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Ladino zu singen ist eine Mission

YASMIN LEVY

DER MAGISCHE ZAUBER SEPHARDISCHER LIEDER

Yasmin Levy
La Judería
Mano Suave
Romance & Yasmin
Diskografie:
Romance & Yasmin
(Connecting
  Cultures/Galileo MC, 2000)
La Juderia
(Connecting Cultures/
  Galileo MC, 2005)
Mano Suave
(World Village/
  Harmonia Mundi, 2007)

Yasmin Levy unterwegs:
01.04.08: Hamburg, Fabrik
02.04.08: Berlin, Passionskirche
03.04.08: Wien, Konzerthaus
05.04.08: Wien, Konzerthaus
  (mit Agnes Palmisano)
06.04.08: Nürnberg, Villa Leon
07.04.08: München, Club Ampere
www.nuzzcom.com


Ob Yasmin Levy im Rahmen des Israel-
Schwerpunktes beim diesjährigen
TFF.Rudolstadt auftreten wird, war bei
Redaktionsschluss vom Veranstalter
noch nicht zu erfahren.

go! www.yasminlevy.net
go! www.myspace.com/yasminlevy

Über sechshundert Jahre ist es her, da lebten Christen, Muslime und Juden einträchtig auf der maurisch beherrschten Iberischen Halbinsel zusammen. In den engen Gassen von Granada und Sevilla wimmelte es von Menschen aus aller Herren Länder, die friedlich ihren Geschäften nachgingen und ihren Glauben unbehelligt ausübten. Die Rufe der Muezzins hallten durch die Stadt, und von den Wänden der Synagogen schallten die liturgischen Gesänge der Rabbis. Doch mit der Reconquista, der Zurückeroberung Spaniens durch die katholischen Könige, begannen die Repressalien und Verfolgungen. Die zunächst noch geduldeten Mauren und Juden wurden im Alhambra-Edikt von 1492 endgültig von der Krone vor die Wahl gestellt: entweder Konvertierung zum christlichen Glauben oder Gang ins Exil. Die meisten flohen und nahmen ihre Sprache und ihre Kultur mit in die neue Heimat. In der Israelin Yasmin Levy haben die sephardischen Juden eine Nachfahrin gefunden, die dafür kämpft, dass das Erbe jener Zeit nicht ausstirbt.

Von Suzanne Cords

L

ieder in der Ladinosprache meiner Vorfahren zu singen, ist nicht einfach nur ein künstlerisches Anliegen. Es ist eine Mission“, bekräftigt Yasmin Levy. „Ich empfinde Ehrfurcht, wenn ich die jahrhundertealten Texte und Melodien intoniere. Man muss sehr vorsichtig und respektvoll mit ihnen umgehen, denn sie sind wie kostbare antike Schmuckstücke.“

„Dieses kulturelle Miteinander
ist ein Symbol für jene vergangene
Zeit, als Juden, Christen und Muslime
einträchtig in Spanien zusammenlebten.“

Den achtsamen Umgang mit dem kulturellen Juwel hat die 32-Jährige schon als Kind im Elternhaus gelernt, denn ihr Vater Yitzhak Levy war der erste, der Ladinolieder mit einem Rekorder aufnahm. Er wurde 1919 in der Türkei geboren und siedelte als Dreijähriger mit seiner Familie nach Palästina über. In Jerusalem ließ er sich in dem alten Viertel Baaka nieder, dort erblickte auch Tochter Yasmin im Dezember 1975 das Licht der Welt. „Mein Vater war Komponist und Kantor, und er sah es als seine Lebensaufgabe an, die Ladinolieder vor dem Aussterben zu bewahren“, erzählt sie. „Nach der Gründung des Staates Israel wurde er zum Leiter der Ladinoabteilung im Yasmin Levy israelischen Staatsradio ernannt. Er zog von Haus zu Haus und ließ die Leute ins Mikrofon singen. Das hatte es nie zuvor gegeben, denn bis dahin waren die Lieder jahrhundertelang nur mündlich von Generation zu Generation weitergetragen worden. Die Männer sangen in der Synagoge und die Frauen in der Küche.“

Über fünfzig Jahre ist es her, dass Yitzhak Levy die Stimmen der Menschen auf Tonband bannte und die Liedtexte in mehreren Büchern veröffentlichte. Ein Segen, sagt seine Tochter, denn in Israel drohe die Ladinosprache auszusterben. „Sie klingt wie eine Art archaisches Spanisch. Als die Juden Spanien verließen, vermischte es sich mit Türkisch, Arabisch oder Russisch, je nachdem, wohin sie gingen. Und in Israel erst! Das Land ist ein kultureller Schmelztiegel. Menschen aus aller Welt wanderten ein, vermengten ihre Kulturen und vergaßen die Lieder ihrer Vorfahren. Nach ihrem Tod nahmen die Alten die Lieder mit ins Grab. Und so war auch Ladino dem Untergang geweiht.“

Für Levy allerdings waren die Ladinosongs das tägliche Brot ihrer Kindheit. Zwar starb ihr Vater, als sie gerade mal ein Jahre alt war, trotzdem wuchs sie mit seiner Stimme im Ohr auf. Die Mutter spielte Aufnahmen, auf denen er sang, und sie las ihren Kindern die gesammelten Liedtexte vor. Doch Ladino war nicht nur Lehrstoff, sondern Alltag. Kochava Levy sang beim Kochen, Putzen und Waschen, so wie es schon Generationen anderer Levy-Frauen vor ihr getan hatten, und die kleine Yasmin hörte zu.


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