In der Ausgabe März/April 2008 findet Ihr:


All-African Superstar
--> Youssou N’Dour
Immer auf zu neuen Ufern

Von Sabine Froese
Titel

Folker! präsentiert
Die Rotweinflasche im Taufbecken oder „So schön hat unser Ort noch nie geklungen!“
--> Zum zehnten Mal Venner Folk Frühling

Von Kai Engelke

Ein Jubiläum unter Freunden
--> Dreißig Jahre Fraunhofer Saitenmusik
Volksmusik in immer noch nicht so leichten Zeiten

Von Willi Rodrian

„Die besten fröhlichen Lieder sind immer die traurigsten!“
--> Carus Thompson
Der Ineinsfall der Gegensätze

Von Stefan Backes

Ladino zu singen ist eine Mission
--> Yasmin Levy
Der magische Zauber sephardischer Lieder

Von Suzanne Cords

Die Luft ist noch lange nicht raus
--> Gerd Köster & Frank Hocker
Erdige Songs über verlorene Lieben und satirische Seitenhiebe auf alle Hochstapler, Aufschneider und Erbsenzähler

Von Sylvia Systermans

Exklusiv auf www.folker.de:
Nach sieben Jahren erstmals wieder gemeinsam auf der Bühne:
--> Big Country
25 Jahre Rockmusik mit keltischen Wurzeln

Von Stefan Backes

Grenzgänger zwischen Folk und Blues
--> Ray Bonneville
Mit neuer CD in Deutschland unterwegs

Von Michael Tiefensee
Kosmopolitische Töne aus Nigeria
--> Asa
Ein kleiner Falke will hoch hinaus

Von Suzanne Cords

Folker! präsentiert
--> Länderschwerpunkt Estland beim Festival folkBALTICA 2008
Junge traditionelle Musik im Land der sumpfigen Wälder, Bären, Wölfe und Elche
(Weibliches) Dudelsackrevival im nördlichsten Baltikumstaat

Von Wolfgang Meyering

Alte Säcke schnappen besser!
--> Schnappsack
Reunion einer Deutschfolklegende nach dreißig Jahren

Von Ulrich Joosten

Gastspiel:
--> „Verabschiedung vom Gesamtkunstwerk?“

Gerd Heger

Labelporträt (32):
--> Felmay

--> Heimspiel
Al Globe
Akkordeonfestival Wien
Folk-Club Züri
Liedermacher Trier

Plattenprojekte
--> The Radio Ballads

--> Noten ohne Quoten
Eine Stimme für das deutschsprachige Lied

Von Karl-Heinz Schmieding

--> Charts
go editorial
--> Nachspiel  
--> Impressum

Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

trotz sinkender Verkaufszahlen macht einer der Popbranche Mut: Dieter Gorny. Der Vorsitzende des neuen Bundesverbandes Musikindustrie prophezeit der totgesagten CD trotz zunehmender Digitalvermarktung noch ein langes Leben. In einem Interview in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift kulturnews meinte Gorny: „Ich halte es für falsch, den Markt für physische Tonträger für tot zu erklären. CDs machen immer noch rund 85 Prozent des Branchenumsatzes aus. Es wird noch lange dauern, bis die CD aus den Regalen verschwunden ist.“ Mit dem möglichen Verschwinden der CD als „Gesamtkunstwerk“ beschäftigt sich Gerd Heger im Gastspiel dieser Ausgabe.

Wo bleibt das „Positive“ fragt Wolfgang Schramm vom Freien Radio für Stuttgart in einem Leserbrief und fordert: „... nicht jammern, sondern hammern und berichten.“

Nun, berichten, das tun wir auch in dieser Ausgabe. Da ist zunächst einmal Erfreuliches zu vermelden aus dem Südwesten der Republik, wo ausgerechnet einer der kleineren ARD-Sender eine neue dreistündige Sendung eingeführt hat (siehe auch Rubrik „Szene“), während die Großen wie der WDR unbeirrt ihre Politik des Qualitätsabbaus fortfahren und diesen, ohne rot zu werden, als „Programmoptimierung“ verkaufen. Auch aus dem Osten erreichen uns leider keine guten Nachrichten. Im Januar erschien die letzte Ausgabe der vom MDR herausgegebenen Programmzeitschrift Triangel in ihrer bisherigen Form. In den vergangenen Jahren bot das Heft jeden Monat eine Fülle von Hintergrundinformationen über das Programm von MDR FIGARO - in dieser Art einzigartig in der ARD-Landschaft. Damit ist es jetzt vorbei. „In Zeiten, wo auch der Mitteldeutsche Rundfunk sparen muss und wir uns mehr denn je auf die mediale Kernaufgabe des Hörfunks konzentrieren müssen, ist diese hochwertig produzierte Form nicht mehr zu rechtfertigen“, schrieb Detlef Rentsch, Programmchef von MDR FIGARO, im Editorial der letzten Triangel-Ausgabe zur Begründung. In Zukunft wird eine abgespeckte „programmbegleitende Information“ im Internet und gegen einen Kostenbeitrag auch in gedruckter Form angeboten. Was konkret bedeutet, dass statt wie bislang zahlreiche Hintergrundbeiträge neben der kommentierten Programmvorschau gerade einmal drei Artikel angeboten werden. Auch für den Abdruck der Liederbestenliste gibt es jetzt keinen Platz mehr. Eine Entwicklung, die MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller nicht davon abhält, im Februar-„Heft“ zu verkünden, „dass es in Zukunft mehr denn je auf den Inhalt ankommt, auf Qualität und auf Vielfalt“.

Über das oft erschreckende - weil nicht vorhandene - Niveau von so genannten „Waschzetteln“, mit denen CD-Neuveröffentlichungen den Medien „nahe“ gebracht werden, habe ich mich an dieser Stelle schon bei anderer Gelegenheit ausgelassen. Immer wieder gibt es jedoch zu diesem Thema neue Highlights nicht nur in Sachen Stil zu vermelden. Auch Gedankenlosigkeit scheint in manchen PR-Schreibstuben zu herrschen. Anders ist es wohl nicht zu verstehen, wenn das aktuelle Werk von DJ Missill so beworben wird: „Während die Augen des Erdenvolks in Sachen nuklearer Aufrüstung sorgenvoll auf Teheran gerichtet sind, ist im Herzen Frankreichs eine Rakete gezündet worden, die jeden Tanzflur der Welt zum Zerbersten bringt ...“ Man sollte Preise für die niveaulosesten Promotexte ausloben nach dem Vorbild der von den Medienfrauen von ARD und ZDF alljährlich vergebenen „Sauren Gurke“, dem „Preis“ für frauenfeindliche Fernsehbeiträge im öffentlich-rechtlichen Programm.

Apropos Preise. Mitte Februar wurden in Los Angeles die diesjährigen Grammy Awards vergeben. Für die Jubiläumsveranstaltung - zum fünfzigsten Mal hieß es in mehr als hundert Kategorien „And the winner is ...“ - hatten sich die Veranstalter etwas Besonderes einfallen lassen. Zum ersten Mal konnte man per Internetübertragung auch die Vergabe der Grammys in den weniger „publikumswirksamen“ Kategorien live erleben, die nicht in der Fernsehübertragung zu sehen sind, wo es nur um die wichtigen Kategorien wie „Album des Jahres“ oder „Song des Jahres“ geht. Die drei Stunden lange Prozedur - von Grammys für die besten Linernotes über die für Klassik- und Jazzaufnahmen bis hin zu für unsere Leserschaft interessanten Preisen in Bereichen wie Folk, Country oder Weltmusik - war jedoch eher eine Tortur. Von Präsentatoren, die teilweise trotz Teleprompter mühsam und gekünstelt aufgeregt durch ihre Ansagen stolperten, bis zum nervenden, aber in den USA offensichtlich zum guten Ton gehörenden Dank an Jesus und Gott. Von „Qualität“ der Bühnendialoge und Reden zu sprechen, würde eine Abwertung dieses Wort angesichts dessen bedeuten, was die Mitglieder der schreibenden Zunft ablieferten, nachdem die Gewerkschaft der Autoren ihnen eine Sondererlaubnis erteilt hatte, aktiv an der Musikshow mitzuwirken. Da fragt man sich, warum es eigentlich eine solche Aufregung um den Streik der Autoren im Zusammenhang der Grammy-Veranstaltung gegeben hatte. Schlechter wäre das Niveau auch ohne sie nicht gewesen. Enttäuschend war auch, dass die meisten der Preisträger nicht im Saal waren - angefangen von Steve Earle bis Alison Krauss. Wenn derlei Auszeichnungen nur von Bedeutung sind, wenn ihre Überreichung im Fernsehen zu verfolgen ist, sollte man in allen anderen Kategorien die Preise ihren Gewinnern von vornherein per Post zustellen. Ihre Verleihung vor Ort an nicht anwesende Künstler ist eine Farce.

Beim Stichwort „Post“ will ich noch schnell loswerden, dass alle, die einmal ein Heft im Briefkasten vermissen oder sonst ein Problem mit ihrem Abonnement haben, sich bitte nicht an die Redaktionsanschrift go! info@folker.de, sondern direkt an den Vertrieb des Folker! unter go! abo@folker.de wenden sollen, wo ihnen schnell geholfen wird.

Und damit entlasse ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer mit aktuellen und interessanten Informationen rund um die Themen Folk, Lied und Weltmusik prall gefüllten neuen Ausgabe unserer Zeitschrift. Wie immer wünsche ich Ihnen dabei viel Spaß.

Ihr Folker!-Chefredakteur
Michael Kleff

PS: U2, genauer gesagt ihr langjähriger Manager Paul McGuinness, hat in einer Rede auf der Musikmesse MIDEM in Cannes im Januar die Internetprovider aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um illegale Musikdownloads zu unterbinden. Unter anderem warf McGuinness Firmen wie Apple, Google, Yahoo und Facebook vor, mit dem geistigen Eigentum von Musikern Milliarden von Dollar zu verdienen und Geld von der Musikindustrie zu stehlen. Vielleicht sollte sich die Empörung des Bandmanagers auch einmal genau gegen letztere richten. Oder ist die Tatsache, dass die fünf leitenden Mitglieder der Geschäftsführung von Warner Brothers im vergangenen Jahr über 15,5 Millionen Dollar an Gehalt und Bonuszahlungen in ihre Tasche stecken konnten, etwa kein Diebstahl zu Lasten der Musiker?


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