Zu Gast beim
10. Venner
Folk Frühling
Auswahldiskografie: Carus (EP; Eigenverlag, 2000) Songs From Martin St (Eigenverlag/MGM, 2003) Acoustic At The Norfolk - Live (Do-CD; Eigenverlag/Valve, 2003) Long Nights Are Gone (Eigenverlag/Valve, 2004) Three Boxes (Eigenverlag/Valve, 2007) Carus Thompson unterwegs: 19.04.08: Namur (B), tba 30.04.08: Neuenkirchen-Voerden, Kulturbahnhof 02.05.08: Dortmund, FZW 03.05.08: Venne, Folk Frühling 04.05.08: Evestorf, DGH 05.05.08: Norderstedt, MusicStar 06.05.08: Hamburg, Haus 73 08.05.08: Bergen, tba 09.05.08: Celle, tba 11.05.08: Wredenhagen, Café-Scheune 12.05.08: Wuppertal, tba 13.05.08: Solingen Stückgut 14.05.08: Hannover, EnerCity Café 15.05.08: Berlin, Café Zapata 16.05.08: Parchim, Irish Pub 17.05.08: Norderstedt, Festival 24.05.08: München, tba www.carus.com.au www.myspace.com/carusthompson youtube.com/CarusAndTheTBs |
12. Mai 2006, Venne, Gasthaus Linnenschmidt, kurz vor Mitternacht. Auf der Bühne der Schlusspunkt des ersten Abends des 8. Folk Frühlings: Carus Thompson & The True Believers. Die anfänglich zurückhaltende Skepsis des Publikums ob der sehr radiotauglichen Mischung aus Singer/Songwriter, Country, Folk, Reggae, aber auch Rootsrock und Funk weicht mehr und mehr wachsender Begeisterung. Skepsis auch ob der zuweilen mit scheinbar allürenhaftem Hang zur Selbstdarstellung gepaarten Darbietung, die jedoch im nächsten Moment unvermittelt umschwenkt in zerbrechlich-balladeske Zurückhaltung. Carus Thompson spaltet die Gemüter. Hardcore-Folkies ziehen sich pikiert zurück vor der vermeintlichen Rockmusikerpose und stecken den Westaustralier (allzu vorschnell) in die Zu-nah-am-Mainstream-Schublade. Die versöhnlicher Gestimmten sind geradezu angetan von seiner enormen Bühnenpräsenz. Und genau darin liegt seine Stärke: Wie kaum ein anderer vereint Carus Thompson die Gegensätze, präsentiert sich ebenso überzeugend als nachdenklicher Singer/Songwriter, der mit offenen Augen durch die zwischenmenschlichen und sozialen Gefälle dieser Welt geht, wie er fast schon parodistisch in seiner Attitüde den Rockstar mimt - und wirkt dabei jedes Mal absolut authentisch und unverfälscht. Sein Geheimnis: Er verstellt sich nicht, beides ist Teil seiner Persönlichkeit. Zwar kann er nicht den Bekanntheitsgrad oder Erfolg musikalisch vergleichbarer Künstler wie Jack Johnson oder John Butler aufweisen, doch hat er sich in besonderem Maße seine Integrität bewahrt. Allerdings: Wird er erst von einem Majorlabel entdeckt, sollte Venne, wo er 2008 zum dritten Mal auftritt, nicht das Ende seines Weges gewesen sein ...
Von Stefan Backes
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arus Thompson wurde 1977 in Fremantle, Westaustralien, in ein musikalisch völlig unbelastetes Elternhaus geboren. Mit zwölf Jahren begann er, sich selbst das Gitarrespielen beizubringen. Noten lesen kann er bis heute nicht, aber ab dem Moment, da er die Beatles, Neil Young und Bob Dylan für sich entdeckte, packte es ihn. „Ich hatte das Glück, dass ich im Prinzip vom ersten Moment an, da ich eine Gitarre in die Hand nahm, anfing zu texten. Seitdem habe ich wahrscheinlich 500 Lieder geschrieben ..., aber der erste Song mit zwölf war noch ziemlich schlecht.“
„Wir sind ein Teil von Asien, Australien sollte das endlich einsehen und sich damit abfinden! Wir haben unsere eigene Identität, das Erbe der Aborigines, aber wir sind einfach zu dumm und zu blind, um das zu kapieren. Wir wertschätzen die Kultur der Aborigines nur dann, wenn es uns in den Kram passt.“ |
Nur zwanzig Kilometer südlich von Perth, der Hauptstadt Westaustraliens, an der Mündung des River Swan in den Indischen Ozean gelegen, könnte man vermuten, der 25.000-Seelen-Hafen Fremantle dümpelte so dahin im Schatten der Millionenmetropole. Weit gefehlt: Es ist eine lebendige und farbige Stadt, die zugleich eine bemerkenswerte eigenständige Musikszene vorweisen kann, die unter anderem heute international erfolgreiche Bands wie das John Butler Trio oder The Waifs hervorgebracht hat. In seiner Heimatstadt machte Carus Thompson als Straßenmusiker die ersten Erfahrungen als performing artist, lernte auf diese Weise besagten John Butler kennen, mit dem er bis heute befreundet ist und in dessen Vorprogramm er bereits auftrat.
Mit seiner ersten Band, den Appleheads, begann er nach Abschluss der Schule durch Kneipen zu tingeln. Bestand zu der Zeit das Repertoire ausschließlich aus Eigenkompositionen, musste er bald erkennen, dass das (noch) nicht ausreichte, um sich damit einen Lebensunterhalt zu verdienen. 1998 siedelte er mit seiner Freundin für ein Jahr ins gut 4.000 km entfernte Darwin im Northern Territory über. Hier trat er vier, fünf Nächte die Woche in Klubs und Bars auf und musste zu diesem Zweck eine Menge Coversongs einstudieren. „Bis dahin hatte ich immer gedacht, dass es so etwas wie Verrat an anderen Künstlern sei, Lieder zu covern, aber heute bin ich richtig froh über diese Erfahrung. So lernte ich, was ein wirklich gutes Lied ausmacht.“ Nach diesem Jahr ging Thompson zurück nach Fremantle und nahm sein erstes Album auf, die EP Carus.
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