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(Auswahl):
"Live aus der Fabrik" (WEA, 1976) |
Liederjan unterwegs: 11.09.04: Höxter 12.09.04: Wedel/Hamburg, Batavia 16.09.04: Wustrow/Mecklenburg, Zeltkino 17.09.04: Grasberg, Findorfhof 18.09.04: Barrien, Wassermühle 19.09.04: Bremen, Weserterrassen, 14 Uhr Tanzworkshop 24.09.04: Erlangen, Fifty-fifty 25.09.04: Reutlingen, Rappen 01.10.04: Emden, VHS 02.10.04: Bremen-Nord, Kito 08.10.04: Hamburg-Meiendorf, BiM 15.10.04: Elmshorn, Haus 13 16.10.04: B-Eupen, Liedernacht 17.10.04: Waldkraiburg, ¿wo? 30.10.04: Gronau, Lange Nacht der Poesie 05.11.04: Preußisch Oldendorf 14.11.04: Hamburg, NDR-Funkhaus, Sonntakte morgens 15.11.04: Hamburg, Alma Hoppes Lustspielhaus |
Liederjan - dienstälteste deutsche Folkgruppe, Garant für deutschsprachige Musik mit Niveau - war immer eine Konstante in einer sich verändernden Musiklandschaft. 1975 gegründet, stand die Gruppe stets für den humorvollen Umgang mit deutschem Liedgut. Sie fingen 1969 an als Tramps und Hawkers, jene legendäre deutsche Irish-Folk-Gruppe, die vielen anderen Mut machte, selbst solche Musik zu singen und erst recht waren sie Vorbild und Anlass für Legionen von Deutschfolkfans, sich mit deutschen Volksliedern demokratischen Charakters auseinander zu setzen.
Liederjan - das war immer auch Synonym für einen steten Erneuerungsprozess. Im Laufe der Jahrzehnte wechselte das Trio viermal den "Dritten Mann". Nach Gründungsmitglied Jochen Wiegandt kam Rainer Prüss von der Zupfstreichziehunddrückmusik, der durch Eddie Wagenaar von Spillwark ersetzt wurde, nach Eddie Wagenaar kam Wolfgang "Hein" Rieck vom Duo Piatkowski und Rieck, der letzte "Dritte Mann" wurde Jürgen Leo von Kunterbunt. Für eine Kontinuität in der Gruppe sorgten stets die beiden Granitsäulen Jörg Ermisch und Anselm Noffke, beide Gründungsmitglieder der Gruppe. Im vergangenen Dezember erlag Anselm Noffke einem Krebsleiden. Die Trauer und der Schock waren groß und viele Freunde der Gruppe fragten sich, ob und wie es weitergehen würde.
Es geht weiter. Auf der Homepage der Gruppe ist zu lesen: "Am 18.12.2003 haben wir unseren Freund und Sangesbruder Anselm zu Grabe getragen. Nicht einmal seine sprichwörtliche Zähigkeit konnte ihn retten. Die Krankheit war zu schwer. Unser Schmerz ist groß. Anselms ausdrücklicher Wunsch war, dass Liederjan weiter macht. So wollen wir es auch - halten wir doch so ein Stückchen von ihm lebendig. Wir haben uns entschlossen mit unserer wunderbaren Kollegin Hanne Balzer, die Anselm schon bei vielen Auftritten in 2003 vertreten hat, weiter zu arbeiten. Ab jetzt gilt also: Dienstälteste deutsche Boygroup mit Dame. Wir blicken nach vorn."
Die ersten Auftritte in der neuen Gruppenkonstellation wurden von den Fans begeistert aufgenommen. In der Gaststätte "Linnenschmidt", dem Hauptveranstaltungsort des Venner Folkfrühlings gab die Gruppe im Mai 2004 dem Folker! einen Einblick, wie die Zukunft der Band aussieht.
Von Ulrich Joosten
Wie seid ihr mit dem Verlust Anselms umgegangen?
Jörg Ermisch: Für uns, die wir seine Krankheit ein Jahr lang begleitet haben, war es nicht so ein Schock. Zum Jahreswechsel 2002/03 hat Anselm erfahren, dass er Krebs hat. Und dann war erst mal der Schock groß, die Trauer, der Groll. Dann schien es sich mit den Operationen und Therapien gegen Mitte des Jahres doch noch zum Guten zu wenden und wir waren alle guten Mutes. Aber ab Herbst war klar, dass es nichts mehr würde. Ein Schock ist es dann nicht, es ist lähmend, es ist eine Trauer und er hat ja noch lange mitgespielt. Und da hast Du dann einen alten Freund neben Dir sitzen sehen, der von Wochenende zu Wochenende immer schlapper und welker wurde... Jetzt, da es vorbei ist... hat es auch etwas ungemein Erleichterndes. Diese letzten Wochen mit ihm unterwegs, das war sehr hart, weil wir ja nun auch von unserem Witz leben. Und mit einem Todgeweihten auf der Bühne zusammen Witze machen, das war nicht einfach. Jetzt ist das alles von uns abgefallen und deshalb ist es auch schön, dass wir nun Hanne dabei haben, wo sich der Verdacht nicht aufdrängt, sie würde Anselm kopieren wollen. Sie ist eine Frau und ein ganz anderer Typ. Das ist gut so, und wir haben wieder etwas von unserer Fröhlichkeit zurückgewonnen.
Wie kam er der Kontakt zu den Liederjanen zustande? Sind die auf dich zugekommen und haben gesagt: Jetzt brauchen wir mal eine Frau in der Band?
Hanne Balzer: Im weitesten Sinne, aber das liegt schon etwas länger zurück. Ich habe früher schon einmal bei Liederjan ausgeholfen und bin für Hein Rieck eingesprungen, als er mal ein Wochenende nicht auftreten konnte. Dann war es so, dass die Liederjane schon überlegt haben, was sie machen sollten, als Anselms Krankheit zutage trat. Da ich aus dem Programm schon einige Sachen konnte, haben sie mich gefragt, ob ich erst mal aushelfe, in der ersten Phase der Chemo, der sich Anselm unterziehen musste. So ist das entstanden. Im letzen Dezember habe ich schon beim letzten Termin, den Anselm überhaupt noch mitgemacht hat, mitgespielt. Wir sind zu viert aufgetreten und Anselm hat hinterher gesagt, er würde das gut finden, wenn ich seine Nachfolgerin würde.
Welcher musikalische Werdegang hat dich für die Nachfolge Anselms qualifiziert?
Hanne: Ich habe wie viele andere mit irischer Musik angefangen, als ich noch in Bremen wohnte, und habe dort sehr lange in einer irischen Gruppe gespielt. Irgendwann habe ich mich eher von der Folkszene abgewandt, als ich die Tuba entdeckte. Vorher habe ich Tin Whistle, Bodhrán, Gitarre und Flute gespielt. Und dann stolperte ich irgendwann über die Tuba oder die Tuba über mich, wie auch immer, und dann habe ich in Bremen angefangen, in einer alternativen Blaskapelle zu spielen, Lauter Blech. Ich bin dann später in einen Chor geraten und habe eine Zeitlang auch den Chor geleitet. Dann hatte ich eine Frauen-a-cappella-Gruppe und mit einer Freundin - nur Klavier und Gesang - Chansons gesungen, wobei wir eher auch immer die ironischen, witzigen Sachen gesungen haben. Ich spiele jetzt auch immer noch außerdem in der Hamburger Gruppe Tuten und Blasen, das ist das Pendant zu Lauter Blech. Da machen wir viel afrikanische Sachen, Latin und Ska. Das ist mein Werdegang.
Jürgen ist als dritter Mann und Nachfolger von Hein Rieck schon etwas länger dabei. Wie war dein Weg zu den Liederjanen?
Jürgen Leo: Ich habe anfangs mal ein ganz kleines bisschen klassische Gitarre ausprobiert und dann angefangen, Songs von Liedermachern zu singen. Ich kam dann über Hannes-Wader-Lieder zu einer sinnvolleren Nutzung des Instrumentes. Ich hatte mich in dieser Gitarrenphase auch ziemlich verrannt mit Ragtime und so... Damals hatte ich ein Programm, mit ein paar Leonhard-Cohen-Sachen, Stücke von den Dubliners, das war so mein Einstieg als Solist. Als ich dann Liederjan hörte, habe ich in Hannover zusammen mit zwei Freunden ein Pendant zu Liederjan gegründet: Wüste Prangel (das ist ein hannoverscher Ausdruck für Lausebengel). Das hat zwei Jahre gehalten und dann habe ich diesen Gedanken "Männertrio, deutschsprachig, traditionelle und eigene Sachen" weiterverfolgt, in mehreren Besetzungen gespielt, bis zu der Zeit als Jens-Peter Müller von Kunterbunt mich aufgesammelt hat... Ja, und ich habe es ja, nachdem das mit der Gitarre nicht bis zur Perfektion ging, auch mit anderen Instrumenten versucht. Ich habe vielen Instrumenten eine Chance gegeben, und sie haben mich eigentlich alle enttäuscht. Ich bin letztendlich musikalischer Anarchist, mit anderen Worten: Ich beherrsche kein Instrument - aber das konsequent. Ich habe eigentlich vor kaum einem Instrument Halt gemacht und es zumindest mal ausprobiert. Dadurch hatte ich schließlich einen Fundus an Instrumenten, die mich in die Lage versetzten, die berühmt-berüchtigten Mittelalterbankette und ähnliche Veranstaltungen lukrativ zu bereichern. Ich habe knapp zehn Jahre davon gelebt, dass ich historisch gewandet Entertainment zum Gelage von allen möglichen Leuten gemacht habe.
Quasi Gesang zum Knochenwerfen...
Jürgen: Ich hatte das Glück, dass ich in diese unterste Eben nicht musste. Ich hatte tatsächlich Glück. Viele Kollegen, die als seriöse Folkies angefangen haben, und die dann damit ihr Geld verdienen, leiden ja darunter. Aber ich konnte das immer ganz gut vor mir selbst verantworten. Ja, und dann kam der Ruf, die Berufung, in die... "Nationalmannschaft" und ich hab's halt auf mich genommen. Nicht wissend damals, was mir blühte. Ich hatte Liederjan von Anfang an verfolgt und damals sogar die erste Besetzung mit Jochen Wiegandt noch persönlich kennen gelernt und seitdem hatte ich halt das Projekt oder besser das Genre Liederjan immer verfolgt und parallel auf so einer Art Schmalspur etwas Ähnliches gemacht. Ich passte für mein Gefühl in die Gruppe auch ganz gut rein. Das sahen Anselm und Jörg etwas anders, aber mittlerweile geht es, glaube ich.
Da gibt's was aufzuarbeiten: Jörg, du hast das anders gesehen?
Jörg: (lacht) Das behauptet er jetzt. Wir haben Jürgen gefragt, weil wir ihn kannten und wussten, dass er von der Art her und von den Instrumenten gut zu uns passen würde. Dass es am Anfang Eingewöhnungsprobleme gibt, ist logisch. Das ist allen von unseren Freunden so gegangen. Das schleift sich ein. Jürgen hat es ein bisschen schwer gehabt, weil zwischen Anselm und mir natürlich immer so ein unausgesprochenes Einverständnis war. Einer machte das Maul auf, und der andere wusste, wie bei so einem alten Ehepaar, dass er das genauso sieht. Darunter hat Jürgen anfangs ein wenig gelitten, aber er war stark genug, dass er sich behaupten konnte.
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