Diskografie: Schnappschuss (Pinorrekk, 2008; Wiederveröffentlichung der LP von 1979, plus 8 rare Tracks) Geh meinen Weg (Pinorrekk, 2008) Schnappsack unterwegs: 14.03.08: Saarbrücken, Sportklause 08.04.08: Rudolstadt, Kleinkunstbühne 10.04.08: Düsseldorf, Savoy Theater 11.04.08: Witten, Werkstatt Witten (Hildegard-Doebner-Festival) 12.04.08: Frankfurt, Brotfabrik 14.04.08: Kiel, Kulturforum 19.04.08: Würzburg-Grombühl, Felix- Fechenbach-Haus (Folk-up Festival) 22.04.08: Hamburg, Fabrik 23.04.08: Berlin, Fritz Club 24.04.08: München, Ampere 25.04.08: Weinböhla, Zentralgasthof 26.04.08: Beverungen, Stadthalle 29.04.08: Köln, Kulturkirche 03.10.08: Nürnberg, Loni-Übler-Haus 07.11.08: Bad Karlshafen, Weinhaus Römer 30.11.08: Dresden, Theater Rudi www.schnappsack.de www.myspace.com/schnappsack |
1977, als Deutschfolk immer mehr an Bedeutung gewann, formierte sich das Duo Schnappsack. Der Düsseldorfer Bernd Goymann spielte Gitarre, Konzertina, Flöte, Bouzouki und sang. Als Kellner im Göttinger Nörgelbuff hatte er Folkmusik kennen gelernt. Peter Braukmann aus Hildesheim, Gründer des dortigen Folkclubs an der PH, spielte Gitarre, Konzertina, Akkordeon und sang ebenfalls. Er wollte neue, kritische Volkslieder schreiben und traditionelle Lieder neu beleben. Im Folk-MICHEL 6/1979 bescheinigte der Rezensent dem Duo, es sei auf seiner LP Schnappschuß instrumentell „gut aufeinander abgestimmt. Sauber und kräftig bei den Tänzen, dezent und passend bei den Liedern ... Gemein ist allen 7 Liedern ihre Einfachheit, ihr Ohrwurmcharakter und gleichzeitig ihre Eindringlichkeit und ihr Engagement.“ Und sie gefielen und beeinflussten: Generationen von Jungfolk sangen „Und wir haben geglaubt, wir hätten Zeit genug, / Zeit wie das Jahr und wie der Wolkenflug – / Wir sahen nicht die Raben in der Nacht“. Oder trösteten sich mit dem Gedanken: „Morgen kommt ein neuer Tag“! Den gab es für Schnappsack schon Ende 1979 nicht mehr. Jetzt, nach fast dreißig Jahren Funkstille, sind sie wieder da und singen die alten Lieder, teils mit altersweiser, ironischer Distanz, aber auch neue, frische Songs. Im Folker!-Interview geben zwei Männer Auskunft. Stichwortgeber: Ulrich Joosten.
Welche musikalischen Vorbilder hattet ihr, wie kam es zu der Beschäftigung mit deutschem Liedgut? Es gab auf dem Weg dahin ja einige Stationen: Rock, amerikanische und englische Folkmusik ...
Peter Braukmann: Carsten Linde, bei dem ich damals unter Vertrag war, hatte mich schon früh ermutigt, traditionelle deutsche Lieder zu versuchen bzw. eigene Lieder formal wie Volkslieder zu fassen. Bernd hatte sich früher als ich intensiv auf die Suche nach Volksliedern gemacht und verfügte über ein umfangreiches Repertoire. Außerdem war ihm die deutsche Tanzmusik sehr wichtig, zu der ich durch ihn gekommen bin.
Bernd Goymann: Von amerikanischen Musikerfreunden habe ich gelernt, dass man seine Volksmusik differenziert und mit einer liebevollen Distanz pflegen und spielen kann. Da ich als Kind der Großstadt in keinerlei ländlicher Musiktradition verwurzelt war, fand ich dadurch den Zugang zu deutscher Musik und deutschen Liedern. Und zu den Gefühlen, die darin zum Ausdruck gebracht wurden. In Peter begegnete mir jemand, der neue Lieder schrieb, die zu den alten passten. Ich hatte die Hoffnung, dass daraus so etwas wie neue Volksmusik werden könnte. Was wir uns auch insgesamt von der Folkszene erhofften.
Zweifelsohne standen bei den Klängen die großen irischen und amerikanischen Vorbilder Pate. Aber wir versuchten, nur von den Sounds und dem Umgang mit musikalischem Material zu lernen. Allerdings haben wir sehr genau geschaut, wie Planxty Alben zusammenstellte, als wir selbst eine Platte machen wollten. Was die Texte anbelangt, reichen die Einflüsse von den angloamerikanischen Liedermachern bis zu den bürgerlichen Dichtern der deutschen Revolutionsjahre, die für die Arbeiterklasse schrieben.
„Wir möchten unserem Publikum einen intimen, nah am Leben befindlichen Konzertabend bieten, von dem jeder etwas für sich mit nach Hause nehmen kann.“ (Peter Braukmann) |
Welche Rolle spielte politischer Aktivismus in dieser Zeit?
Peter Braukmann: Keine! Ich habe politische Lieder nicht zum Selbstzweck geschrieben, sondern weil ich mich als Teil einer politischen Bewegung verstanden habe, deren Ziel es war, die kapitalistische Gesellschaft durch eine gerechtere, sozialistische Gesellschaft abzulösen. Dazu stehe ich heute weiterhin, wenn auch die Bewegung nicht mehr so richtig ausfindig zu machen ist. Lieder werden erst dann politisch, wenn sie von weiten Teilen der Bevölkerung aufgenommen und verinnerlicht werden. So gesehen ist das „Rabenlied“ über unsere Konzerte in die AKW-Bewegung getragen und dadurch politisch geworden. Oder der „Rote Schal“, der von einem Borkumer Lehrer ins Platt übersetzt worden ist und dort viele Jahre zum Unterricht gehörtem – das Lied hat zum Bewusstsein der Inselbewohner nur durch diese Tatsache beigetragen und nicht dadurch, dass wir ihn über fünfhundertmal in halb Europa gesungen haben.
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