backFolksänger im elektronischen Zeitalter

James Taylor

„Sweet Baby James“ unterwegs in Europa

James Taylor geht es heute offensichtlich so gut wie nie zuvor. Frisch verheiratet und Vater von anderthalbjährigen Zwillingen, konnte „JT“ in den vergangenen Jahren zahlreiche Awards für seine Karriere und die CD „Hourglass“ aus dem Jahr 1997 einheimsen. James Taylor1968 von den Beatles für ihr Apple-Label unter Vertrag genommen, konnte er bereits mit seinem zweiten Album „Sweet Baby James“ von 1970 einen Millionenseller landen, der ihn auf das Titelblatt des TIME-Magazins katapultierte und ihn zum Prototyp des verinnerlichten Singer/Songwriters machte. Mit seiner ersten Frau Carly Simon wurde er in den siebziger Jahren zu einem umschwärmten Darling der New Yorker Society: Gift für die Psyche des damals notorisch labilen Sängers, der bis in die frühen achtziger Jahre drogen- und alkoholabhängig war. Doch er überwand seine Abhängigkeiten und überlebte sie.

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Discographie
Auswahl:

„James Taylor“ (Apple, 1968)
„Sweet Baby James“ (Warner, 1970)
„Mud Slide Slim And The Blue Horizon“ (Warner, 1971)
„Gorilla“ (Warner, 1975)
„JT“ (Columbia, 1977)
„Dad Loves His Work“ (Columbia, 1981)
„That's Why I'm Here“ (Columbia, 1985)
„Never Die Young“ (Columbia, 1988)
„New Moon Shine“ (Columbia, 1991)
„Live“ (Columbia, 1993)
„Hourglass“ (Columbia, 1997)
„October Road“ (Columbia, 2002)

Heute ist James Taylor ein geläuterter Mann mit einer charismatischen Ausstrahlung. Er hat mit „October Road“ soeben sein sechzehntes Album veröffentlicht und ist in den USA damit so erfolgreich wie eh und je. Wenn der selbst ernannte „Folksänger im elektronischen Zeitalter“ in seinem Heimatland konzertiert, tut er das in der Regel in riesigen Amphitheatern vor bis zu 20.000 Zuhörern. In Europa ist das anders, denn obwohl Taylor auch auf dem alten Kontinent immer Fans hatte, war er von 1970 bis 1986 nicht live in Europa zu hören. Danach tauchte er meist nur sporadisch hier auf, und erst jetzt gibt er sich häufiger die Ehre. Am Tage nach seinem umjubelten Hamburger Konzert im September gibt sich James Taylor im Folker!-Gespräch ganz entspannt. Auch wenn Interviews nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählen, gibt er bereitwillig Auskunft und erweist sich als intelligenter und überaus sympathischer Gesprächspartner ohne einen Hauch von Star-Allüren:

Von Harald Mönkedieck

Frage: James Taylor, die Zeiten deiner Abwesenheit vom alten Kontinent sind offensichtlich vorbei, heute kommst du regelmäßig nach Europa.

Antwort: Ja, denn eines der Dinge, die ich von meiner Karriere erhoffe, ist die Möglichkeit zu reisen und live für ein Publikum zu spielen. Wir haben Europa nicht absichtlich so lange vernachlässigt. Aber jetzt versuchen wir, das zu ändern und kommen alle paar Jahre zurück.

James Taylor: Inbegriff des Songwriters mit akustischer Gitarre

James Taylor wurde am 12. März 1948 in Boston geboren. Er wuchs auf in North Carolina sowie auf der Insel Martha's Vineyard. Sein Elternhaus war wohlhabend und politisch liberal. Alle fünf Kinder der Taylor-Familie traten in den siebziger Jahren und auch später musikalisch in Erscheinung, doch nur James wurde zum Star und ist mit mehr als 30 Millionen verkaufter Tonträger einer der auch kommerziell erfolgreichsten Folk/Pop-Künstler seiner Generation, obwohl einige seiner großen Hits von anderen Autoren stammen. Dennoch gilt er als Inbegriff des Singer/Songwriters mit akustischer Gitarre – autobiographisch, sensibel, introspektiv. In Taylors frühen Liedern spiegelten sich die emotionalen Befindlichkeiten der post-sechziger Jahre. Seine persönlichen Alkohol- und Drogenpobleme waren dabei unübersehbar.

James Taylors großer Erfolg begann 1970 mit dem Album „Sweet Baby James“, alle seine folgenden Platten wurden Verkaufserfolge, doch sein großes US-Publikum liebt ihn vor allem wegen seinen emotional engagierten und humorvollen Bühnenauftritten. Seit Mitte der achtziger Jahre ist James Taylor clean. Kritiker sehen in ihm zwar lediglich den musikalischen Seelentröster der US-Nation, doch gerade in den letzten Jahren wurde Taylor für sein musikalisch vielseitiges Werk und seine lange Karriere mit zahlreichen Awards überhäuft. Noch immer engagiert er sich politisch und ökologisch. Heute lebt James Taylor mit seiner Familie abgeschieden im westlichen Massachussetts. Seine Kinder aus erster Ehe, Sally und Ben Taylor, sind ebenfalls Künstler mit eigenen CD-Veröffentlichungen.

hm

Frage: Du bist sehr großzügig mit deiner Zeit, wenn es darum geht, dein Publikum persönlich zu treffen und es verehrt dich sehr. Denkst du manchmal darüber nach?

James TaylorAntwort: Es ist gut, mit den Menschen Kontakt zu haben, so weit das möglich ist. Hier in Europa, speziell in Deutschland und Holland, ist unser Publikum auch besonders aufmerksam und gebildet. Man kennt klassische Musik und Jazz und wir bekommen eine Aufmerksamkeit, die wir so aus den USA nicht gewohnt sind. Die Leute scheinen sich hier im Unterschied zu den meisten Amerikanern nicht nur passiv mit Popkultur bombardieren zu lassen. Sie treffen vielmehr Entscheidungen über ihre Vorlieben und warum sie etwas mögen. Für mich ist das sehr erfrischend. Die Dinge, nach denen sie fragen und auf die sie reagieren, das ist sehr ermutigend. Außerdem ist unser Publikum hier kleiner und man ist freier.

Frage: Du warst gerade in London. Wenn du dort bist, spürst du dann wieder eine innere Verbindung zur Frühzeit deiner Karriere?

Antwort: Ja, das ist so. Ich bin durch meine alte Nachbarschaft gegangen und habe das alte Kellerappartment in Notting Hill Gate wiedergefunden, in dem ich gelebt habe. Das hat mich wirklich zurückgebracht. Ich habe einige alte Freunde wiedergetroffen, die mir damals geholfen haben, für meine Musik Gehör zu finden. In letzter Zeit fühle ich mich so, als ob mein Leben in 18-Jahres-Zyklen verläuft. Als ich zuerst nach Europa kam, war ich zwanzig. Einige dieser Zyklen sind mittlerweile vergangen und ich bin am Ende meines dritten und am Anfang meines vierten Zyklus. Ich weiß nicht, warum ich so denke, aber die Dinge in meinem Leben haben sich aus irgendeinem Grunde so entwickelt.


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im Folker! 6/2002