backLe Grand Bal de l'Europe

Gennetines

Eine Woche lang „satt tanzen“

Taucht irgendwann an einem nebligen Novembertag in einem Folkclub, Tanzhaus, Tanzkreis deutscher Lande der Name Gennetines auf, geht ein Raunen durch den Raum, Kalender werden gezückt und Augenpaare blitzen auf. Wer will, kann dann für einen Moment die großen gelben Sonnenblumen darin aufleuchten sehen, die links und rechts den Weg säumen, macht man sich auf einen solchen – mitten im Sommer, in die Mitte von Frankreich, zum Grand Bal de l'Europe.

Von Cathrin Alisch

go! www.gennetines.trad.org

Der Name Grand Bal de l'Europe, der auf den ersten Blick beinahe vermessen klingt – es gibt viele große Events in Sachen Folk, Tanz und Weltmusik auf diesem Kontinent– steht jedoch für ein Tanzfestival, das in seiner Art tatsächlich außergewöhnlich ist. Le Grand Bal ist nicht nur faktisch wirklich groß, betrachtet man eine quantitative Dimension was Teilnehmerzahl, Dauer des Ganzen und die entsprechende Logistik in Vorbereitung und Durchführung. In Zahlen gesprochen reden wir über eine Veranstaltung, bei der für eine Woche etwa 4.000 Tänzer und Musiker aus ganz Europa zusammen kommen – Bäcker, Bauern, Bankbeamte, Zahnärzte und Zirkuskünstler – um voneinander zu lernen und miteinander zu tanzen. Dafür stehen elf parquets zur Verfügung, eine Fläche von 2.889 Quadratmetern, die innerhalb dieser einen Woche vormittags, nachmittags und die Nacht über bis zum nächsten Morgen für Workshops, Bälle oder informative Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen genutzt wird – insgesamt 379 animations, wie die Franzosen sagen, das bedeutet über 679 Stunden offizielles Programm. Hinzu kommen viele spontane Begegnungen zwischen Musikern und Tänzern, unzählige Sessions, wiederum meist tanzbar, irgendwo auf dem Festivalgelände, die ebenso die Atmosphäre bestimmen und damit auch die Qualität des Ganzen.

Neben einer insofern statistisch belegbaren Attribuierung vom Le Grand Bal könnte man von groß jedoch auch mühelos zu großartig übergehen, bezieht man sich auf das enorm differenzierte Angebot, die Vielfalt und das hohe Niveau tänzerischer Möglichkeiten. Über 500 Künstler, Musiker und Tanzmeister, schaffen zusammen mit ca 300 Organisateuren und freiwilligen Helfern die Voraussetzungen dafür. Groß … großartig – denkt man in Begriffen wie Respekt, Toleranz und Achtsamkeit, soziales Engagement und interkultureller Austausch oder streift den Terminus „ gemeinsames Haus Europa“, ist dieses Festival in gewisser Weise sogar visionär.

Mythos nach wenigen Jahren

Lebensgefühl und Gemeinschaftssinn zwischen den Teilnehmern, Organisationsstruktur, ideelle und inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung bedingen einander. Le Grand Bal lässt sich nicht eindimensional fassen. Den Mythos Gennetines – und als ein solcher gilt er bereits – zu verstehen und zu beschreiben, ist eigentlich nur möglich, macht man sich diesen Zusammenhang bewusst. Das Festival, das 1990 mit 500 Teilnehmern über vier Tage zum ersten Mal stattfand, ist, obwohl inzwischen acht Mal so groß, immer noch konsequent unkommerziell, strikt nicht auf Profit ausgerichtet und in Bezug auf seine Organisationsform beispielhaft transparent. Im Gegensatz zu vergleichbaren Veranstaltungen misst man Erfolg nicht am Maß einer quantitativen Expansion und versucht, eine solche auszudehnen, sondern sucht nach Möglichkeiten, die Teilnehmerzahl sinnvoll zu begrenzen, um den Anspruch an Qualität innerhalb der Veranstaltung nicht aufzugeben.

Es geht vor allen Dingen und hauptsächlich um Tanz, um die Weiterentwicklung tänzerischen Ausdrucksvermögens, Kenntnisse im Detail, Bekanntschaft mit den stilistischen Eigenheiten der verschiedenen Regionen und letztlich auch die Möglichkeit, all dies ausgiebig anzuwenden.


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im Folker! 6/2002