back„Über sieben Brücken“ zur Weltmusik

Peter Maffay

„Rock' n' Roll kommt nach wie vor nicht vom Goethe-Institut, sondern von der Straße!“

go! www.maffay.de
Discographie
(Auswahl):

„Für das Mädchen, das ich liebe“ (Teldec, 1970)
„Omen“ (Doppel-LP, Teldec, 1973)
„Tame & Maffay“ (mit Johnny Tame, Teldec, 1977)
„Steppenwolf“ (Teldec, 1979)
„Ich will leben“ (Metronome, 1982)
„Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“ (Metronome, 1983)
„Leipzig – Live“ (Teldec, 1990)
„Tabaluga und Lilli“ (BMG Ariola, 1993)
„Begegnungen“ (Ariola, 1998)
„X“ (Ariola, 2000)
„Heute vor dreißig Jahren“ (Ariola, 2001)

Udo Lindenberg verspottete Peter Maffay einst als „Schnulzenheini“. Ende September gehörte Lindenberg zu den 300 geladenen Gästen, die in München die Vorstellung von Maffays neuem Album „Tabaluga und das verschenkte Glück“ feierten, das vierte aus dieser musikalischen Märchenreihe um ein Drachenkind. Seit nunmehr über 30 Jahren ist Peter Maffay im Geschäft. Im vergangenen März bekam er den dritten Echo seiner Karriere in der Kategorie „Erfolgreichster Künstler/Pop/Rock national“. Seine Tourneen sind Triumphzüge. Mit über 35 Millionen verkauften Platten ist Maffay Deutschlands erfolgreichster Musiker. Wenn man von diesem Künstler spricht, ist die Rede oft einfach nur von Maffay. Wen außer Lindenberg und Grönemeyer gibt es noch in dieser Peter MaffayBranche, die diesen Status erreicht haben? Und doch kommt der gebürtige Rumäne nicht aus der Ecke heraus, in die ihn (vermeintlich) kritische Denker gerne stecken: Klischee-König, Schnulzen-Sänger, hamoniesüchtig und ähnlich lauten die Attribute. Ihn zu mögen, sei „bis heute für deutsche Intellektuelle wie Pornographielektüre“, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Der Spiegel nannte ihn einmal „Ledermann für jedermann“. Und dann ging Peter Maffay 1997 auf einmal „über sieben Brücken“ völlig unerwartet in die Welt hinaus, um zusammen mit KünstlerInnen aus Australien, Israel, Dänemark, Ägypten, Spanien, der Türkei, Rumänien, der Demokratischen Republik Kongo und den USA Musik zu machen. Während die taz völlig irritiert die Glaubwürdigkeit des Unterfangens in Frage stellte, bescheinigte der an dem internationalen Projekt „Begegnungen“ beteiligte afrikanische Musiker Lokua Kanza Maffay, damit das Interesse seines Publikums für fremde Kulturen geweckt zu haben. „Das ist eine geniale Idee. Es ist wundervoll, so vielen Menschen zu begegnen, die sich sonst wahrscheinlich nie so ganz andere Musikstile anhören würden“, sagte Kanza und fügte anerkennend hinzu: „Peter Maffay hat in Lingala gesungen. Er ist der erste, der das ganz spielerisch leicht geschafft hat.“

Ein Meister der Gratwanderung

Peter Maffay wurde am 30. August 1949 als Peter Alex Makkay in Kronstadt, Rumänien geboren. Vor allem die schlechten Berufsaussichten für ihren Sohn veranlassten Maffays Eltern, nach Bayern auszusiedeln. Dort verließ Maffay nach der Mittleren Reife das Gymnasium und begann eine Lehre als Chemiegraph. Zur Aufbesserung der Finanzen trat der Neunzehnjährige im Münchner Folkloreclub „Song Parnass“ mit Margit Kraus auf. Sie sangen Folksongs, u.a. von Pete Seeger, Bob Dylan und Donovan. Ein gemeinsamer Freund stockte das Duo zeitweise zum Trio im Stil von Peter, Paul & Mary auf. 1969 entdeckt von Produzent und Schlagertexter Michael Kunze, verkaufte Maffay gleich von seiner ersten Single „Du“ mehr als eine Million Scheiben. Damit war Maffays erste Karriere als Schlagersänger begründet, wobei er selber schon sehr schnell mit seinem Status als „Schnulzensänger“ unglücklich war. Spätesten die 1979 veröffentlichte LP „Steppenwolf“ dokumentierte sein Bemühen, als Rocksänger anerkannt zu werden. An Preisen mangelte es bereits zu diesem Zeitpunkt nicht: goldene Singles, goldene LPs und sogar sechs Mal Platin sowie der „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ gehörten u.a. zu den zahlreichen erworbenen Ehrungen.

1980 verhalf der Musiker mit seiner Version von „Über sieben Brücken musst du gehen“ auch den Urhebern des Songs, der DDR-Rockgruppe Karat, zu großer Popularität. Mit dem Erfolg im Rücken wagte sich Peter Maffay auf unbekanntes Terrain vor. Mit der LP „Ich will leben“ wandte er sich 1982 Themen wie Umweltschutz und Frieden zu. Mut zum Experiment hatte Maffay bereits fünf Jahre zuvor bewiesen, als er mit Johnny Tame (bürgerlich Uwe Reuss) zwei Countryrock-Alben eingespielt hatte. 1983 erschien dann das erste „Tabaluga“-Album: „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“. Bis zur Veröffentlichung von „Begegnungen“ 1998 produzierte Peter Maffay über ein Dutzend weiterer Platten, darunter drei weitere „Tabaluga“-Alben sowie den Mitschnitt eines Konzerts in Leipzig 1990. Seine letzte Studioproduktion „X“ spielte Peter Maffay im Winter 1999/2000 mit Bertram Engel (Schlagzeug, Keyboards), Pascal Kravetz (Keyboards, Hammondorgel) und Jean-Jacques Kravetz (Piano, Hammondorgel), Ken Taylor (Bass), Carl Carlton (Gitarren), Andreas Becker (Gitarren) und seinen langjährigen Gitarristen Frank Fiez ein. In der Vergangenheit arbeitete er u.a. auch mit John Mayall und Chris Thompson zusammen.

Immer wieder stellte Peter Maffay auch sein soziales und politisches Engagement unter Beweis, so demonstrierte er in den achtziger Jahren gegen die Aufrüstung der Nato, beteiligte sich an Hilfsaktionen für Rumänien und unterstützte Aktionen zur AIDS-Bekämpfung. Im Jahr 2000 gründete Peter Maffay eine nach ihm benannte Stiftung zur Betreuung von Kindern, die durch Gewalt oder sexuellen Missbrauch im familiären Bereich sowie durch schwere Erkrankungen traumatisiert sind. Im vergangenen Mai konnte Maffay in Pollenca auf Mallorca ein eigenes Stiftungshaus eröffnen. Im letzten Jahr war er Schirmherr einer bundesweiten Schulkampgane gegen Hörschäden durch zu laute Musik. Mit Freundin Tanja lebt Peter Maffay heute in Tutzing und auf Mallorca.

mk

Maffays neue „Tabaluga“-CD war für den Folker! Anlass, mit ihm über seine Karriere, seine Ansichten über seine Kritiker und seinen Ausflug in die Weltmusik zu reden.

Von Michael Kleff

Für Peter Maffay ist „Tabaluga“ der eigentliche Vorreiter der „Begegnungen“. Er zieht dabei Parallelen zur ersten Scheibe „Tabaluga – Die Reise zur Vernunft“, auf der es in einem Lied zwischen dem Drachen und einem Salamander darum geht, Andersartigkeit zu artikulieren. Das ist ein Thema, das Maffay seit seinen frühen Kindheitstagen begleitet. Seine Mutter war Siebenbürgen-Deutsche, sein Vater Ungar. Die Familie bekam die Ausgrenzung durch die Rumänen zur Zeit Ceausescus zu spüren. „Und“, fügt Maffy hinzu, „die Hälfte der Strecke von Istanbul nach München dürfte ungefähr Kronstadt (heute: Brasov, d. Red.) sein. Ich war insofern näher am Bosporus dran als an den Alpen“. Daher ist seine Begegnung mit den deutsch-türkischen Rappern von Cartel aus Berlin gar keine Überraschung. Auch wenn die sich zunächst gefragt hätten: „Peter, who?“ – und gleich danach: „Was will der eigentlich von uns?“. Aber Maffays Idee stieß bei den Berliner HipHop-Jungs dann ebenso schnell auf Begeisterung wie bei den anderen angesprochenen Interpreten, darunter die Australier Yothu Yindi, die aus Ägypten stammende und in England lebende Natacha Atlas, Lokua Kanza aus dem ehemaligen Zaire, die jemenitische Israelin Noa, aber auch der amerikanische Bluesmusiker Keb' Mo', der rumänische Oboist George Angelsecu und der spanische Opernstar José Carreras, der als einziger Musiker ein Lied von Maffy auf „Begegnungen“ singt: „Nessaja“ aus „Tabaluga“. Bewusst vermied der deutsche Künstler, eigene Songs im Ethnogewand einzuspielen. Stattdessen übte sich Maffay in der Rolle des Gastes bei den Stücken der anderen Musiker.

„Ich bin Musiker. Ich habe versucht, in der Musik all die Möglichkeiten zu entdecken, die mich interessieren, ihre Vielseitigkeit. Deswegen gibt es ‚Tabaluga' und Märchenstoffe, die wir vertont haben. Deswegen habe ich in einem Film mitgespielt, weil er eben mit Musik verbunden war. Das hat mich gereizt, wie man einen Film vertont. Das war ein tolles Experiment.“ Wie auch das Projekt „Begegnungen“. Der Dialog mit fremden Kulturen war Maffay dabei wichtig. „Wir haben ‚Begegnungen' praktiziert. Wir haben uns mit Menschen getroffen, mit denen man sonst kaum etwas zu tun kriegt. Wir haben mit ihnen gelebt, von ihnen hoffentlich etwas gelernt.“ Zu diesem Zweck gingen Maffay und Band auf Reisen und besuchten die Musiker, mit denen sie zusammenarbeiten wollten, in deren Heimat – zunächst nach Australien, dann nach Louisiana, Israel, Paris und über Berlin nach Istanbul sowie in seine Heimatstadt Brasov in Rumänien. Mandawuy Yunupingu, „Australier des Jahres 1993“ und Kopf der Aborigines-Band Yothu Yindi, war der erste, den Peter Maffay in Hamburg für sein Projekt ansprach. „Der meinte nur, ‚überleg nicht lange. Mach es.' Das nächste Mal trafen wir uns in Dhanaya, in den Outbacks.“


Literaturhinweis:
Michael Rieth: Peter Maffays Begegnungen. Goldmann Verlag, 1998


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