In der Ausgabe September/Oktober 2004 findet Ihr:
Ein Musikstil feiert Jubiläum
go! 30 Jahre Irish Folk Festival
Nostalgie zwischen gestern und morgen

Von Klaus Dieter Zeh
Star bei der Jubiläumstour des Irish Folk Festivals
go! Carlos Núñez
Meister der Gaita

Von Andel Bollé
"The great Danes"
go! Dänemark und die Volksmusik
Steigendes Interesse in aller Welt

Von Morten Alfred Høirup
Dienstälteste deutsche Boygroup mit Dame
go! Liederjan
Blick zurück nach vorn

Von Ulrich Joosten

Folker! 5/2004

"Vom Regen zerzaust und trotzdem ein Lichtblick"
go! Die RUTH 2004 -
    Der Deutsche Folkpreis

Von Piet Pollack
"Don't forget to take your winter clothes"
go! Kieran Halpin
Der glücklichste Autodidakt der Welt

Von Elise Schirrmacher
Hardrock meets Obertöne
go! Yat-Kha
Musiktraditionen der Schamanen

Von Claudia Frenzen
Der Rap kehrt zu seinen afrikanischen Wurzeln zurück
go! Daara J
Senegals musikalische Botschafter

Von Suzanne Cords
Chansonnette in Berlin
go! Barbara Thalheim
"Ich will 'ne Insel sein. Los, mach dein Boot an mir fest!"

Von Petra Schwarz
Folker!-Labelporträt (13)
go! Trikont
Zwischen Rai, Rembetika und Flamenco
go! Miquel Gil
Jäger der verlorenen Schätze

Von Klaus Dieter Zeh
Mit dem Hang zum Hymnischen
go! Ghymes
Musikalische Brückenbauer zwischen Ungarn und der Slowakei

Von Christian Rath
Kinderlieder
go! Hits für Kids
Musik für die Macher von Morgen

Von Cathrin Alisch
"A Decent Man"
go! Michael Weston King
Der "Good Son" kann's auch alleine

Von Roland Schmitt
Die Songs der schwarzen Vorstädte
go! Roger Sutcliffe
"Blues ist keine traurige Musik!"

Von Carina Prange
 
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Editorial

Liebe Musikfreundinnen und -freunde,

die Bertelsmann-Musiksparte BMG hat sich von zahlreichen ihrer Künstler getrennt. Qualität gehe künftig vor Quantität, verkündete Anfang Juli der neue Chef von BMG International Maarten Steinkamp. Hinter den Vertragsauflösungen stünden nicht vorrangig wirtschaftliche Erwägungen, hieß es, sondern ein kultureller Wandel. Was darunter zu verstehen ist, wird deutlich, wenn man weiß, dass Daniel Küblböck auch künftig zum BMG-Repertoire gehören wird. Dazu passt, dass gleichzeitig in den Medien auf breiter Front weiter an der Banalisierung des Angebots gearbeitet wird. Der gesetzliche Auftrag der Programmvielfalt fällt einer so genannten Durchhörbarkeit der Wellen zum Opfer. Proteste werden in bester Kohl-Manier "ausgesessen". Waschkörbeweise erreichte den Intendanten des Hessischen Rundfunks Hörerpost für den Erhalt der Sendung "Schwarzweiß - Musik in Farbe". Reaktion der Hörfunkleitung: "Wer sich solchen Initiativen als HR-Mitarbeiter anschließt oder sie gar mitinitiiert, der schadet dem HR." Ergebnis: "Schwarzweiß" ist Geschichte. Die letzte Sendung hat mittlerweile stattgefunden. Das nächste Opfer zeichnet sich auch schon ab: Das Musikprogramm vom DeutschlandRadio Berlin soll "reformiert" werden.

Vor allem die deutschsprachige Musikkultur ist gefährdeter denn je. Nicht, weil der SWR nach 20 Jahren als Träger der Liederbestenliste ausgestiegen ist. Sie ist gefährdet, weil es überhaupt immer weniger Sendeplätze und immer weniger Raum in den Printmedien gibt, die ein Forum für anspruchsvolle deutschsprachige Musik bieten. Darunter leiden nicht nur die Konsumenten dieses Genres, also Hörer und Leser. Diese Entwicklung hat auch direkte Auswirkungen auf die Qualität des künstlerischen Nachwuchses. Ohne öffentliche Foren wird jungen Musikerinnen und Musikern eine wichtige Möglichkeit genommen, sich einem Publikum zu stellen und in einen Dialog untereinander zu treten.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, die neuen Technologien und Medien - praktisch jeder von uns kann ohne großen Aufwand eine CD produzieren - seien ein Ausweg aus der Krise. Doch sie weisen zugleich einen schwerwiegenden Nachteil auf: Sie können für eine künstlerische Weiterentwicklung notwendige Korrektive nicht sbieten - vom Produzenten im Studio bis zur fachlichen Kritik in einer fundierten Musiksendung oder in einem Feuilleton-Beitrag. Schon jetzt bekommt man als Musikredakteur so manche Produktion auf den Tisch, die sich für eine Party im privaten Kreis ganz nett anhören mag, aber qualitativen Kriterien in Sachen Text und Musik - unabhängig von individuellen Vorlieben für bestimmte Musikrichtungen - nicht standhalten kann.

Foren, die sich kritisch mit Künstlerinnen und Künstlern beschäftigen, die anspruchsvolle deutschsprachige Musik präsentieren, sind unerlässlich für eine lebendige Kultur. Die Liederbestenliste belegt, dass es keiner Quote bedarf, um dem deutschsprachigen Lied eine Plattform zu bieten. Das Festival für Musik und Politik in Berlin und das von PROFOLK alljährlich in Hoyerswerda ausgerichtete Treffen für junge Liedermacherinnen und Liedermacher sind weitere Beispiele dafür. Nun gibt es eine u.a. von Jim Rakete initiierte Kampagne, mit der die Quote als Mittel gegen die Unterrepräsentation der Musik von deutschsprachigen Künstlern in deutschen Rundfunk- und Fernsehprogrammen gefordert wird. In ihrer Zielrichtung wird diese Initiative auch vom Folker! unterstützt. Ob die "Quote" das geeignete Rezept ist, um mehr deutschsprachige Musik in die Medien zu bekommen, wird allerdings zu diskutieren sein. Zu dieser Diskussion möchten wir auch Sie einladen (s. Szene).

In diesem Sinne wünscht Ihnen nun viel Freude an der Lektüre einer neuen Ausgabe
Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff

P.S.: In der Rubrik "USA - The land of the free, the home of the brave" - gibt es dieses Mal zu vermelden, dass Linda Ronstadt nach einem Konzert im Aladdin-Casino in Las Vegas rausgeworfen wurde, weil sie Michael Moore bei der Ansage ihrer Zugabe als "großartigen amerikanischen Patrioten" gelobt hatte. Daraufhin wurde sie beschimpft und ausgebuht. Ein Großteil der 4.500 Zuschauer verließ den Raum. Andere warfen mit Cocktailgläsern und zerrissen Poster der Sängerin. Casino-Chef Bill Timminsließ erlaubte Ronstadt nicht einmal mehr in ihre Suite zurückzukehren, sondern ließ sie von Sicherheitsleuten hinausbegleiten. Er habe etwas tun müssen, sagte er, da Ronstadt mit ihren Bemerkungen "einen wundervollen Abend für unsere Gäste ruiniert" habe. Nicht überraschend ist es daher in diesem Zusammenhang, dass Moores beim Filmfest in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film "Fahrenheit 9/11" in den Sälen der US-Kinokette Midwest Theater Company in Iowa und Nebraska nicht zu sehen ist. Der Film hetze zum Terrorismus auf, sagte der Besitzer zur Begründung.


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