Und weiterhin benutzt Buchner bevorzugt sein eigenes Studio, das er verschmitzt als Aufenthaltsraum einer „Multi-Kulti-Gesellschaft der Instrumente“ bezeichnet: „Im Baumhaus“ mag die Vielfalt der Instrumentensammlung wiederspiegeln. Warum im Booklet jedoch nur drei Texte von insgesamt acht vokalisierten Stücken abgedruckt sind, bleibt offen.

mg

 

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Mehr über Haindling
im Folker! 6/2002