In der Ausgabe September/Oktober 2008 findet Ihr:
Weltmusikalische Märchen aus dem wirklichen Leben oder
--> „Die Wut über eine Welt, die ein Paradies sein könnte, aber so höllisch verwaltet wird“
Höchst subjektive Eindrücke vom TFF.Rudolstadt 2008

Von Kai Engelke

„Nicht die Jungfrau Maria kennt den Fado, sondern die Sünderin Maria Magdalena“
--> Fado, meu Fado
Auf den musikalischen Spuren der lusitanischen Melancholie

Von Suzanne Cords
Titel

--> Ja und nein Maria Muldaur
Wo Licht ist, fällt auch Schatten – Gespräch zum neuen Album Yes We Can!

Von Christian Beck

Länderschwerpunkt Belgien
Es tut sich was beim Nachbarn ...
Szene Belgien
--> Eindrücke einer einwöchigen Rundreise

Von Andreas Kisters

Gesungene Poesie, mal nostalgisch, mal dunkel, mal zart, mal melancholisch
--> Stéphanie Blanchoud
Neue Chansonstimme aus Belgien

Von Hans Reul

Lieder ohne Verfallsdatum
--> Vom Wiehern der Spießer und den feindlichen Schiffen der Liebenden
Vor dreißig Jahren starb Jacques Brel, der „ungekrönte König des französischen Chansons“ – der kein Franzose war

Von Stephan Göritz

Der Prophet gilt nichts im eigenen Land
--> Die Bossa Nova – vor fünfzig Jahren fing alles an
Eine Geschichte mit Widersprüchen

Von Klaus Hart

Exklusiv auf www.folker.de
TFF 2008
--> Rassismus in Rudolstadt?
Die Stadt des Tanz- und Folkfestivals leidet unter den Vorwürfen eines Pfarrers

Von Christian Rath
„Es ist uns wichtig, dass wir unser eigener Herr sind“
--> Die Pagan-Folk-Band Faun behauptet sich fast zehn Jahre erfolgreich auf dem Folk- und Mittelaltermarkt

Von Claudia Frenzel

Die Band, die es nicht gab
--> Mike Scott und The Waterboys
Seit 25 Jahren auf der musikalischen Bild- und Hörfläche

Von Stefan Backes

Exklusiv auf www.folker.de:
„Ortstermin spezial“
--> Zum 10. Todestag von Gerhard Gundermann

Von Reinhard Ständer, Eva Marx und Danuta Görnandt

Klangfestival in der Schweiz
--> Naturstimmen im Dialog
Tohuwabohu im Toggenburg

Von Cathrin Alisch

Gastspiel:
--> „Musik – Eine Zeitmaschine“

Siegfried Schmidt-Joos

--> Heimspiel
Troubadour
Instrumentenbauer 3
Hoyschrecke
Musikantebuckl

Plattenprojekte
--> Indian Summer Sounds

--> Noten ohne Quoten
Eine Stimme für das deutschsprachige Lied

Von Martin Steiner

 
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--> Nachspiel  
 
--> Impressum

Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

wie die Zeit vergeht. Es kommt mir vor, als hätte ich gestern erst an dieser Stelle über die Vorfreude der Folk- und Weltmusikfans auf das TFF.Rudolstadt hingewiesen. Und jetzt liegt es schon wieder hinter uns. Kai Engelke fasst in diesem Heft seine ganz subjektiven Eindrücke über das Festival zusammen. Erstmals verzichten wir dabei auf die Fotodoppelseite über Rudolstadt. Stattdessen bieten die Folker! -Fotografen, darunter in erster Linie Ingo Nordhofen, Michael Pohl, Andreas Häckel und Frank Szafinski, eine Bilderschau auf der Website www.folker.de an.

Politik und Musik, das ist ein Thema, das auch den Folker! immer wieder beschäftigt. In diesen Tagen sind damit aktuell – wenn auch in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen – zwei Namen verbunden: Carla Bruni und Gilberto Gil. Nach fünf Jahren verließ der singende Kulturminister Gil die Regierung des brasilianischen Präsidenten Lula. Er will wieder mehr Zeit für Musik und Familie haben. Ob er ein guter Minister war? Viel Geld hatte er nicht zu verteilen: für 190 Millionen Brasilianer standen ihm 400 Millionen Euro im Kulturhaushalt zur Verfügung. Die in dem südamerikanischen Land ohnehin vor allem privat finanzierte Hochkultur interessierte ihn nicht. Er wollte dem breiten Publikum Kultur nahebringen. Ob ihm das gelungen ist, wird wohl erst in einigen Jahren zu beurteilen sein. Unbestreitbar avancierte Gilberto Gil zum obersten Kulturbotschafter Brasiliens, der Lulas Idee von einem weltoffenen, neuen Brasilien verbreitete – ob bei politischen Anlässen oder singend mit Gitarre auf seinen Konzerten (s. auch Folker! Heft 6/2004).

Im französischen Fernsehen präsentierte sich Carla Bruni bei der Vorstellung ihrer neuen CD wie ein scheues Rehlein, als sei ihr unverhofft großes Glück zugestoßen, weil ihr Mann zufällig Staatspräsident ist. Im nächsten Augenblick betonte sie selbstbewusst, dass auch Frauen von Staatschefs ihren Beruf ausüben können sollten. So sehr sie sich auch bemühte, zwischen Künstlerin und Präsidentengattin, zwischen Politik und Poesie zu unterscheiden, im nächsten Satz vermengte sie alles gleich wieder. Die CD hat Bruni Nicolas Sarkozy gewidmet: „Meinem Mann für seine unermüdliche Unterstützung.“ Auf die Frage, ob ihr Herz noch links schlage, meinte sie, ihre linke politische Überzeugung bestehe in der Freiheit, die sie Andersdenkenden zugesteht. Vielleicht sollte sie diesen Gedanken einmal dem französischen Staatspräsidenten vorstellen, dessen arrogantes Auftreten eher an den Sonnenkönig erinnert als einen Vertreter der Aufklärung. Doch bevor ich mich verliere, ein Wort zur Musik: Spätestens nach dem vierten Track von Comme Si De Rien N’Était stellt sich Langeweile ein. Man fühlt sich – wie treffend der Albumtitel doch ist – „als ob nichts gewesen wäre“. Vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass die Frankfurter Rundschau die Musikerin und Präsidentenfrau Bruni im Juli groß auf die Titelseite brachte, ein weiterer Beleg für den schleichenden Niveauverlust dieser Tageszeitung.

Und wo wir gerade bei der Politik sind: Belgien, das sind zwei große Landesteile, drei Landessprachen und unzählige Interessen. Neun Monate dauerte es, bis das Land nach den letzten Wahlen eine neue Regierung bekam. Erst wenige Wochen ist es her, dass eine erneute Krise knapp verhindert wurde, indem der belgische König Albert II. das Rücktrittsgesuch von Premierminister Yves Leterme ablehnte. Dieser hatte eine Verfassungsreform verabschieden lassen wollen, die jedoch wie so viele Projekte am Dauerstreit zwischen den niederländischsprachigen Flamen und den frankophonen Wallonen scheiterte. Andreas Kisters war für den Folker! in Belgien unterwegs. Allerdings nicht in Sachen Politik, sondern um ein Schlaglicht auf die lebendige und facettenreiche Musikszene unseres Nachbarlandes zu werfen. Wenn dabei politische Aspekte und die Sprachproblematik natürlich auch nicht unberührt blieben.

Wenn der schnöde Mammon ruft, schrecken manche vor nichts zurück. Mit Klingeltönen lässt sich bekanntlich Geld machen. Das macht offensichtlich auch nicht Halt vor dem ansonsten sehr seriösen und rührigen Americana-Label Glitterhouse Records. Der „Drinking Song“ ihrer norwegischen Tex-Mex-Rocker Helldorado wird in der Türkei jetzt als Klingelton angeboten. Dass dies dem Label irgendwo doch nicht ganz geheuer zu sein scheint, ist der fast entschuldigend wirkenden Formulierung in seinem Newsletter zu entnehmen: „Dass es im House Glitter je dazu kommen würde, war nicht zu erwarten ...“

Kommen wir zu einer anderen interessanten Meldung aus der Welt der Musikindustrie. Das US-Label Sugar Hill gehört zu den Firmen, die ihre Promo-CDs nicht mehr als Silberling, sondern nur noch zum Download anbieten. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, dass sich dieses Verfahren in der gesamten Branche durchsetzt. Auch der Folker! wird dazu eine Haltung finden müssen: Werden Produktionen rezensiert, die nicht physisch vorliegen? Ich bin sehr an Meinungsäußerungen aus der Leserschaft zu diesem Thema interessiert, für die Ihnen die Adresse go! info@folker.de zur Verfügung steht. In diesem Zusammenhang will ich auch noch einmal auf Gerd Hegers Gastspiel in Heft 2/2008 unter der Überschrift „Verabschiedung vom Gesamtkunstwerk?“ verweisen.

Schnell noch ein Wort in eigener Sache, das sich vor allem an alle „Aktiven“ richtet, die ihre Konzerte, Tourneen, Workshops usw. in den Terminseiten des Folker! wiederfinden wollen.

Durchgedrungen ist offensichtlich die Botschaft, dass Ankündigungen nicht mehr an termine@folker.de geschickt werden können, da diese Adresse ins Leere führt. Nun gibt es nicht wenige Künstler und Veranstalter, die anstatt dessen mit ihren Ankündigungen auf die Adresse info@folker.de ausweichen. Doch auch das ist der falsche Adressat. Dort ankommende Termine landen unweigerlich im Datenpapierkorb. Für alle Terminbelange gibt es ein Kontaktformular auf go! www.folk-lied-weltmusik.de oder Sie schreiben direkt an go! info@folk-lied-weltmusik.de . Fragen, die darüber hinausgehen, können direkt an go! verlag@folker.de gerichtet werden. Vielen Dank.

Und damit will ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer hoffentlich wie immer vergnüglichen und informativen Ausgabe unserer Zeitschrift entlassen.

Ihr Folker!-Chefredakteur
Michael Kleff

PS: Eines der Themen, die auf der diesjährigen Weltmusikmesse WOMEX vom 29. Oktober bis zum 2. November diskutiert werden sollen, ist die leidige Visa-Problematik, die in allen Teilen der Welt, Musiker und Veranstalter gleichermaßen vor oft unüberwindbare Schwierigkeiten stellt. Nicht selten führen sie zur Absage ganzer Tourneen. Jüngstes Beispiel aus dem Land der Mutigen und Freien: die Master Musicians of Jajouka mussten ihre Julitour in den USA absagen. Bandleader Bachir Attar konnte aus diesem Grund auch nicht am Concert of Colors Festival in Detroit teilnehmen, wo er hätte eine Rede halten sollen. Zwar hatte die Band zunächst grünes Licht vom Heimatschutzministerium für ihre Einreise bekommen. Doch dann wurde man informiert, dass die Namen einiger Musiker denen von Menschen „ähnlich“ seien, die auf einer „Watchlist“ des Justizministeriums stünden. Eine Überprüfung würde drei Monate dauern. Das ist die globalisierte Welt: Sie gilt nicht für Menschen. Nur Waffen und Kapital scheinen ungehindert reisen zu können.


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