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Die Rotweinflasche im Taufbecken oder
   „So schön hat unser Ort noch nie geklungen!“

ZUM ZEHNTEN MAL
   VENNER FOLK FRÜHLING

Mühlenteichinsel

„Man müsste mal ein Folkfest machen. Ähnlich wie das Bardentreffen in Nürnberg oder auch wie das dänische Tønder Festival. Nur kleiner, überschaubarer. Nichts Gigantisches, dafür aber musikalisch auf höchstem Niveau. Ein Festival wie in den Siebzigerjahren. Das wäre was!“

Logo FolkFrühling

Geäußert wurden diese Wunschvorstellungen - zugegebenermaßen beflügelt von etlichen Bechern Glühwein - im Winter des Jahres 1998 auf dem idyllischen Weihnachtsmarkt im beschaulichen Örtchen Venne, gelegen im Osnabrücker Land. Und wenn die Urheber solcher Gedankenspiele keine Traumtänzer sind, sondern begeisterungsfähige Tatmenschen wie Dieter Wasilke oder auch sein Freund und späterer Mitstreiter Rainer Mix, dann kann aus einer Schnapsidee am Ende tatsächlich etwas ganz Außergewöhnliches entstehen - der Venner Folk Frühling zum Beispiel, der in diesem Jahr sein rundes Jubiläum feiert.

Von Kai Engelke

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esagt, geplant, getan: 1999 ging in Venne das erste „Frühlings“-Festival über die Bühne. Mit dabei waren unter anderem Dieter Wasilkes damalige Gruppe Drievers, die ostfriesische Folkrockformation Laway um den charismatischen Gerd „Ballou“ Brandt, der Barde vom Niederrhein Günter Gall, der plattdeutsche Songpoet Jan Cornelius sowie Peter Bartholomäus, der Richard-Gerner-Vertonungen vortrug. Eineinhalb Tage lang verwandelte sich Venne – und das ist eine der vielen Besonderheiten dieses Festivals – in ein fröhliches, ungezwungenes Miteinander von Alt und Jung, Fremd und Vertraut, an dem praktisch der gesamte Ort teilhatte. Da fielen keine bekifften, trommelnden Späthippies über das Dorf her, die von den Bewohnern misstrauisch beäugt worden wären aus Sorge, sie könnten eine müllübersäte Wiese zurücklassen – Letzteres ließ allein schon die von Anfang an professionelle Organisation nicht zu –, im Gegenteil: Die Organisatoren hatten sich vorgenommen, möglichst viele Menschen zu erreichen, die zunächst einmal nichts mit Folk zu tun hatten, um sie für diese Art von Musik zu begeistern. Ein Ausspruch einer älteren Dame im Anschluss an das erste Festival hat sich Dieter Wasilke besonders eingeprägt: „So schön hat unser Ort noch nie geklungen!“

10. Venner Folk Frühling,
1. bis 4. Mai 2008 in Venne

Das ausführliche Programm mit allen
Daten und Uhrzeiten findet sich unter
go! www.folkfruehling.de
Colin Wilkie und Dieter Wasilke

Gasthaus Linnenschmidt

Walburgiskirche innen

Sicherlich stand bei den Planungen zum Folk Frühling in Venne zunächst die deutschsprachige Liedermacherei im Vordergrund, doch legte man gleichzeitig Wert auf ein relativ breit angelegtes musikalisches Spektrum: Blues, Irish & Scottish Folk, Bluegrass, Chanson, Tango, Polka, Punkfolk, Singer/Songwriter britischer und US-amerikanischer Herkunft, plattdeutsche Lieder, türkische Musik, Folkrock, keltische Musik, Gitarrenvirtuosen, Folksongs aus skandinavischen Ländern, auch die so genannte Weltmusik – all das und noch vieles mehr war und ist in Venne zu hören und zu sehen. Neben den Musikdarbietungen zeigen immer auch bunt gekleidete Tanzensembles ihr Können, und für Kinder gibt es regelmäßig spezielle Angebote, wie zum Beispiel die Löffelpiraten mit ihrem turbulenten Mitmachprogramm.

Das Experiment gelang. Alte Leute besuchten plattdeutsche Konzerte, „und die Zuhörer waren entzückt, obwohl die Darbietungen frei von jeglicher Heimattümelei waren“, wie Festivalchef und PROFOLK-Vorsitzender Dieter Wasilke betont. „Ziel war und ist es, normale Bürger anzusprechen, um letztlich die Musik wieder ein Stück in die Familien zu bringen. Wir wollten auch immer die gute alte Hausmusik fördern“, ergänzt Mitorganisator Rainer Mix.

„Man müsste mal ein
Folkfest machen.“

Keiner der teilnehmenden Musikanten, egal, ob prominent oder weniger bekannt, wird in einem Hotel oder in einer Pension einquartiert, alle werden privat, bei Venner Bürgern untergebracht. Das ist eines der festen Prinzipien der Festivalmacher. Praktizierte Bürgernähe. Allan Taylor nennt Venne „my second home“. Im Schnitt kommen immerhin mehr als 180 Musiker pro Festival in den 3.000-Seelen-Ort. Und – auch das hat mittlerweile Tradition – die teilnehmenden Musiker bleiben während des gesamten Festivals in Venne, besuchen andere Konzerte, treffen sich mit Kolleginnen und Kollegen, sind für die Festivalbesucher darüber hinaus jederzeit ansprechbar. „Dadurch entstanden enge Kontakte, oft sogar Freundschaften, die über die Jahre Bestand haben. Und in manchem Haus hier im Ort wird inzwischen sogar wieder musiziert“, freut sich Dieter Wasilke. Dabei denkt er auch an Kids Go Folk, eine Gruppe Jugendlicher aus Venne, die unter der Anleitung von Rainer Mix innerhalb kürzester Zeit eine erstaunliche musikalische Weiterentwicklung erfahren hat und mittlerweile auf eine stattliche Reihe umjubelter öffentlicher Auftritte, beispielsweise auf Burg Waldeck, zurückblicken kann.


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Mehr über den Venner Folk Frühling
im Folker! 2/2008