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Eitsch-tieh-tieh-pieh, dabbelpoint, bäcksläsch-bäcksläsch, dabbeljuh-dabbeljuh-dabbeljuh, doofbatzen minus nullnummer, Punkt, deh, eh. Eine Wahn-Sinns-Webseite, sag' ich dir. Klick doch mal vorbei, schreib was ins Gästebuch! Und solltest du mir eine Mehl schicken wollen, einfach in die Mehlbox reinmehlen, Adresse zum Mitschreiben: doofbatzen minus nullnummer (auf Kleinschreibung achten!) Klammeraffe, du weißt schon, dieser Bratwurstkringel mit Klein-a in der Mitte, Tee minus Onnlein Punkt deh, eh. Wie bitte? Lass mich bloß von der Onnleine, Mann. Ehrlich, wem geht das kryptische Gequassel der Computerstiesel-Generation nicht auf den Wecker?

Auch ich brauche das Internet, ich geb's ja zu. Einesteils der Eier wegen, denn wer wagt heut noch als Freiberufler die Visitenkarte vorzuzeigen ohne Fax und Handy, E-mail, URL, ISDL, ISDN, ISSN, ICQ, SPQR und wie Zungenbrecher alle heißen? Andererseits für die - nicht weitersagen! - informationsintensive Investigativrecherche nach top-secret-versiegelten Hintergrundinformationen. Früher mussten Journalisten "wallraffen", heute "googlen", mit dem Stoßgebet: Bleibste erst bei Google kleben, kannste dir die Kugel geben. Was waren das für Zeiten, als Schriftkultur noch esoterisches Geheimwissen war, Schreiben eine Schwarze Kunst, die allenfalls 5 % der Bevölkerung beherrschten... (Der Unterschied zu heute ist, dass die restlichen 95 % nunmehr glauben, sie zu beherrschen. Aber da sei die Schlechtbleibreform vor!)

Während unser Kanzler Analphabetismus für einen Kompetenzvorsprung hält, ließen sich einst Pharaonen als Schreiber darstellen, mit Tuschfedern in der Hand über Papyrusrollen gebeugt. Wes' Name irgendwo eingeritzt blieb, dessen Fortdauer im Jenseits war gesichert, glaubten die alten Ägypter. "Sie errichteten keine Pyramiden aus Erz und keine Grabsteine aus Eisen", rühmt ein 3000 Jahre altes Lehrgedicht die Autoren, "sie konnten auch keine Erben hinterlassen in Gestalt von Kindern, die ihre Namen lebendig erhielten... Aber ihre Namen werden noch immer genannt wegen ihrer Bücher, die sie geschrieben haben. Werde Schreiber, das nimm dir vor, damit es deinem Namen ebenso ergehe!" Gelernt hatten die "Sekretäre des Thoth" bei der gleichnamigen ägyptischen Gottheit: "Hole mir den Wassernapf, hole mir die Schreibpalette, hole mir den Ausfluss des Osiris, dass ich damit schreibe!" Von todesängstlich-nachweltbeflissenen Mäzenen durchgefüttert, meißelten die Schreibkundigen Hieroglyphe um Hieroglyphe in geduldige Kalksteinplatten - Vielschreiber dürften entsprechende Muckis gehabt haben.

Auch Liedermacher genossen wohlverdienten Ruhm. Senenmut, der mächtige Wesir der Königin Hatschepsut, Aufseher der Aufseher der Bauarbeiten und Vornehmster der Vornehmen, gewährte seinem Lieblingsbarden Homes einen Platz in der Grabkapelle zwischen den Felsklippen von Scheikh Abd-el-Gourna. Pech für Senenmut, dass seine Herrscherin bei der Priesterschaft Thebens in Misskredit geriet und ihr Name ebenso wie der seinige aus zahlreichen Inschriften weggemeißelt wurde. Indessen lag Homes unbehelligt in seinem weißen Sarkophag in Menschengestalt, samt seiner Laute, die ihm bei Lebzeiten zur Untermalung des Vortrages diente. Als die Höhle dann doch entdeckt wurde, war es aus mit der Totenruhe, auch für Senenmuts Schoßtiere: eine mumifizierte Stute von kaum 1, 20 m Höhe und ein gleichfalls mumifizierter Affe, neben den man noch Tonschalen mit Futter gestellt hatte.

Wer die Bilderschrift erlernen will, ist im Web-Zeitalter nicht mehr auf Thoth angewiesen. Dessen weltlicher Arm heißt Sebastian Niedlich und hat mit www.hieroglyphen.de eine hübsche Seite ins Netz gestellt: Didaktische Hinweise lehren, wie sich die heute geläufigen 24 Buchstaben zu anmutig gestalteten Silhouetten zurückübersetzen lassen. Klar, selbst dafür gibt es inzwischen Maschinen, z. B. auf www.blinde-kuh.de - den eigenen Namen reinschreiben, und das Ding wirft eine Bilderfolge aus, Buchstabe für Buchstabe, was schon deshalb nicht stimmen kann, weil die Ägypter keine Vokale notierten. Und wohin man mit Übersetzungsmaschinen kommt, musste ich erst neulich erfahren, als mich unter den täglich eintreffenden ca. 200 Müllmails die folgende zum Öffnen reizte:

Lieber eBay Benutzer, hieß es da (muss ich beteuern, dass ich bei denen noch nie was bestellt, geschweige denn ein Kundenkonto habe?): Wir bedauern, Sie zu informieren, dass Ihre Haupttelefonnummer eine Störung an hatte Ebay Inc. Datenbanken. Das klang schon irgendwie sonderbar. Nur, mir schwante noch nichts Böses. Eigentlich bin ich ein argloser, grundoptimistischer Zeitgenosse. Wir verwenden Ihre Telefonnummer für nur Ihren Kennzeichnung Zweck, versicherte mir der wohlmeinende Unbekannte. Wenn die erbetenen Informationen nicht zu uns dann zur Verfügung gestellt werden, bedauern wir zu informieren Sie Sie, dass Ihr Konto von unserer Datenbank bis verschoben wird erforderliche Informationen werden zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle wurde ich stutzig, las aber weiter: Unzulässige Benutzer-Informationen - unsere Aufzeichnungen zeigen, dass es etwas Diskrepanzen mit den Informationen gibt, die Sie mit auf unserem Service registrierten. Wegen dieser Verletzung wird Ihr Konto unbestimmt vom Aufstellungsort verschoben, bis gültige Informationen zur Verfügung gestellt sein können. Nun begann meine Stirn waschbrettförmige Querfalten zu werfen; von unwiderstehlichem Juckreiz geplagt, kraulte ich mir den Skalp nach Art einer Hirnreflexzonen-Massage. Wegen der Aufhebung dieses Kontos, bitte seien Ihnen geraten Sie, vom Verwenden eBay in jeder Hinsicht verboten dass werden. Dieses schließt das Registrieren eines neuen Kontos ein. Dampf entstieg meinen Ohren. Glubschend quollen mir die Augen aus den Höhlen, die Pupillen hektisch rotierende, an den Rändern rötlich getönte Kreisel. Merken Sie bitte, dass diese Aufhebung Sie von Ihrer vereinbarten Verpflichtung, keine Gebühren zu zahlen entlastet, die Sie eBay verdanken können. Ich rastete vollends aus, sprang auf den Drehstuhl, rupfte mir, röhrend wie ein brünstiger Keiler, die verbliebenen Haarbüschel aus - "Ich nicht eBay Haupttelefonnummer verschobene Konto-Benutzer!" schrie ich, die Sirene der herannahenden Ambulanz übertönend, "etwas Diskrepanzen mit Kafka Wandel Insekt Samsa Gregor! Tankfurter Leitung, hapta hapta ein halb!" -, während meine Lebensgefährtin vergebens trachtete, mir eine Doppelpackung Melisse-Stressperlen zwischen die gefletschten Zähne zu trichtern. Der Absender hielt - aber das las ich erst Tage später, nach meiner Rückkehr aus der Geschlossenen - folgenden Trost bereit: Uns mit Ihrer Telefonnummer, gerechten Klicken die Verbindung unten versehen und Füllen Sie bitte diese Form aus. Unterzeichnet war der Brief mit Respekt, Ian, eBay SafeHarbor, Untersuchungen Mannschaft, Ihre Persönliche Handelnde Gemeinschaft (tm).

Und wer's nicht glaubt, der kriegt auf Anfrage ein Forward des Wortlauts.

Nikolaus Gatter
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