Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
vor wenigen Jahren, als ich noch PROFOLK-Vorsitzender war, hatte der
Vorstand einen Versuch unternommen, von der Lufthansa Unterstützung
für Auftritte deutscher Gruppen, z.B. bei der Folk Alliance in den USA,
zu bekommen. Ohne Erfolg. Dass die deutsche Kranich-Gesellschaft dennoch
ein Herz für die Musik des Volkes hat, wurde kürzlich unter Beweist
gestellt. Durch das Sponsoring der Lufthansa konnte das mittelalterliche
Ensemble Freiburger Spielleyt im Mai bei mehreren Benefizkonzerten zugunsten
der Terroropfer in New York auftreten. Der Freiburger Gruppe sei der Trip
in die USA gegönnt. Zu hoffen bleibt allerdings, dass die Lufthansa
in Zukunft auch ohne einen medienwirksamen Zusammenhang, wie im Fall dieser
Benefizkonzerte, die Vertretung deutscher Folk- und Weltmusikgruppen im Ausland
unterstützen wird. Der neue PROFOLK-Vorstand sollte das Engagement der
Lufthansa auf die Probe stellen.
Apropos Geld. Mehrere Millionen Euro haben allein die
Sicherheitsvorkehrungen beim, Besuch des US-Präsidenten in Berlin gekostet.
Dafür müssen wir alle Opfer bringen. Verständlich daher, dass
der Berliner Senat im Zuge seines kulturpolitischen Kahlschlags auch das
Heimatklänge-Festival nicht mehr fördern will, das in den letzten
Jahren jeweils bis zu 100.000 BesucherInnen angelockt hat. Und wo wir gerade
schon beim Klagen sind: Auch 13 Jahre nach dem Fall der Mauer sind Ost und
West noch lange nicht gleichberechtigt. Jüngstes Beispiel: die
Fernsehberichterstattung über die Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises
2002 im Mainzer Unterhaus. Während die Auftritte von zwei der drei
Preisträger in 3Sat fast komplett über den Bildschirm flimmerten,
wurden von Hans-Eckardt Wenzels Programm, er bekam den Preis in der Sparte
Chanson verliehen, gerade einmal zwei Songs gezeigt. Und über den zweiten
kam dann auch schon der Abspann der Sendung.
Einen gelungenen Beitrag zum Thema Meinungsfreiheit und Demokratie
hat auch die Bundeszentrale für politische Bildung geleistet. Das
Programmheft zum diesjährigen Festival Musik und Politik musste eingestampft
und neu gedruckt werden, weil die Hüter des Grundgesetzes es offensichtlich
als nicht vereinbar mit ihren Grundsätzen ansahen, ihren Namen als
Mitveranstalter unter eine Diskussion zu setzen, an der das ehemalige
RAF-Mitglied Inge Viett und die PDS-Politikerin Sahra Wagenknecht mitwirkten.
Daher wird die Bundeszentrale für politische Bildung in der 2. Auflage
des Programmhefts nur noch als Kooperationspartnerin für das Musikprogramm
genannt. Diese Kritik soll allerdings nicht den Blick dafür verstellen,
dass die Bonner Behörde Kultur und Musik als mögliche Trägerinnen
der politischen Bildung entdeckt hat. So touren derzeit u.a. die
Grenzgänger mit ihrem neuen Programm unter der schwarz-rot-goldenen
Flagge. Und selbst Barbara Thalheim lässt sich ihr jüngstes Projekt
mit einem ganzen Orchester von der Bundeszentrale fördern.
Damit soll es jedoch genug sein mit kultur- und gesellschaftskritischen
Äußerungen meinerseits. Ich weiß, Sie wollen
weiterblättern und einsteigen in die Lektüre der neuen Folker!-Ausgabe.
Dazu wünsche ich Ihnen viel Vergnügen. Auch dieses Mal ist das
Heft voll mit interessanten Berichten und Neuigkeiten. Und gerade mit Blick
auf das diesjährige Tanz&Folkfest Rudolstadt bieten wir Ihnen ganz
aktuelle Informationen und Porträts.
Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff
P.S.: Lob wem Lob gebührt! Haben Sie sich einmal in Ruhe die
Titelbilder der seit Heft 1/1998 erschienenen Folker!-Ausgaben angeschaut?
Wenn nicht, können Sie das ja noch nachholen, z.B. in Heft 2/2002 haben
sie alle auf einen Blick. Und, was meinen Sie? Ist die gestalterische Vielfalt,
die Layouter Christoph Lammert hier auf die Beine gestellt hat, nicht
beeindruckend? Man sollte ein Poster daraus machen! Nun ist ausgerechnet
ihm im letzten Heft ein Malheur passiert. Bei den beiden Berichten über
das Festival Musik und Politik 2002 sind ihm die Bildunterschriften
"weggerutscht". Daher will ich auf diesem Weg nachtragen, dass auf Seite
63 Erika Pluhar die Hand ihres Gitarristen Klaus Trabitsch hält und
sie auf der folgenden Seite im Gespräch mit Barbara Thalheim abgebildet
ist. Und wer sind die anderen Musiker und Diskutanten auf den Seiten 64 und
65? Sie können sich an der Lösung dieses "Bildrätsels" beteiligen.
Die ersten drei richtigen Antworten an meine eMail-Anschrift
(michael.kleff@folker.de) bekommen jeweils eine CD aus meinem Fundus von
CD-Schätzen. Und die Auflösung erfolgt dann im nächsten
Heft.
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