Die Band, die es nicht gabMike Scott
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Auswahldiskografie: A Pagan Place (Ensign Records/EMI, 1984) This Is The Sea (Ensign Records/EMI, 1985) Fisherman’s Blues (Ensign Records/EMI, 1988) Dream Harder (Geffen Records/MCA, 1993) Universal Hall (Puck Records, 2003) Book Of Lightning (W14/Universal, 2006) www.mikescottwaterboys.com |
Der Mann ist umtriebig. Erst kürzlich inszenierte Mike Scott im schottischen Huntly mit einem Folk-„Orchester“ bestehend aus 20 Musikern (Chor, Fiddles, Akkordeon, Flute, Bläser, Kontrabass, Schlagzeug) eine Straßenmusikversion seines Songs „Room To Roam“ aus dem Jahr 1990. Anschließend trat er mit dem französischen Sänger Cali, auf dessen aktuellem Hitalbum er mitwirkte, beim belgischen Chansonfestival Francofolies in Spa auf. Kollaborationen mit anderen Künstlern brachten ihn im Lauf der Jahrzehnte unter anderem nach Irland (Sharon Shannon), Norwegen (One People), Galicien (Carlos Núñez). Ein Kosmopolit, geboren 1958 in Edinburgh, seit Anfang der Achtziger wohnhaft in London, Dublin, Spiddal (Irland), New York, Findhorn (Schottland) und wo immer ihn das Touren oder die Neugier hin verschlugen. Rastlos scheinbar und doch in sich ruhend. Wie sonst könnte er solch einnehmende poetisch-spirituelle Texte erschaffen? Bekanntheit erlangte Mike Scott vor allem mit seiner Band The Waterboys, deren unverkennbarer Sound seit nunmehr 25 Jahren sowohl die Rock- als auch die Folkmusikszene bereichert. Anfänglich mit hymnischem Artrock im Fahrwasser der großen Sounds der Achtziger auch hierzulande erfolgreich, wurde es im Laufe der Jahre medial zwar ruhiger um die Band, was die aber nicht davon abhielt, weiterhin bemerkenswert facettenreiche und genreübergreifende Musik abzuliefern. Und weil man Scott heutzutage - insbesondere in Deutschland - vielleicht nicht mehr so sehr auf dem Schirm hat, stellt sich die berechtigte Frage: Wer ist dieser Mann, dessen Name inzwischen quasi synonym ist mit dem „seiner“ Band, was treibt ihn um und was hat er noch vor? Dem Folker! stand er im Interview Rede und Antwort.
Von Stefan Backes
Im März dieses Jahres jährte sich die Veröffentlichung der ersten Waterboys-Single „A Girl Called Johnny“ zum fünfundzwanzigsten Mal. Erste Aufnahmen zu Songs, die später auf dem Debütalbum The Waterboys erschienen, fanden allerdings bereits im Dezember 1981 statt. Wann, würdest du sagen, hatte sich das Konzept einer Band mit dem Namen „The Waterboys“ herausgebildet?
Das Konzept einer Band entwickelte sich langsam. Zum ersten Mal ernsthaft das Gefühl, dass hier etwas Derartiges am Entstehen ist, hatte ich bei den Aufnahmen Ende 1982, die u. a. „Red Army Blues“ und „All The Things She Gave Me“ mit Anthony Thistlethwaite und Schlagzeuger Kevin Wilkinson beinhalteten. Die beiden waren die ersten, mit denen mir ein gemeinsames Auftreten auf der Bühne in den Sinn kam. Später wurden daraus dann die Waterboys.
Laut eurer Website wurde der Bandname inspiriert von dem Lou-Reed-Song „The Kids“ von 1973, wo der Refrain mit „And I am the water boy ...“ beginnt. Wolltest du damit auch etwas zum Ausdruck bringen, das mit eurer Musik zu tun hatte? Hat Wasser als Symbol eine spezielle Bedeutung für dich?
Ja. Wasser ist eine flüssige Substanz und schien mir ein gutes Symbol zu sein für eine Band, die wandlungsfähig ist und sich von Sound zu Sound immer wieder verändert.
Die aktuelle CD, Book Of Lightning , ist in diesem Sinne ebenfalls ein typisches Waterboys-Album - oder sollte man sagen: ein typisches Mike-Scott-Album!? Es wirkt auf jeden Fall heterogener als zum Beispiel die Alben der ersten Hälfte der Achtziger. Würdest du sagen, die Waterboys waren damals noch eher eine „Band“ im eigentlich Sinne mit einem mehr oder weniger stabilen Kern, während sich das Ganze spätestens ab 1993 mit Dream Harder zu einem übergreifenden Konzept zu entwickeln begann?
Hm, das hängt davon ab, wie man „Konzept“ definiert. Ich verstehe die Frage so, dass du Dream Harder als eine Platte siehst, die mehr oder weniger wie ein Soloalbum entstand, ohne feste Gruppe, mit Musikern, die je nach Bedarf der einzelnen Stücke dazugeholt wurden. Das war bei diesem Album in der Tat der Fall. Andererseits entstand das erste Waterboys-Album auf die gleiche Weise, es war sogar noch viel eher eine Sologeschichte, denn darauf spielte ich auch die meisten Instrumente selbst.
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