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PLATTENPROJEKTE

Es gibt DVDs, CDs und spezielle Serien, die sich den herkömmlichen Kriterien einer Rezension entziehen. Gerade in einer Zeit, in der Tonträger preiswert produziert werden können, die Menge an Veröffentlichungen inflationär ist und gleichzeitig die Bedeutung des CD-Konzepts angesichts neuer verfügbarer Medien mehr und mehr in Frage gestellt zu werden scheint, sind anspruchsvolle Serien besonders wichtig. Engagierte Vorhaben, ganz gleich ob tatsächliche oder angebliche, müssen sich mit strengeren Maßstäben messen lassen als z. B. eine ordinäre Kompilation.

In diesem Heft schreibt Kay Dohnke über die 2-CD-Box

Indian Summer Sounds

Indian Summer Sounds – Musik der Indianer Nordamerikas . Hg. von Christian Winkelmann, Zusammenstellung und Texte von Michael Schlottner. Dreieich und Frankfurt/M: Heupferd Musik Verlag & Büchergilde Gutenberg, 2 CDs (57:41 u. 76:55 Min. Spielzeit) im Digipack mit 52-seitigem Booklet.

Indian Summer Sounds
Musik der Indianer Nordamerikas

Das Cover in verwischten Pastellfarben gehalten, der Titel beliebig: Indian Summer Sounds . Das klingt nach billig produziertem Easy Listening, und fast rechnet man mit Bollywood-Sound: Musik für Cocktailpartys zwischen Mumbai und Kalkutta? Der Untertitel rückt die Erwartungen schnell zurecht: „Musik der Indianer Nordamerikas“ wird hier auf zwei CDs präsentiert, die Native American Inspirations und Native American Moods heißen. Und beide sind alte Bekannte: Bereits 2003 vertrieb der Zweitausendeins-Versand diese damals wie jetzt vom Heupferd Verlag produzierten Sampler, bei denen es sich um Kompilationen aus dem Katalog von Canyon Records (Phoenix, Arizona) bzw. Makoché (Bismarck, North Dakota) handelt. Bei ihrem Debüt konnten die CDs nur enttäuschen, weil sie bar jeglicher Informationen daherkamen und für Hörer ohne Vorkenntnisse einen verwirrenden Mix unterschiedlichster Musikstile präsentierten, deren Charakteristika verborgen bleiben mussten. Jetzt bekommen sie eine neue Chance – und diesmal liegt eine bemerkenswerte Edition vor.

Der sich anfangs regende Verdacht, hier habe man billige Lizenzen abgeschöpft und wolle das nun als repräsentativen Querschnitt verkaufen, erweist sich als unbegründet: Sowohl Canyon als auch Makoché haben wichtige Vertreter der indigenen Musik Nordamerikas unter Vertrag, sodass hier ein respektabler Überblick gelingt. Zudem wird nirgends der Anspruch erhoben, diese Auswahl sei repräsentativ. Doch dieser Eindruck stellt sich – zu Recht – bei der näheren Auseinandersetzung mit dem vorliegenden Material ein.

Indianische Musik – darunter verstand man bei uns lange dreierlei: einmal die Songs von Buffy Sainte-Marie, der Cree-Indianerin aus Saskatchewan, die in den Siebzigern erfolgreich war und sich international einen Namen machte; dann hatte sich herumgesprochen, dass Robbie Robertson – der Sänger von The Band – indianischer Abstammung ist und in aktuellen CD-Projekten seine kulturellen Hintergründe reflektiert; und drittens haben immer wieder Alben mit der traditionellen „Hey-ya-hey-ya-hey“-Musik Konjunktur, die oftmals in Esoterikläden auf Käufer warten. Schwer vorstellbar, dass jemand diese für Nicht-Eingeweihte sehr monotonen Lieder häufiger anhören mag; selbst von ihren Urhebern werden sie schließlich nur selten und wenn, dann in rituellem Kontext gesungen.


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im Folker! 5/2008