Das verflixte fünfte Jahr Al Globe überlebt nicht Zum Ende des Brandenburgischen Hauses der Kulturen Das Brandenburgische Haus der Kulturen Al Globe in Potsdam, das seinen Betrieb im September 2001 in der Charlottenstraße aufgenommen hatte, existiert nicht mehr. Das Aus zeichnete sich bereits seit über einem Jahr ab: Im Dezember 2006 verabschiedeten sich die fünf Honorarkräfte, die für die Organisation und Durchführung der Veranstaltungen sorgten, mit einer Presseerklärung. Neue Mitarbeiter wurden nicht angeworben. Bereits im Juli 2006 hatte der Vorstand des Trägers, des Vereins für Weltoffenheit und Menschenwürde e. V., die Geschäftsführerin aus ihrem Vertrag entlassen und deren Aufgaben selbst übernommen. Bis Ende März 2007 liefen noch einige wenige Veranstaltungen, und Anfang Juni berichtete die örtliche Presse, dass das Al Globe seit dem 1. April „Club Charlotte“ heiße und für ein interkulturelles Programm genutzt werden solle, was der Vereinspressesprecher dem Folker! auf Nachfrage bestätigte. Doch kaum etwas geschah in den folgenden Monaten. Jetzt äußert sich Al-Globe-Erfinder Matthias Görnandt zum faktischen Ende des Projekts. Von Sabine Froese Der Umgang des Al-Globe-Trägervereins mit der Krise und die Kommunikation nach außen waren von Anfang an ausgesprochen defensiv. So war der Vereinsvorstand in seinem Dankesrundbrief zum Jahresende 2006 nicht auf die Kündigung der Honorarkräfte eingegangen, und dem Folker! gegenüber mochte Kenneth Frisse, der Pressesprecher des Vereins, zu den Vorgängen und zur Zukunft des Hauses monatelang nicht Stellung nehmen, lehnte vielmehr alle Interviewanfragen mit der Begründung ab, dies sei vor dem Abschluss des seit Sommer 2006 andauernden Umstrukturierungsprozesses im Verein nicht möglich (s. Folker! Hefte 3, 4 und 6/2007). |
Von Matthias Görnandt
Das unter dem Kürzel „al globe“ bekannte Projekt ist als Brandenburgisches Haus der Kulturen in Trägerschaft des Brandenburgischen Vereins für Weltoffenheit und Menschenwürde e. V. im Jahr 2001 gegründet worden. Schon dieser Wurmsatz zeigt die komplizierte Vernetzung und Entstehungsgeschichte des Begriffs „al globe“, der in der Öffentlichkeit vorrangig als Musikadresse wahrgenommen wurde und doch sehr vielfältiger in seinem inneren Organismus war.
Da der Folker! die Veranstaltungen hier – besonders natürlich auch die Weltmusikveranstaltungen – mit Interesse verfolgt hat, will ich versuchen, das Ende des konkreten Projektes zu beschreiben. Dies tue ich nicht als dessen Abwickler, sondern als einer, der federführend das Ursprungsprojekt ausgedacht und gegründet hat. Nach drei Jahren verließ ich das „al globe“ als künstlerischer Leiter aus persönlichen Gründen und wegen anderer mich reizender Projekte. Ich bin also nicht Zeuge oder Mitgestalter von Änderungsprozessen oder inhaltlichen Neubestimmungen, sondern ein Beobachter im Nachhinein aus der Ferne, der nur mit Subjektivität auf das Ganze schauen kann. Mein neu aufgenommenes Engagement im Trägerverein mit dem schönen langen Namen zielt nicht auf eine Reaktivierung des „al globe“, sondern auf die Stabilisierung des Gründervereins, der sich auch noch ganz andere Tätigkeitsfelder auf die Fahnen geschrieben hat.
Nun also zur Geschichte, zum Erfolg und zum Ende des „al globe“: Von Anfang an war das Haus als ein „Haus auf Reisen“ geplant. Das lässt sich leicht aus dem Charakter eines Flächenlandes wie Brandenburg herleiten. Es gab und gibt einen Bedarf für interkulturelle Begegnungen in den vielen kleinen und sehr kleinen Orten des Landes. Hierfür öffneten sich in der Gründungsphase auch ein förderpolitischer Rahmen und ein landespolitisches Interesse. Das damals hinzugefügte Wort „al globe Überland“ beschreibt es sinnfällig. Dass das Projekt für das ganze Land per Zufall als Heimstatt ein Haus mit Veranstaltungssaal in Potsdam fand, wurde bei der Gründung fröhlich begrüßt, es war aber neben dem dadurch ermöglichten furiosen Start in der Landeshauptstadt aus meiner Sicht gleichzeitig auch der erste Sargnagel in der Grundkonzeption – die Räder am Haus kamen nie richtig ins Rollen ...
Denn was passierte: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konzentrierten sich auf die vielen Veranstaltungen in Potsdam. Das war natürlich attraktiver! Anstatt durch verregnete Nächte stundenlang nach Prenzlau oder Belzig zu fahren, konnte hier in Potsdam eine „Szene“ gebildet und ausgekostet werden. Ich nehme mich aus diesem Verführungsmechanismus nicht aus – ich musste mich oft selbst neu auf das Überlandkonzept einschwören.
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Das 9. Akkordeon Festival Wien hat am 23. Februar begonnen und läuft noch bis 24. März 2008. Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie zum diesjährigen Programm finden sich unter www.akkordeonfestival.at. |
Was vor acht Jahren auf Initiative von Friedl Preisl in kleinem Rahmen begann, hat sich längst zu einer Herzeigeveranstaltung für Wien entwickelt – das Internationale Akkordeon Festival. Die Ausgangssituation allerdings hatte nicht ungünstiger sein können, in Österreichs Hauptstadt ein solches Festival auf die Beine zu stellen. Das Instrument wurde kaum wahrgenommen und wenn, dann nur als Klischeebild im schlagerbehafteten Musikantenstadlmilieu. Die Vision, das Akkordeon davon zu befreien und darauf aufmerksam zu machen, dass es auch anders eingesetzt wird, stand am Anfang von Preisls Idee. Inspiriert wurde er vom blinden Akkordeonisten Otto Lechner, der damals bereits als Ausnahmekünstler und Kultfigur der heimischen Musikszene galt. Lechner warnte den späteren künstlerischen Leiter jedoch davor, dem Akkordeon ein ganzes Festival zu widmen, weil die Vorurteile einfach zu groß seien und, wie er meinte, die Akkordeonmusikszene zu klein. „Ein wirklicher Gentleman ist“, so sagte Otto Lechner einmal, „jemand, der Akkordeon spielen kann, es aber nicht tut.“
Nun, das ist alles längst Vergangenheit, vom Minibudget und wenigen Spieltagen mauserte sich das Akkordeon Festival in Wien seit den Anfangstagen im Jahr 2000 zu einem einmonatigen Spektakel, das alle „Stückerln“ spielt und weder Schwäche noch Ermüdungserscheinungen zeigt, im Gegenteil. Friedl Preisl schafft es Jahr für Jahr, der Veranstaltung neue Nuancen zu verleihen und das Publikum mit wohlüberlegten Themen- oder Länderschwerpunkten zu überraschen. So werden die Zuhörer zu Entdeckern, und obwohl das Akkordeon Festival eine Gesamtauslastung von knapp hundert Prozent vorweisen kann, bleibt es weiterhin so etwas wie ein Geheimtipp, denn Preisl ist stets bemüht, den intimen Rahmen des Ereignisses nicht zu zerstören: Bewusst meidet er die großen Veranstaltungsorte trotz jährlich steigender Publikumsnachfrage.
Von Manfred Horak
Von der Akkordeonverspottung zum Akkordeonboom dauerte es Dank des Festivals nicht allzu lange, einmal, weil sich das Instrument sehr gut in alle möglichen Musikgenres einbringen lässt, und auch, weil es im breiten Feld der Experimentalmusik im Solokonzert zu überzeugen weiß. Der ungeheure Erfolg liegt sicherlich auch an der Mischung des Dargebotenen, denn weniger bis kaum bekannte Akteurinnen und Akteure sind im Programm genauso zu finden wie international hochrangige Akkordeonstars. Fixpunkte gibt es nur wenige, wie zum Beispiel Otto Lechner, der die Klammer der Veranstaltung ist. Bei der großen Eröffnungsgala ist er ebenso Hauptakteur wie es der zweite Fixpunkt des Festivals, die Band Dobrek Bistro, bei der Abschlussgala ist, die von dieser eingeleitet wird.
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Termine im Folk Club Züri: 06.03.08: Marco Zappa (Schweiz) 24.04.08: Dazkarieh (Portugal) 05.05.08: Frigg (Finnland) 22.05.08: The Moon and the Nightspirit (Ungarn) 11.09.08: Vàndor Vokál (Ungarn) Alle Konzerte finden im GZ Buchegg in Zürich statt ( www.gzbuchegg.ch) www.folkclubzuri.ch Kontaktadresse für Bands: André Gsteiger Pflugstr. 19 8006 Zürich info@folkclubzuri.ch |
In den Siebzigerjahren gab es in jeder Schweizer Kleinstadt einen Folkklub. Darunter verstand man zu jener Zeit in der Schweiz Initiativen, die einerseits Folkkonzerte, andererseits gesellige Abende unter Gleichgesinnten veranstalteten. Oft nisteten sich die Klubs in Kleintheatern ein, banden sich aber nicht an einen bestimmten Veranstaltungsort. Gespielt wurden vorwiegend angelsächsischer und irischer Folk. Wer heute im Internet nach Folkklubs in der Schweiz sucht, stößt nur noch auf den Folk Club Züri. Wo sind die Schweizer Folkklubs geblieben? Eine telefonische Recherche ergab, dass der Klub im bündnerischen Chur immer noch aktiv ist. Andere haben sich umbenannt und ihr Programm mit Jazz und Rock angereichert, wie etwa die Berner Mahogany Hall. Viele Folkklubs lösten sich mangels Publikum auf. In Zürich, der größten Schweizer Stadt, hat diese Institution als Marke bis heute überlebt. Gestrichen wurden die geselligen Abende, geblieben sind die meist im Gemeinschaftszentrum Buchegg stattfindenden Konzertveranstaltungen – allerdings im beschränkten Rahmen. André Gsteiger, Präsident des Folk Club Züri, träumt davon, in zwei Jahren das dreißigjährige Bestehen des Clubs zu feiern.
Von Martin Steiner
Eine Reise in die Vergangenheit der Züricher Folkklubs spiegelt den Wandel der Szene im Laufe der Zeit wider. Der Ende der Siebzigerjahre aufgelöste Klub im Strauhof war noch vollständig von angelsächsischem und irischem Folk geprägt. Der neue, 1980 gegründete Folk Club Züri zeigte bereits am Anfang ein viel breiteres Spektrum. Neben Keltischem war vor allem die Musik der Anden angesagt: Inti Illimani aus Chile oder Boliviens ungekrönte Könige der Andenmusik, Los Kjarkas, waren gern gesehene Gäste. Die damaligen Programmverantwortlichen, Roland und Isabelle Steiner, versuchten stets, dem Publikum auch Folk aus Ländern schmackhaft zu machen, deren Musik nicht gerade im Trend war. So bereicherten Gruppen aus Ungarn wie Kolinda oder Kormoran mit experimentellen und rockigen Klängen die Szene. Die Suche nach Künstlern gestaltete sich allerdings oft weniger schwierig als diejenige nach dem Publikum. An Folk aus Ländern wie Dänemark oder Deutschland schienen die Züricher zum Beispiel kein Interesse zu haben.
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Wer mehr über die Veranstaltung wissen will, wende sich an liederschmitt@t-online.de. |
„Alle die dies Lied gesungen, / So die Alten wie die Jungen, / Tun wir, tun wir was dazu!“ So klingen die letzten Textzeilen, die am Abend des 19. Januar im großen Saal der Tuchfabrik in Trier von der Bühne tönen. Es ist Liedermacherabend und dieses Mal ein ganz besonderer: Das von Initiator Walter Liederschmitt liebevoll so bezeichnete „Gipfeltreffen“ feiert sein zehnjähriges Jubiläum.
Von Eva Marx
Als die Veranstaltung 1998 zum ersten Mal stattfand, rechnete wohl niemand damit, dass zehn Jahre später tatsächlich das große Jubiläum anstehen würde. Walter Liederschmitt und Andreas Sittmann, die unter anderem als Barden und Bänkelsänger musikalische Stadtführungen in Trier anbieten (siehe „Heimspiel“, Folker! 4/2007), ließen sich damals von einer Ausstellung im Trierer Stadtmuseum Simeonstift zum 150-jährigen Jubiläum der Revolution von 1848 inspirieren. Zu diesem Anlass hatten sie Lieder gespielt, die dem politischen Geist jener umbruchreichen Zeit entsprangen, wie das eingangs zitierte „Bürgerlied“,laut Liederschmitt so etwas wie die „verhinderte deutsche Nationalhymne“. Der selbst seit dreißig Jahren aktive Liederschreiber betrachtet bekannte Repräsentanten der deutschen Liedtradition wie Hannes Wader oder Zupfgeigenhansel als eine wichtige Grundlage für die Liedermacherei. Solche Akzente wollte er auch für Trier neu beleben und damit im „wilden Westen der Republik“, wie er sagt, einen Vorposten für diese Art der Musik errichten, die bisher nach seiner Ansicht vor allem im Osten Deutschlands ausgeprägt war. Gleichzeitig sollte für die Trierer Liedermacherszene eine Plattform geschaffen werden, auf der sich die regionalen Akteure des Genres präsentieren und austauschen können.
Das Vorhaben ist geglückt. Über die Jahre hinweg hat sich aus den ersten Anfängen heraus ein Festival entwickelt, das von Publikum undKünstlern gleichermaßen geschätzt wird und seinen festen Platz im regionalen Kulturangebot gefunden hat. Immer mehr Musiker stießen hinzu und blieben auch – einige, die schon 1998 dabei waren, spielen auch dieses Mal wieder mit, andere hätten damals noch nicht einmal daran gedacht, jemals auf einer Bühne vor Publikum zu stehen. So hat sich bis heute ein harter Kern von an die zehn verschiedenen Acts etabliert, der (in teils wechselnder Zusammensetzung) einmal im Jahr gemeinsam auf die Bühne steigt, um einen aktualisierten Einblick in das jeweilige Schaffen zu geben.
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