backExplizit lesbisch

Jan Allain

„Big Boots“ und Gitarren

Die Songwriterin Jan Allain gilt als eine der seltenen Künstlerinnen, die schon seit vielen Jahren ausdrücklich zu ihrem Image als „lesbische Sängerin“ und Gitarristin stehen. Hierzulande besitzt sie eine große Fangemeinde – stets wird sie auf einschlägige Festivals eingeladen, tourt aber auch in Clubs und steht dort vor weiblichem – und männlichem – Publikum auf der Bühne. Ihre meist folkigen Stücke drehen sich vorwiegend um persönliche Themen, sich treu geblieben ist sie bis heute. Nach einer Reihe unergiebiger Kontakte zu verschiedenen Labels gehört sie seit einiger Zeit auch in dieser Hinsicht zu den Selfmade-Women: Mit ihrem Label Big Boot Records widmet sie sich Managementaufgaben ebenfalls in erster Linie selbst. Verbissen ist sie dabei nie gewesen – ihr neuestes Album „Apple Size Golden Clitoris“ ist vom Titel her durchaus augenzwinkernd ironisch gemeint, wie der Folker! im Gespräch mit Jan Allain festgestellt hat.

go! www.janallain.com
Discographie
Auswahl:

„Sunset In A Box“ (Eigenverlag, 1991)
„Pearl In The Wreckage“ (Eigenverlag, 1994)
„Life Is Pink” (Eigenverlag, 1996)
„A Little Zugabe“( Eigenverlag, 1997)
„A Kind Of Glory“ (Cooking Vinyl, 2000)
„Apple Size Golden Clitoris“ (Eigenverlag, 2001)

Von Carina Prange

Bei einem Versuch, tiefer in das Feld der lesbischen Singer und Songwriter vorzudringen, stellt sich schnell heraus: Lesbische Musikerinnen, die mit ihrer Musik, ihren Kompositionen und ihren Texten eine größere Zahl von Fans erreichen oder erreichen wollen, definieren sich – im Gegensatz zu ihren schwulen Kollegen – meist nur über ihre Musik. Ihre Zuneigung zum eigenen Geschlecht klammern sie nach außen völlig aus. Jene anderen, die kompromisslos und offen dazu stehen, gehen das Risiko ein, auch auf Dauer nur ein Nischendasein zu führen – eine Problematik, die sich in den Maße ihren männlichen Pendants nicht zu stellen scheint.

Mit ihrer offenen Positionierung befindet sich Jan Allain im kleinen Kreise von Frauen mit ähnlichem Image. Nach langer Suche wird man in Amerika und auch in Europa fündig: Laura Bowly in Kalifornien, Amy Fix mit ihren berüchtigt frechen Texten in New York, die Deutsche Cornelia Brauckmann – und selbstverständlich Ilse de Ziah, Australierin und langjährige Partnerin von Jan Allain bei Jan & Ilse, um nur einige zu nennen. Mit dem öffentlichen Bekennen zu homoerotischen Neigungen weit oben im Pop/Rockbusiness etabliert haben sich seit Jahren Tracy Chapman, Melissa Etheridge und selbstredend K.D. Lang – oder auch die Punk-Folkerin Ani DiFranco, die – sehr revoluzzerisch – eher an Woody Guthrie erinnert. Über lange Jahre ein Vorbild für lesbische Frauen war Holly Near, die zwar inzwischen mit einem Mann zusammenlebt, sich aber nach wie vor mit „lesbischem“, stets politischem Songmaterial auseinandersetzt.

Frage: Dein neuestes Album „Apple Size Golden Clitoris“ stellt etwas wie eine „Story“ dar, wie ein Fotoalbum einer Reise um die Welt, auf der du verschiedene Frauen triffst. Warum finden sich so viele Songs älteren Datums auf diesem Album?

Antwort: Ich war mir nicht bewusst, dass das Album eine Art „Geschichte“ vermitteln könnte. Die Presse beschrieb es etwas übertrieben mit: „15 Liebhaberinnen in sieben Ländern, verteilt auf fünf Kontinente“. Ich hatte kein bewusstes Konzept, das Album ist eher eine Sammlung von vorwiegend älteren Songs, die während meiner Reisen durch Frankreich entstanden waren. Ich entschied mich dafür, diese Songs jetzt aufzunehmen, weil sie gut zu dem ASGC-Titeltrack passen. Sie alle reflektierten das Thema „Frauen, die Frauen lieben“ – was der Titelsong ja auf seine spezielle Weise auch tut!


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Mehr über Jan Allain
im Folker! 6/2002