backInsel-Feeling aus dem Herzen Frankreichs

René Lacaille

Turbulente Karriere zwischen Heimat und Euro-Exil

Wenn der Slidegitarren-Fanatiker Bob Brozman sich neue Partner ins Studio holt, ist für Spannung gesorgt. Sein derzeitiges Inselhopping führte ihn nach intensiven Hawaii-Exkursionen und einem swingenden Teamwork mit dem Okinawa-Poeten Takashi Hirayasu auf die Insel La Réunion. René LacailleAls der Direktor des Festival de Québec ihn mit René Lacaille, einem sehr unorthodoxen Multi-Instrumentalisten des vulkanischen Eilands im Indischen Ozean, bekannt machte, konnte er noch nicht wissen, dass die beiden Herren sich so prächtig verstehen würden. Dem Titel „Birds Of The Same Feather“, einer sonnigen, kreolischen Spontansession, hört man an, welchen Spaß René Lacaille mit dem Gitarrenbruder aus den USA hatte.

Von Stefan Franzen

„Wie soll ein Dreikäsehoch von acht Jahren das aushalten?“, fragt der Mann mit dem dröhnenden Bass-Organ. „Von vier Uhr nachmittags bis um sechs Uhr in der Frühe stand ich neben meinem Vater und habe ihn auf den dörflichen Festen mit dem Akkordeon begleitet. Irgendwann fing ich halt mal an, einen Rum zu trinken, dann zwei, dann drei, um mich aufzuputschen. Ich sage dir, jetzt, wo ich nach 50 Jahren das Trinken und Rauchen aufgegeben habe, fühle ich mich wie ein neuer Mensch. Nach dem Konzert falle ich nicht mehr tot um, sondern bin völlig klar im Kopf und will gleich das Nächste spielen.“

Kein Wunder, dass René Lacaille nach der nächtlichen Akkordarbeit zunächst die Nase voll hatte von kreolischen Liedern zur Quetschkommode. Es galt, neue Klänge zu entdecken, und die kamen für den jungen Réunionais von Frankreich, dem die Insel im Indischen Ozean als überseeisches Départment eng verbunden ist. „Ein Freund schickte mir Unmengen von Vinyl rüber, die Jazz Messengers zum Beispiel oder Wes Montgomery, René Lacaillebis heute einer meiner Favoriten. Durch den Jazz habe ich gelernt, wie ich harmonische Abläufe in meine eigenen Songs einbaue.“ Lacaille griff zur Gitarre und huldigte in verschiedenen Besetzungen seinen Vorbildern aus Europa, das er während seines Militärdienstes zum ersten Mal besuchte.

Mit Musik „Glück verkaufen“

Zurück auf der Insel formt er die Band Caméléon, die eine Fusion aus einheimischen Rhythmen wie dem Maloya und den Erfahrungen in „la douce France“ prägt. Doch die Rückkehr ist nur von kurzer Dauer, denn 1979 lässt sich der Kreole endgültig in Frankreich nieder. Es dauert eine ganze Zeit, bis er dem Musiker begegnet, der seiner musikalischen Laufbahn den entscheidenden neuen Kick gibt – und das ist ausgerechnet ein Landsmann: „Vor elf Jahren sah ich Danyel Waro als Eröffnung für Jaques Higelin beim Festival Printemps de Bourges und wurde Zeuge, wie er einen fliegenden Teppich der musique réunionaise entworfen hat. Waro hat die Sänger auf La Réunion maßgeblich beeinflusst mit alten Liedern, die er zum Akkordeon gesungen hat.


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im Folker! 6/2002