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Bibliographie Andy Irvine: "Aiming for the Heart - Songbook" (Heupferd Musik, 1988) |
Solo-/Gruppenaufnahmen
Zusammenstellungen / Beteiligungen |
Andy Irvine unterwegs Gabi Nendel, Tel: 05 51-4 99 93 20 04.10.02 Haren, Cafe Togenblik 05.10.02 Kall, Steinfeld, Aula der Schule 06.10.02 Bonn, Harmonie 08.10.02 Iserlohn, Folkclub 09.10.02 Bad Wildungen, Spritzenhaus 10.10.02 Salzhemmendorf, Folkclub am Ith 11.10.02 Hattingen, Volkshochschule 13.10.02 Herne, Sonne-Kulturgaststätte 16.10.02 Göttingen, Galerie Apex 17.10.02 Stuttgart, Laboratorium tbc 19.10.02 Germering, Cobblers Irish Pub 23.10.02 München, Irish Pub 24.10.02 München, Irish Pub 26.10.02 Jena, Friedenskirche 30.10.02 Gießen, Irish Pub 31.10.02 Freyung, Schloss 01.11.02 Münster, Kreativ Haus 02.11.02 Karlsruhe, Tracy's Pub |
Das Lied "Never Tire Of The Road" hat Andy Irvine für Woody Guthrie geschrieben, der am 14. Juli 90 Jahre alt geworden wäre. Es sagt viel über Andy selbst: seine lebenslange Verehrung für Woody, sein Eintreten für den "kleinen Mann", seine Bewunderung für die "Wobblies", die Industrial Workers of the World, deren Mitglied er ist, und auch über sein Geschichtsbewusstsein. Der Song könnte als sein Lebensmotto angesehen werden. Irvine ist immer gerne unterwegs gewesen, wohl auch, weil er Schwierigkeiten hatte, Wurzeln zu schlagen. Andy Irvine wurde am 14. Juni 60. Jahre alt.
Von Susanne Kalweit
Andy Irvine scheint zwei gegensätzliche Persönlichkeiten in sich zu tragen: die eine, schüchtern, zurückgezogen, er möchte in Ruhe gelassen werden; auf der anderen Seite zeigt er sich offen, vertrauensvoll und begeistert von allem Neuen. Seine Familie beschreibt er als "bürgerlich-künstlerisch" - sein Vater ein Buchhalter aus Glasgow, der seinen Sohn mit Schlägen erzog, seine Mutter eine Schauspielerin aus Antrim (Nordirland), die ihr Leben lang Rollen spielte und ihn häufig als Publikum benutzte. "Ich war der einzige Mensch auf der Welt, der ihr Talent nicht zu schätzen wusste, was mich heute sehr traurig macht - wenn ich mein Talent von jemandem geerbt habe, dann bestimmt nicht von meinem Vater! Ich schulde ihr viel Dankbarkeit, aber als kleiner Junge habe ich ihr nie welche gezeigt."
Mit neun Jahren wurde er Kinderstar - nicht als Musiker, sondern als Schauspieler. Seinen ersten Film drehte er 1951 mit Gina Lollobrigida. "Kein guter Film, und ich hab Gina nie kennen gelernt, aber ich war gut. In dem Alter ist Schauspielern leicht!" Sein Ansehen unter den Schulkameraden und sein Selbstbewusstsein stiegen. Eine größere Rolle ermöglichte ihm später, das verhasste Internat zu verlassen, in das ihn seine Eltern gesteckt hatten, und sich seiner Karriere zu widmen. Frühe musikalische Eindrücke verdankte er in erster Linie einem großen Stapel 78er Schellackplatten. Mit 15 waren alle seine Freunde Rock'n'Roll-Fans, "nur ich wartete noch auf meine Musik, und sie kam und kam nicht!" 1956 entdeckte er Skiffle, dann Woody Guthrie. "Ich hatte den Namen auf der Rückseite einer Lonnie-Donegan-Platte gelesen und dachte, was für ein toller Name! Woody würde ich gerne heißen!"
Er bekam eine Guthrie-Scheibe in die Hände und beschloss, ihm zu schreiben. "Ich schickte diesen Brief, den ich bis heute habe, weil er zurückkam, an Woody Guthrie, USA'. 1958 wurde Woody der Mittelpunkt meines Lebens." Irvine erfuhr, dass sein Held unheilbar krank war und hilflos in einem Krankenhaus in New Jersey lag, ein Opfer der Nervenkrankheit Huntington's Disease. Seinen nächsten Brief beantwortete Sid Gleason, die sich mit ihrem Mann Bob um Woody kümmerte. Sie hatte Woody Andys Fragen vorgelesen und schrieb dessen Antworten auf; so wurde der hilflose Patient für den Jungen zu einer Art väterlichem Ratgeber. "Ich habe ihm sehr lange Briefe geschrieben. Er war ein Ventil für mich. Mein Leben war nicht besonders glücklich - meine Eltern kamen nicht miteinander aus, tranken zuviel und stritten sich. Sid schien eine sehr nette, mütterliche Frau zu sein, und ich dachte, vielleicht kann ich ja rübergehen und bei ihnen leben! Ich könnte Woody kennen lernen und dazugehören!" Die Gleasons waren offenbar damit einverstanden, und als er 17 war, wehrten sich seine Eltern nicht mehr, ihn auf der Suche nach einer neuen Familie in die USA fahren zu lassen.
So weit kam es jedoch nicht. Inzwischen hatte Irvine Ramblin' Jack Elliot und seine Frau June getroffen. "Er war mit Woody rumgereist! Näher konnte ich an mein Idol kaum herankommen. Ich wollte unbedingt mit ihm sprechen." Nach einem Konzert schrieb er Elliot einen Brief. Jack rief an und lud ihn zu sich ein. "Diesen Anruf muss er in den nächsten zwei Monaten sehr bereut haben! Jeden Morgen so gegen acht stieg ich aufs Fahrrad, klopfte bei ihnen an und saß auf ihrem Bett, bis sie aufstanden! Das muss grässlich gewesen sein!" Ein anderer ständiger Gast bei Elliot war Davy Graham, der stundenlang auf Jacks Gitarren übte. Irvine fing an, Mandoline zu spielen, und nahm mit Jack Tonbänder für Woody auf. "Ich sang den Cisco-Houston-Part, die zweite Stimme, und Jack spielte Gitarre und sang. Einmal guckte er mich erstaunt an und meinte, Mensch, Andy, du klingst ja mehr nach Woody als ich!' Ich dachte, hey, Wahnsinn!. Hatte Woody doch genau das einmal zu Ramblin' Jack gesagt!" Dann entdeckte Andy Irvine über die amerikanische Old-Time-Musik, dass es noch mehr gab als Woody Guthrie. "Das war die Musik, die die Siedler mit nach Amerika gebracht hatten, ihre eigene Volksmusik. Ich fand es toll, weil vieles davon - im guten Sinne - recht primitiv war." Auch diese Einflüsse finden sich heute in Irvines musikalischem Stil.
Anfang der 60er Jahre stellte Andy Irvine fest, dass die Schauspielerei ihm nicht mehr leicht fiel. Er wurde unsicher, war nicht mehr gut und fing an, seinen Beruf zu hassen. Sein Traum, zu Woody nach Amerika zu ziehen, verwirklichte sich nicht; seine Mutter starb um diese Zeit, und BBC Radio bot ihm eine langfristige Rolle an. Dann entdeckte er etwas Neues: "Ich hatte angefangen, nach Irland zu fahren, und fand dort Leute, die so waren wie ich. Nicht nur die Musik, sondern der ganze Lebensstil - eine Kombination aus Bohemien-Existenz und Sozialismus. Meinen Sozialismus hatte ich mir früh bei Woody abgeguckt. Wir lebten unser eigenes Leben am Rande der Gesellschaft. Mit Leuten wie Johnny Moynihan war ich richtig gut befreundet, deshalb beschloss ich, nach Dublin zu ziehen. Die Schauspielerei konnte ich nicht aufgeben, damit verdiente ich mein Geld. Das machte ich dann noch etwa zwei Jahre, bis ich vollständig zum Bohemien wurde. Ich lebte von nichts. Wenn es nicht diesen Pub namens O'Donoghue's' gegeben hätte, wäre bestimmt die Hälfte von uns verhungert. Es war ein großartiges Leben!"
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