backInstrumentenschwerpunkt beim TFF Rudolstadt 2002

Die Welt der Kniegeigen

Von Crwth bis Er-Hu

Was bitte schön ist denn eine Kniegeige? Das werden Sie sich jetzt vielleicht auch gerade fragen. Der Schöpfer des Plakates zum diesjährigen Tanz&Folkfest im thüringischen Rudolstadt hat den Terminus gleich wörtlich genommen und lässt ein solches Streichinstrument aus dem Knie einer anmutigen Spielerin wachsen. In diesem Jahr ist die vielfältige Familie der Kniegeigen schließlich der Instrumentenschwerpunkt auf dem Festival. Die Organisatoren definieren dabei als Kniegeige alles, was Streichinstrument ist und auf dem Knie oder zwischen den Knien eingeklemmt, in aufrechter Stellung gespielt wird. Ob diese Definition musikwissenschaftlich richtig ist, darüber kann man natürlich streiten. Aber auf jeden Fall passen schon eine ganze Menge Instrumente in dieses Schema.

Von Wolfgang Meyering

Eine der ältesten Vertreterinnen der Kniegeigenfamilie ist die keltische Crwth. Ihr historischer Klang ist genauso schwer zu beschreiben wie die richtige Aussprache ihres Namens. Lange galt die Crwth als der Urmutter aller Kniegeigeninstrumente, doch diese Theorie gehört wohl eher in den Bereich der Mythen. Aus der Crwth sollen sich aber später die schwedische Strackharpa und die finnische Jouhikko entwickelt haben. Das sind zwei sehr archaische Streichinstrumente, deren Korpus an eine Leier aus dem klassischen Altertum erinnert. In Finnland werden auf der Jouhikko vor allem die jahrhundertealten archaischen Runenlieder intoniert. Das Besondere an der Jouhikko ist die Spielweise. Die einzelnen Saiten werden dadurch gespielt, dass man die freischwingenden Saiten mit den Fingerrücken leicht berührt. Dabei haben die Saiten aus Pferdehaar ihre Tücken, denn sie sind sehr empfindlich. Sie verstimmen sich sehr leicht und reagieren sehr stark auf Temperaturänderungen und die Feuchtigkeit der Luft. Also eigentlich ein Instrument, das man in trockenen und wohltemperierten Räumen spielen sollte. Voraussetzungen, die es in der Frühzeit dieses Instrumentes mit ziemlicher Sicherheit nicht gab. Entsprechend haben die Instrumente damals wahrscheinlich auch geklungen.

Weltweiter Einsatz jenseits der Volksmusik

Streichinstrumente waren schon im frühen Mittelalter in Nordeuropa sehr verbreitet. Offensichtlich nahm man es aber damals (anders als heute im klassischen Geigenunterricht) mit der Spielhaltung nicht so genau. Es gibt Darstellungen von Streichinstrumententypen, die mal am Hals, mal in der Armbeuge, mal auf dem Knie oder auch zwischen den Knien gespielt werden. Sozusagen ein babylonisches Spielhaltungsdurcheinander. Aber eine richtige Kniegeige entwickelte sich dann doch an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert in Europa. Die Viola da Gamba. Ihr Name bedeutet soviel wie "Bein- oder Kniegeige". Die Viola da Gamba war das beherrschende Streichinstrument des 16. und 17. Jahrhunderts und spielt auch noch bis in das 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle als geschätztes Soloinstrument. Viele große Komponisten wie Buxtehude, Telemann, Carl Phillip Emanuel Bach, Rousseau, Marais, oder Johann Sebastian Bach haben für diese Instrumentenfamilie Kompositionen geschrieben. Die Viola da Gamba hat sich einen festen Platz in der "ernsten" bzw. der "klassischen" Musik Europas gesichert.


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im Folker! 4/2002