„Die Afrikaner lieben den Sound moderner Keyboards und anderer Instrumente, aber der Rest der Welt möchte traditionelle afrikanische Instrumente hören.“ |
Seit über zwei Dekaden begeistert der senegalesische Sänger und Komponist Youssou N’Dour seine Zuhörer aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen in aller Welt. In seiner Heimat ist er schon seit Anfang der Achtizgerjahre ein Superstar, ohne dabei abzuheben oder die Nähe zu seinem Publikum zu verlieren. Sein umtriebiger künstlerischer Lebensweg ist gezeichnet von einem ausgeprägt zielstrebigen Willen zum Erfolg: Kein anderer afrikanischer Musiker hat mit so vielen Popmusikern aus dem Westen zusammengearbeitet - auf Youssou N’Dours Kooperationsliste stehen unter anderem Peter Gabriel, Sting, Paul Simon, Neneh Cherry, Dido oder Wyclef Jean von den Fugees - und darüber hinaus so viel für die Musik und das Image Afrikas in Bewegung gebracht.
Auswahldiskografie: Xalis (mit Étoile de Dakar; Bellot Records, 1979; Popular African Music, 1994) Immigrés (Earthworks/Sterns, 1988) The Lion (Virgin, 1989) Set (Virgin, 1990) Eyes Open (Columbia/Sony, 1992) The Guide (Wommat) (Columbia/Sony, 1994) Gainde - Voices From The Heart Of Africa (mit Yandé Codou Sène; Network Medien, 1995) Joko - From Village To Town (Columbia/Sony, 2000) Refugee Voices - Building Bridges (unter der Leitung von Youssou N’Dour; Sterns, 2001) Ba Tay (Jololi, 2001) Nothing’s In Vain (Coono Du Réér) (Nonesuch Records, 2002) Egypt (Nonesuch Records, 2004) Rokku Mi Rokka (Nonesuch Records, 2007) Bücher: Youssou N’Dour, Die Küche meiner Mutter – Senegal, München: Christian Verlag, 2004 Michelle Lahana, La Voix De La Médina: Youssou N’Dour, Paris: Télémaque/Éditions Patrick Robin, 2005 Youssou N’Dour unterwegs: 24.03.08: München, Muffathalle 29.03.08: Köln, Tanzbrunnen 30.03.08: Hamburg, Große Freiheit Weitere Konzerte in Planung ( www.warnermusic.com) www.youssou.com www.warnermusic.de/youssoundour |
Für seine Arbeit erhielt er diverse Auszeichnungen; das britische Weltmusikmagazin fROOTS nannte ihn „Afrikas Künstler des Jahrhunderts“, und beim TIME Magazine stand er 2007 auf der Liste der 100 einflussreichsten Frauen und Männer, die die Welt verändert haben. Aber Youssou N’Dour ist nicht nur Sänger, er ist auch Medienunternehmer, Stiftungsgründer, UNICEF-Botschafter, Schauspieler - zum Beispiel in Michael Apteds Film Amazing Grace als Sklave Olaudah Equiano -, schrieb die Musik zu dem Kinderfilm Kirikou Et La Sorcière (Kiriku und die Zauberin) oder für das Drama Ndeysaan - Le Prix Du Pardon und veröffentlichte ein Kochbuch mit den Rezepten seiner Mutter. Im Herbst letzten Jahres legte der Eifrige sein Album Rokku Mi Rokka (Give And Take) vor.
Von Sabine Froese
1959 wird Youssou N’Dour in Dakar in die Musik hinein geboren: Seine Mutter ist Griotte - eine Sängerin, die historisches Wissen über Kultur, Politik oder die unterschiedlichen Familien vorträgt - und singt auf Hochzeiten und Taufen. Als junger Teenager fängt auch er an, in den Klubs von Dakar zu singen. Anfangs ist sein Vater, von Beruf Automechaniker, dagegen, kapituliert aber bald vor dem Willen und den Erfolgen des Sohnes. Der wird mit seiner außergewöhnlich hellen und zugleich kräftigen Stimme zunächst Sänger bei Super Diamono und später bei der seit 1960 bestehenden Star Band de Dakar, die sich bald von afrokubanischer Musik dem Mbalax zuwendet und ihn prägt. Der Mbalax ist eine sehr perkussive senegalesische Popularmusik, die traditionelle Instrumente mit Musik der Wolof-Bevölkerungsmehrheit sowie mit Latin, Funk, Rock und Pop mischt und die vor allem durch die Verwendung der Tama (Talking Drum) und der Sabartrommeln gekennzeichnet ist. Schnell entwickelt sich Youssou N’Dour zum beliebtesten Mbalaxsänger im Lande, er beeinflusst ihn, entwickelt ihn weiter, singt konsequent in Wolof und kreiert so ein Stück senegalesische Identität. Auch heute noch gilt er unangefochten als die Nummer eins dieses urbanen Sounds aus Dakar.
„Musik ist eine Sprache, vielleicht die erste Sprache, die der Mensch hatte, und ich benutze sie, damit die Menschen die Botschaft hören und verstehen, schneller als aus jeder Zeitung.“ |
1978 ist N’Dour für die Star Band de Dakar zum ersten Mal bei Studioaufnahmen dabei. Bald darauf aber verlässt er mit einigen anderen Musikern die Gruppe, sie übersetzen das Wort „Star“ ins Französische und formieren Étoile de Dakar; 1979 erscheinen die ersten Tonträger. 1981 gibt es erneut Umbesetzungen, und er nennt seine Band, mit der er später weltweit richtig durchstarten wird, nun Le Super Étoile de Dakar. Zunächst aber läuft es zu Hause sehr gut für ihn, seine Konzerte und Tourneen sind bestens besucht, und seine Musik und der „Ventilatortanz“ (der Name kommt vom Hinternkreisen), der sich daraus entwickelt, sind Dauerbrenner in den Klubs von Dakar. Immer mehr wird er auch zum Geschäftsmann und eröffnet 1983 einen eigenen Nachtklub - Thiosanne -, in dem er selbst regelmäßig auftritt.
1981 kommt Youssou N’Dour das erste Mal nach Paris, 1983 gibt er mit Le Super Étoile de Dakar das erste Konzert in London. In Deutschland ist er 1984 erstmals auf Tour - in Doris Dörries Film Männer, der 1985 in die Kinos kommt, ist in einer Szene kurz eines seiner Tourplakate im Hintergrund zu sehen. Anschließend gibt er Konzerte in Afrika, geht aber wieder nach Europa, wo er gleich klotzt und nicht kleckert: 1986 singt N’Dour auf Peter Gabriels So mit ihm im Duett („In Your Eyes“), ist bei dessen Welttournee dabei und feiert so unüberhörbar seinen Einstand in die weite westliche Pophemisphäre. Diesen Erfolg kann er 1988 auf der internationalen Amnesty-International-Tour „Human Rights Now!“ mit Bruce Springsteen, Tracy Chapman, Sting und Peter Gabriel noch weiter ausbauen. Die Zeichen stehen gut für einen talentierten Musiker aus Afrika, der konsequent seine Karriere verfolgt, denn zur selben Zeit öffnet auch Mory Kanté einer beträchtlichen Zuhörergemeinde mit „Yéké Yéké“ die Ohren für verpoppte afrikanische Klänge, und Paul Simon kann mit südafrikanischen Kollegen größte Erfolge mit dem Album Graceland feiern - auf dem Youssou N’Dour übrigens als Percussionist zu hören ist.
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