backDie Songs der schwarzen Vorstädte

Roger Sutcliffe

"Blues ist keine traurige Musik!"

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Discographie
(Auswahl)

"Ginger Blues - live"
    (Excel Records, 1969)
"Deathletter" (Look Records, 1976)
"Games Being Run" (u.a. mit
    Julian Dawson) (Froggy Records/
    Stockfisch, 1977)
"Under the Rubber Eagle"
    (Moonraker Records, 1984)
"Rright Hand Road"
    (Low Ash Music, 1999)
"C-Breeze Blues" (Acoustic
    Music Records/Zomba, 2000)

Roger Sutcliffe
unterwegs:

01.10.04: Enniger, Pängel Anton
02.10.04: Spenge, Gaststätte Specht
03.10.04: Nl-Apeldoorn, Bluescafe
05.10.04: Kappeln, Palette
07.10.04: Rietberg, Heimathaus
08.10.04: Wuppertal, Bahnhof Ottenbruch
09.10.04: Bochum, Kulturrat
16.10.04: Frankenberg, Klimperkasten
22.10.04: Venne, Venner Folkfrühling tbc
23.10.04: Köln-Deutz, Cafe Kram
28.10.04: Erlangen, Pupille
31.10.04: Köln-Porz, Papa Madeo

Offensichtlich stellt Roger Sutcliffe für Journalisten wohl eher eine so genannte "schwierige" Persönlichkeit dar; jedenfalls findet sich zwar manche Konzertrezension, aber so gut wie kein Interview mit dem nordenglischen Bluesveteranen. Ursache für die Berührungsängste der Medien mag Sutcliffes "Revival-Orientierung" sein und das hiermit einhergehende Problem der eindeutigen Zuordnung des Künstlers zu einer aktuellen Strömung. Denn der Bluesmusiker, der derzeit sein dreißigjähriges Bühnenjubiläum in deutschen Landen feiert (und sein vierzigjähriges insgesamt!), macht es einem in dieser Hinsicht nicht leicht: Als Mitinitiator des Ende der 70er erfolgten Bluesrevivals singt der Barde vorwiegend Songs, deren Ursprung bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgeht; ihr Gegenwartsbezug erscheint folglich auf den ersten Blick gering.

Überdies besitzt Sutcliffe einen schwarzen Humor, der für den ungeübten Hörer nicht eben leicht zu durchschauen ist. Davon abgesehen entpuppt sich der Sänger während seiner Konzerte als rühriger Geschichtenerzähler und herzensgute Seele ohne Allüren. Somit gehört er zu jenen Musikern, mit denen man nach dem Verklingen des letzten Tones gerne noch ein Bierchen oder Weinchen trinkt und über Gott und die Welt redet ...

Von Carina Prange

Akustischer und elektrischer Blues, Jazz- und Folksongs, das ist das von Sutcliffe immer wieder aufgegriffene Material, das er mit individuellem Touch umsetzt. Für sein Repertoire arrangiert er Traditionals ebenso, wie er den ein oder anderen stilistisch nahtlos passenden eigenen Song einbezieht. Weil aber alte Traditionals sich für "Nicht-Amerikaner" nicht immer ad hoc erschließen, regionalisiert Sutcliffe so manches Original - behutsam, wie er sagt - macht es für Europäer zugänglicher: Für seine Blues-, Jazz- und Folksongs könnte man ihn daher als "Übersetzer" bezeichnen, der die Musik der Vergangenheit der Gegenwart verständlich macht. Roger Sutcliffe schmunzelt bei einer solch generellen Beschreibung zunächst, stimmt dann aber doch zu: "Einverstanden, das passt! Viele der Songs, die ich singe, sind wirklich verdammt alt! Ich verändere sie ein wenig, drehe sie sozusagen mehrmals im Kreis, betrachte sie von allen Seiten und singe sie dann auf etwas zeitgenössischere Weise. Das Liedmaterial selbst ist ja oft fünfzig, sechzig Jahre alt oder gar noch älter. Im Grunde ist es genau das, was ich tue: diese Musik in einen gegenwärtigen Zeitrahmen versetzen."

Living Legend? Eher nicht!

Wegen seiner langen Präsenz auf der Bühne zu den sprichwörtlichen lebenden Legenden gezählt zu werden, behagt Sutcliffe nicht wirklich: "Im Grunde reicht dazu doch nur, etwas über einen gewissen Zeitraum konstant durchgezogen zu haben. Mit anderen Worten, du musst in erster Linie ziemlich alt sein, dann gehst du schon als Legende durch!" Als politischen Interpreten oder Kämpfer für die Entrechteten sieht er sich ebenfalls nicht. "Alle Lieder, die ich singe, gehören zur Musik der Schwarzen, der Underdogs, der Unterdrückten - soweit ist das schon richtig. Und sicher, es gibt ein oder zwei Songs, die ich eindeutig wegen ihrer politischen Botschaft singe", gibt er zwar zu, widerspricht dann jedoch im gleichen Atemzug: "Aber im Grunde sehe ich meine Songs eher als unterschwellig Roger Sutcliffehumorvoll denn als politisch an! Und schließlich ist Blues von Natur aus überhaupt nicht traurig."

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt Songs auf die Bühne zu bringen, die ihre Wurzeln eindeutig in den Vereinigten Staaten haben, birgt ein gewisses Konfliktpotential in sich. Und spurlos gehen das aktuelle Weltgeschehen und die Kontroversen um die US-Politik selbstverständlich auch nicht an Roger Sutcliffe vorbei. Allein sein Song-Repertoire bleibt davon unberührt. "Ich bin ganz und gar nicht einverstanden mit dem, was passiert! Zum Beispiel den Irak-Krieg halte ich für eine üble Sache. Meine Stücke beeinflusst dies nicht direkt; die Songs sind ja viel älter als das, was derzeit abgeht. Aber die Einstellung meines Publikums ist merklich sensibilisiert: Oft fragen mich Leute, ob es mir nicht seltsam vorkäme, diese amerikanische Musik zu singen - bei dem, was derzeit abgeht. Ich kann nur betonen: Es kommt mir nicht merkwürdig vor, weil ich ja keine zeitgenössische Musik spiele; und im Grunde ist es obendrein schwarze Musik. Ich kontere dann oft damit, dass es doch Musik sei, die sogar den Irakern gefallen müsste! Denn richtet sie sich nicht im Ursprung gegen das amerikanische Establishment?"


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im Folker! 5/2004