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HEIMSPIEL

 

Die Instrumentenbauer im Vogtland waren einmal führend auf dem Weltmarkt. Der Folker! wollte wissen, ob sie heute an ihre glorreiche Vergangenheit anknüpfen können. Kay Reinhardt ist deswegen in die auch als „Musikwinkel“ bezeichnete vogtländische Region um Klingenthal, Markneukirchen und Bad Elster gefahren. Hier ist sein dritter von mehreren Heimspielbeiträgen zu diesem Thema.

Museumsleiter Dr. Christian Hoyer

Museumsleiter Dr. Christian Hoyer mit einer 12-string Westerngitarre. Dringend sucht das Museum eine Framus 12-string Hootenanny 5/024, denn auf einem solchen Instrument klampfte John Lennon.

In Markneukirchen angekommen
FRAMUS UND WARWICK
Der lange Weg zum Globalplayer

Kontakt:
Framus Museum
Adorfer Straße 25
08258 Markneukirchen
Tel. 037422-555 400,
go! c.hoyer@warwick.de

go! www.framus.de
go! www.framus-vintage.de
go! www.warwick.de
go! www.warwickbass.com

Im nächsten Folker! schreibt
Kay Reinhardt im vierten Teil
der Serie über das
Musikinstrumentenmuseum
Markneukirchen
, das eine
Sammlung beherbergt, die
alle Folk- und Weltmusik-
freunde begeistern wird.

Fred Wilfer, der Gründer der Weltmarke „Framus“, hatte es vom mittellosen Heimatvertriebenen bis zum Millionär, ja fast bis zum Globalplayer gebracht, als ihn die Konkurrenz Ende der 1970er Jahre abschoss. Durch den Konkurs ging „Framus“ als Firmenname verloren. Fred Wilfers Sohn Hans-Peter zog 1995 mit seiner eigenen Firma „Warwick“ hundert Meilen ostwärts, von Franken nach Markneukirchen. Nun hat er die alte Heimat seines Vaters, den böhmischen Musikwinkel, in Sichtweite. Es war keine sentimentale Angelegenheit: Er will hier Marktführer werden.

VON KAY REINHARDT

Unterhalb der FH, nur ein paar Häuser weiter rechts Richtung Stadtmitte, eröffnete Hans-Peter Wilfer im Juli 2007 das Framus Museum. Es erzählt die Firmengeschichte der ehemals größten Gitarrenfabrik Europas mit Hilfe von zweihundert Musikinstrumenten eigener Produktion von der Fiedel bis zur Hawaiigitarre, mit historischen Werbematerialien, Fotos und zweisprachigen Schrifttafeln auf Deutsch und Englisch.

Das Framus Museum sucht Lennons Klampfe

Baureihe „Nashville“
Ein Highlight aus Folksicht ist die qualitätvolle Baureihe „Nashville“.

Folks, aufgepasst! Das Framus Museum ist bestrebt, seine Sammlung durch weitere Ankäufe zu komplettieren. Auf der Website www.framus-vintage.de steht eine Liste sämtlicher Framus-Instrumente, darunter auch Westerngitarren, Banjos, Ukulelen und andere Folkinstrumente. Dort erfährt man per Mausklick, welches Instrument im Museumsbestand vorhanden ist und welches nicht. Die nicht mit Fotos und Beschreibungen vorgestellten Modelle fehlen in der Sammlung. Wer eines davon verkaufen möchte, sollte Kontakt mit Museumsleiter Christian Hoyer aufnehmen. Dringend sucht das Museum eine Framus 12-string Hootenanny 5/024, denn auf einem solchen Instrument klampfte John Lennon.

20-saitige Framus Professional Pedal Steel Guitar Nicht nur für Country- und Westernmusiker ein Traum: die 20-saitige Framus Professional Pedal Steel Guitar. Eröffnung des Framus Museums Eröffnung des Framus Museums – v . l. Bürgermeister Hoyer, Florence Wilfer-Riboud, Hans-Peter Wilfer.

Ursprünglich trugen alle Framus-Saiteninstrumente das Markenzeichen am Hals: eine Geige vor der Weltkugel, darunter den Schriftzug „Framus“. Im Korpus klebte in der Regel ein Prüfzettel mit der Überschrift „Built in the Heart of Bavaria“ – das ist auch der Titel des empfehlenswerten Buches über Framus. Wer sich nicht sicher ist, ob er eine Gitarre des Herstellers hat, kann Fotos seines Instruments an Hoyer schicken, der täglich bereits bis zu dreißig Anfragen erhält. Das ist viel für ein Museum, das es erst seit gut einem Jahr gibt.

Ein Denkmal für Fred Wilfer

Gründer und Träger des Museums ist der gebürtige Franke Hans-Peter Wilfer. Das Leben und Werk seines Vaters, des Bauernsohns Alfred Andreas Wilfer (1917-1996), macht den Museumsbesuchern bewusst, wie stark das Erlebnis, aus seiner Heimat vertrieben zu werden, den Charakter eines Menschen prägt. Fred Wilfer stammte aus dem nur zehn Kilometer von Markneukirchen entfernten Dorf Waltersgrün bei Schönbach (Luby), der Musikstadt im böhmischen Musikwinkel. Er organisierte 1945/46 die Flucht und Umsiedlung der sudetendeutschen Geigenbauer aus Schönbach ins bayerische Bubenreuth und gründete am 1. Januar 1946 in Erlangen die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“, weltbekannt geworden als „Framus“. Sie war immer für eine innovative Überraschung gut und deshalb, besonders in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, der Konkurrenz manchmal um Oktaven voraus.

[...mehr im Folker!]

 
Plakat Hoyschrecke

Wo Hasenscheisse auf singende Tresen trifft
LIEDERFEST HOYSCHRECKE IN HOYERSWERDA
Festival dient auch Gedankenaustausch
der Songpoeten und Gruppen

Ein Musikfestival, bei dem nicht nur gesungen, sondern auch viel geredet wird, ist das Liederfest Hoyschrecke in Hoyerswerda. Das Ziel der jährlich stattfindenden dreitägigen Veranstaltung Ende November ist neben der Präsentation musikalischer Beiträge auf der Bühne ausdrücklich auch der rege Gedankenaustausch. Das passt, denn hier treffen sich die Vertreter einer musikalischen Gattung, die in aller Regel etwas mehr zu sagen hat als andere, Hoyschrecke bei der es mehr als anderswo auf die Texte der vorgetragenen Lieder ankommt. Zum 12. Mal findet das Liederfest vom 28. bis 30. November statt. Die Hoyschrecke „springt“ thematisch inzwischen weiter als in den Anfangsjahren. Der Name des früheren „Liedermachertreffens“ wurde mit der vergangenen Auflage 2007 verändert, die inhaltliche Ausrichtung im gleichen Zuge leicht erweitert: Seither sind nicht nur „Einzelkämpfer“, sondern auch Gruppen zum Wettbewerb um die „Hoyschrecken“ zugelassen.

Anmeldungen und Informationen:
Kulturfabrik e. V.
Alte Berliner Straße 26
02977 Hoyerswerda
Tel. 03571-405980
(Uwe Proksch, Reinhard Ständer)
go! info@kufa-hoyerswerda.de
go! www.hoyschrecke.de

VON DIRK T. FELLINGHAUER

„Das Niveau ist dadurch erheblich gestiegen“, freut sich Reinhard „Pfeffi“ Ständer über die prompte positive Wirkung der Neuerungen, die für erheblich mehr Abwechslung im musikalischen Geschehen des Festes gesorgt haben. „Pfeffi“ ist einer der Hauptorganisatoren der Veranstaltung in der Kulturfabrik in Hoyerswerda. Aus ganz Deutschland werden wieder Songpoeten und Liedgruppen in die Stadt im Norden der sächsischen Oberlausitz reisen, die etwa 35 Kilometer südlich von Cottbus und 55 Kilometer nordöstlich von Dresden liegt. Außer für die musikalischen Akteure lohnt sich der Besuch des Festivals natürlich auch für das interessierte Publikum, das hier vielfältigen musikalischen Genuss serviert bekommt und sicherlich manche Entdeckung machen kann. Vierhundert Besucher waren im letzten Jahr bei den öffentlichen Konzerten dabei. Neben Künstlern und Gruppen, die sich bereits einen Namen gemacht haben, ist die Hoyschrecke auch ein Forum für Neulinge. Nicht nur offene Ohren und – im besten Fall – begeisterter Applaus sind gefragt, sondern auch die Meinung des Publikums: Im Wettbewerb wird neben einem Jurypreis auch ein Publikumspreis vergeben.

Vanessa Maurischat

Publikum und Jury sind sich einig

In den ersten zehn Jahren sangen in Hoyerswerda ausschließlich Einzelkünstler, eben die klassischen, manchmal vom Aussterben bedroht erscheinenden Liedermacher, um die Wette. Seit der elften Ausgabe können sich auch Gruppen mit bis zu fünf Musikern bewerben. Wichtig ist, dass auch diese ausschließlich akustische Musik präsentieren. Ob solo oder als Gruppe, ein weiteres Kriterium für die Teilnahme am Festival und am Wettbewerb ist, dass die Titel selbst verfasst und die Liedtexte in deutscher Sprache sind. Coverversionen sind nicht zugelassen. Bei der Beurteilung der Beiträge scheinen sich Jury und Publikum größtenteils ziemlich einig zu sein. Im letzten Jahr gewann Vanessa Maurischat den ersten Jurypreis, beim Publikum landete sie auf dem zweiten Platz. Das Duo Hasenscheisse aus Potsdam wählte das Publikum auf den ersten Platz, die Jury auf den zweiten. Den dritten Platz belegte bei der Jury Der Singende Tresen aus Berlin, beim Publikum der Stuttgarter Andreas Wagner.

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Nanna Larsen

Dabeisein ist alles
TROUBADOUR
Wettbewerb mit Herz, Witz und viel Gefühl für Musik, Kollegen und Publikum

Zum vierten Mal richtet die Musikerin Mckinley Black in Berlin den Singer/Songwriter-Wettbewerb „Troubadour“ aus, der Nachwuchskünstler und Musiker, die schon jahrelang im Geschäft sind, gleichermaßen einbindet. Die umfangreiche Vorrunde mit insgesamt 72 Acts findet ab Oktober zweimal monatlich statt, und nach zwei Halbfinalveranstaltungen im April des nächsten Jahres ist der Höhepunkt dann das im Juni stattfindende Finale. Dabei ist die Kernidee, einen über Berlins Grenzen hinaus wahrnehmbaren Treffpunkt für die Szene der akustischen Musik zu schaffen. Gefördert unter anderem vom Berliner Mckinley Black Kultursenator – der auch zugleich Regierender Bürgermeister ist -, ist Troubadour in der kurzen Zeit seiner Existenz bereits zu einer festen Größe in der Kreativzelle Berlin geworden.

VON SABINE FROESE

go! www.troubadour.de.com

Die Idee, einen solchen Wettbewerb in Berlin zu organisieren, entwickelt die seit 1998 in der deutschen Hauptstadt lebende US-amerikanische Singer/Songwriterin Mckinley Black, nachdem sie immer wieder von Künstlerkollegen nach Möglichkeiten einer Zusammenarbeit gefragt wird, etwa durch den Auftritt als Vorgruppe bei ihren regelmäßigen Konzerten im Klub Quasimodo. Und schließlich hat es ihr Landsmann Eddie Owen, Begründer des bekannten Klubs Eddie’s Attic in Decatur, im US-Bundesstaat Georgia, mit seinen regelmäßig stattfindenden „Shoot Outs“ vorgemacht, wie gut so ein Wettbewerb bei Musikern und Publikum ankommen kann.

Esther Buser Janin Johannsen

Als Mckinley Black mit der ersten Troubadour-Ausgabe 2005 an den Start geht, merkt sie bald, wie fremd den deutschen Musikerkollegen der positive Wettbewerbsgedanke ist. Zunächst hat sie es schwer, zu vermitteln, dass die Idee hinter Troubadour nicht Konkurrenz im Sinne gegenseitiger Verdrängung, sondern vor allem Werbung für die Singer/Songwriter-Szene und Gelegenheit zum Netzwerken sein soll. „Für uns Amerikaner ist Konkurrenz etwas Positives, wir finden das spannend und gehen da voll rein, ohne das persönlich zu nehmen. Bei einem solchen Wettbewerb sind die Teilnehmer keine Gegner, sondern Kollegen – egal wer gewinnt. Vielleicht ergibt sich ja durch das Kennenlernen eine Zusammenarbeit“, sagt Black, deren Botschaft vom Wettbewerb im Guten mittlerweile angekommen ist. Um das Gemeinschaftsgefühl und den Austausch zu fördern, werden alle Troubadour-Teilnehmer – pro Abend sind es immer sechs teilnehmende Bands oder Solokünstler – vor den Auftrittsterminen zu einem gemeinsamen Essen eingeladen, das von einem indischen Restaurant gesponsert wird.

Es geht nicht ums Gewinnen

Die Teilnahmebedingungen für Troubadour sind leicht zu erfüllen: Die Künstler müssen mindestens fünf Songs selbst geschrieben haben und dürfen nur Originalmaterial präsentieren, keine Coverversionen. Elektronische Instrumente sind nicht zugelassen, und eine Band kann sich mit maximal vier Musikern präsentieren. Troubadour ist in erster Linie für die Berliner Szene gedacht, aber nicht darauf beschränkt: 2007/2008 kamen 39 Acts aus Berlin, 21 aus Deutschland und 12 aus sechs anderen Ländern.

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Verleihung der Landesehrennadel Rheinland-Pfalz

„Es war widder mol schää“
DER MUSIKANTEBUCKL
Eine Kult-Kulturkneipe in der Südpfalz

Wer Oberotterbach finden will, der benötigt schon eine detaillierte Landkarte oder aber ein gutes Navigationssystem. Der schnuckelige kleine Weinort liegt in der Südpfalz, nahe dem Kurstädtchen Bad Bergzabern und unweit der französischen Grenze – nur wenige Kilometer trennen den Flecken vom französischen Wissembourg. Dieser Umstand gibt dem Dörfchen einen Hauch von großer Welt und belehrt all jene eines Besseren, die schon vermutet hatten, das Ende derselben erreicht zu haben. Die Grenznähe jedoch bietet nicht die einzige Möglichkeit in Oberotterbach, internationale Luft zu schnuppern – es gibt da nämlich noch den Musikantebuckl. Der zieht seit 18 Jahren Künstler aus aller Welt an die südliche Weinstraße, um deren Kunst in einem uralten Gewölbekeller zu präsentieren. Immer wieder freitags geht es dann rund in Oberotterbach: manchmal lautstark, manchmal etwas ruhiger und besinnlicher, stets jedoch in stimmungsvoller Atmosphäre, für die schon das außergewöhnliche Ambiente sorgt.

go! www.musikantebuckl.de

VON MARKUS DEHM

Konzertstimmung im Musikantebuckl

Am 4. Januar 1990 übernahmen Gerry Marz und Alfons Getto den Musikantebuckl und luden als erste Gruppe das Trio Bagatelli ein. „Ein Traum wird wahr“ hieß das Programm des Trios an diesem Abend – thematisch treffender ging es wohl kaum. Denn für die beiden Musik- und Kleinkunstfans war die Übernahme des Musikantebuckls in der Tat die Erfüllung eines Traumes. „Hierbei stand bei uns nie der kommerzielle Aspekt im Vordergrund“, sagt Alfons Getto, der sein Geld als Finanzbeamter verdient. „Für uns war von Anfang an klar, dass das immer nur eine Wochenendbeschäftigung sein würde. Wir wollten beide nie Vollzeitwirte sein.“ Und so ist der Musikantebuckl immer nur freitags, samstags und sonntags geöffnet, und auch das nur an zehn Monaten im Jahr – im Juli und August bleibt der Keller geschlossen, obwohl es doch gerade in den heißesten Monaten im Jahr tief unten in der Pfälzer Erde so schön kühl wäre. Auf die Frage, ob die Bewirtung der Gäste mit kulinarischen Leckereien oder aber die kulturellen Freitagabende im Vordergrund stehen, müssen die beiden nicht lange überlegen: „Es sind ganz klar die Veranstaltungen, die diese Arbeit für uns so interessant machen. Ohne Veranstaltungen gäbe es gewiss mit uns auch keinen Musikantebuckl. Zwar freuen wir uns auch, wenn unser Flammkuchen gelobt wird, aber die Konzerte sind für uns die Highlights.“

So denkt wohl auch das Publikum und füllt den Raum an vielen Freitagen bis auf den letzten Sitz- und Stehplatz (mit etwa fünfundsiebzig Gästen ist der Keller proppenvoll). „Aber das war nicht immer so“, merken die Wochenendwirte an. Man denkt nun spontan, dass jetzt die Geschichten mit den typischen Anfangsschwierigkeiten kommen, bekommt allerdings etwas ganz anderes zu hören. „Viele Besucher nehmen eine recht weite Anfahrt für die Konzertabende in Kauf. Und nun kam es immer häufiger so, dass sie eintrafen und der Keller bereits randvoll war, sodass wir, bei allem guten Willen und Improvisationsgeschick, niemandem mehr Einlass gewähren konnten. Das frustrierte die Gäste und sie blieben fortan einfach weg. Bis sich schließlich das Ganze ins Gegenteil verkehrte, will heißen, dass die Veranstaltungen plötzlich überhaupt nicht mehr gut besucht waren und wir immer häufiger Verluste machten.“ Aber Marz und Getto fanden auch für dieses Problem eine Lösung. Man führte ein Reservierungssystem ein und siehe da, der „Buckl“ füllte sich wieder, und alle waren zufrieden.

[...mehr im Folker!]


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im Folker! 5/2008