Petr Pandula |
Petr Pandula, der Chef von Magnetic Music, liebt Konflikte. Oft nützt er sie sogar als Marketing-Instrument für seine Firma, die keltische CDs produziert und Konzerte organisiert. Doch diesmal geht es um mehr. Der Marktführer im Bereich keltischer Festivals (er organisiert neben dem frisch erworbenen Irish Folk Festival auch das St. Patrick's Day Celebration Festival und das Celtic Halloween Festival) will einen neuen Konkurrenten regelrecht vom Markt drängen: das Irish Spring Festival. Der Folker! beschreibt die Geschichte der keltischen Festivals in Deutschland und den aktuellen Konflikt.
Von Christian Rath
Folker!-Übersicht: Die tourenden keltischen Festivals Celtic Halloween Festival (jeweils im Okt.)
Irish Folk Festival (jeweils Okt./Nov.)
Irish Spring Festival (zur Zeit im März)
Pure Irish Drops (jeweils Okt./Nov.)
Scottish Folkfestival (jeweils Jan./Feb.)
St. Patrick's Day Celebration Festival (jeweils im März)
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Am Anfang war Carsten Linde. Der Lehrer aus Norddeutschland erfand 1974 das Irish Folk Festival und hat damit großen Anteil an der Popularität irischer Musik in Deutschland. Jahr für Jahr schickte er drei bis vier Acts (Bands und SolistInnen) auf eine mehrwöchige gemeinsame Deutschland-Tour. Für die irische Folkmusik war das völlig neu. Etwas Ähnliches hatte es zuvor nur in den 60er-Jahren mit dem American Folk & Blues Festival der Veranstalter Fritz Rau und Horst Lippmann gegeben.
Schnell wurde das Irish Folk Festival zur Marke, das viele Menschen Jahr für Jahr besuchten, auch wenn sie die konkreten Bands gar nicht kannten. Linde bürgte für hohe Qualität und holte im Lauf der Jahre zahlreiche der bekanntesten Bands nach Deutschland: The Fureys, Clannad, De Dannan, Planxty, Altan - manche sogar bevor sie international bekannt wurden. Kein Wunder, dass sich der Zuschauerschnitt bald deutlich über 1000 Personen pro Konzert einpegelte. Ab 1981 arbeitete Carsten Linde bei der Organisation mit Axel Schuldes zusammen, der in der Regel auch die Tour begleitete. Beide agierten dabei als Privatleute, das heißt ohne eine professionelle Konzertagentur im Rücken.
Konkurrenz gab es erst ab 1990, als Petr Pandula das erste St. Patrick's Day Celebration Festival organisierte und dabei auch eine konzeptionelle Alternative anbot. Während das Irish Folk Festival vor allem als Konzert für aufmerksame Zuhörer gedacht war, setzte Pandula auch auf bunte Hallengestaltung und gastronomische Versorgung mit Bier, Whiskey und Irish Stew. Als Mitglied der Anne Wylie Band, die Carsten Linde zuvor für sein Festival abgelehnt hatte, war Pandula bei der ersten St.-Patrick's-Tour sogar als Musiker (Uilleann Pipes und Whistle) mit dabei.
Rainer Zellner |
Linde betrachtete die neue Konkurrenz zwar argwöhnisch und sprach von "Party-Brimborium", doch Pandula expandierte. Schon ab 1992 gab es zwei parallele St.-Patricks-Tourneen mit jeweils drei Bands. Während eine Tour den Süden bereist, konzentriert sich die andere auf den Norden und Osten Deutschlands. In den vergangenen 13 Jahren konnte dabei auch Pandula einige bekannte Namen nach Deutschland holen, zum Beispiel Dervish, Nomos und Kila.
1991 hatte Pandula noch ein zweites, ähnliches Festival aus der Taufe gehoben: das Celtic Halloween Festival, bei dem es ebenfalls um ein "Gesamtkonzept für Ohr, Auge und Gaumen" ging. Doch auch hier war Pandula innovativ: Das neue Festival war "pan-keltisch" angelegt, neben irischen MusikerInnen sollte jeweils auch eine schottische und eine bretonische Band mit dabei sein. Praktisch war dabei der Bezug auf Halloween, die Nacht vor Allerheiligen. So musste das neue Festival im Herbst stattfinden und stellte damit keine Konkurrenz zum (firmen-eigenen) St. Patrick's Day Celebration Festival dar, das naturgemäß um den 17. März herum datiert ist. Zeitliche Konkurrenz ergab sich allerdings zum Irish Folk Festival, das schon immer im Herbst auf Tour ging.
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