In der Ausgabe Juli/August 2007 findet Ihr:
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Liebe Musikfreundinnen und -freunde, hoffentlich macht das Schule! Das Bonner Pantheon - eine erste Adresse in Deutschland für Kabarett und Comedy - veranstaltete im Juni sein erstes Liedermacherfestival mit sechs Abendkonzerten: Götz Widmann, Strom & Wasser & Wenzel, Rainald Grebe, Monsters of Liedermaching, Stoppok sowie Sebastian Krämer & Marco Tschirpke. Und mit Ina Müller, der Biermösl Blosn, Edda Schnittgard und Tina Teubner finden sich gleich noch weitere Vertreter der Liedermacherzunft im aktuellen Halbjahresprogramm des renommierten Bonner Veranstaltungsortes. Vielleicht werden intelligente deutschsprachige Lieder ja doch wieder modern? Stichwort Liederbestenliste: Der Gewinner des diesjährigen Liederpreises steht fest. Es ist die Schweizer Band Stiller Has - „Eine Gitarre, ein Bass, ein Schlagzeug und ein Sänger: Diese Formel ist nicht zu schlagen“ (Selbstdarstellung). Die vier Berner Herren bekommen den Preis für ihren Titel „Geischterbahn“. Das Lied erhielt im Wertungszeitraum von Mitte 2006 bis Mitte 2007 über sieben Monate die meisten Punkte der Jury und stand fünfmal auf Platz eins der Liederbestenliste. Vergeben wird der Preis im Rahmen des diesjährigen Liederfests, das am 1. Dezember im Burghof in Lörrach ( www.burghof.com) stattfinden wird. Neben Stiller Has werden noch Strom & Wasser, der diesjährige Förderpreisträger der Liederbestenliste, und ein weiterer Gast auftreten. Im vorliegenden Heft beschäftigt sich der Folker! gleich mit zwei Künstlern die derzeit ganz oben in der Liederbestenliste mitmischen: Danny Dziuk und Rainald Grebe. Beide treten auch beim diesjährigen TFF.Rudolstadt auf, das ebenfalls einen weiten Raum in dieser Ausgabe einnimmt. Ursprünglich sollte dort Tansania Länderschwerpunkt sein. Als sich Anfang des Jahres herausstellte, dass sich dies nicht realisieren ließ, war guter Rat teuer. Die Veranstalter sattelten kurzfristig auf das Thema USA um. Was sich zunächst als Notlösung darstellte, präsentiert sich jetzt als Superlative: Mit insgesamt 17 Künstlern und Gruppen werden vom 6. bis 8. Juli so viele Gäste zu einem Länderschwerpunkt erwartet wie noch nie zuvor. Und - so heißt es im Festivalbüro in Rudolstadt - so viele werden es auch nie wieder werden. Dabei versprechen die Konzerte - laut Programmheft - auch ohne Bob Dylan und Grateful Dead viele Höhepunkte. Mit Hayseed Dixie und Valerie Smith stellen wir Ihnen zwei Gäste des traditionellen Sonderkonzerts am Vorabend der offiziellen Festivaleröffnung vor. Dabei stehen unter dem Titel „Cowboy Boots & Country Roots“ Country- und Bluegrassmusik im Mittelpunkt. Allerdings nicht in Form der kommerziellen und bisweilen kitschigen Nashville-Massenproduktion, sondern authentische Klänge, die für ein ganz und gar nicht gestriges Publikum neu interpretiert werden. Auch das diesjährige Stimmen-Festival hat die USA zu seinem Länderschwerpunkt auserkoren. Mit Dr. John tritt dort „Mr. N’Awlinz“ höchstpersönlich auf. Weitere Gäste in Lörrach sind u. a. Hazmat Modine, die Shootingstars der World Music Charts Europe, und Bernice Johnson Reagon. Beiträge über sie sind für die nächste Ausgabe geplant. Interessant ist übrigens, dass weder das TFF noch Stimmen eine Erwähnung wert sind in Deutschland, der Auslandszeitschrift der Bundesrepublik Deutschland. In ihrer aktuellen Ausgabe, die unter der Überschrift „Art and Culture - Discover Germany“ steht, wird zwar u. a. der Besuch von Rock am Ring, der Donaueschinger Musiktage und des Nibelungen-Festivals empfohlen. Von Folk-, Lied- und Weltmusikveranstaltungen erfahren die ausländischen Deutschland-Leserinnen und -Leser jedoch nichts. Sieht man einmal von dem Hinweis auf den Karneval der Kulturen in Berlin ab. Schade. Gehört Politik eigentlich in den Folker!? Diese Frage wird uns hin und wieder gestellt und die Antwort lautet eindeutig: ja. Obwohl sich umgekehrt nicht daraus ergibt, dass die thematisierte Musik immer einen politischen Anspruch hat oder haben muss. Wir meinen allerdings, das diese nicht in einem luftleeren, ideologiefreien Raum existiert, sondern konkrete Wurzeln hat, so oder so. Daher sind politische Untertöne im Folker! nicht nur unvermeidlich, sondern sie gehören zum redaktionellen Selbstverständnis. Auch wenn es deshalb schon Abokündigungen gegeben hat. Redaktion und der Verlag nehmen im politischen Spektrum eine eher linke Position ein, was aber irgendwie auch in der Natur der behandelten Musik liegt. Wir haben jedoch nie die Notwendigkeit gesehen, diesen linken Standpunkt zu definieren. Da sind wir naturgemäß eher vage, schließlich arbeiten eine Menge Leute an diesem Projekt. „Antifaschistisch“ und „antirassistisch“ fallen uns als Konsensbegriffe ein. Eines ist der Folker! jedoch keinesfalls, nämlich parteipolitisch links. Da erstaunt es uns schon, wenn Leserbriefschreiber Werner Hinze uns in DKP-Nähe rückt (s. Folker! Heft 3/07), während Kai Degenhardt in der UZ (Zeitung eben jener DKP) vom 18.5.2007 mit ziemlicher Polemik zumindest den Artikel „Revival mit Politikverdrossenheit - (K)ein schöner Land“ im gleichen Heft auf dem reaktionären Rand ansiedelt. Zur Freude der Rechten streiten sich die Linken also mal wieder untereinander. Eine Bewertung überlassen wir unserer Leserschaft. Nur so viel sei an dieser Stelle gesagt: Uns kann es zumindest freuen, dass der Folker! in diesem Maße wahrgenommen wird und zur Diskussion anregt ... Apropos Leserbriefe. Die werden von uns traditionell und prinzipiell nicht kommentiert, egal, wie viel Sinn und Unsinn darin verbreitet wird. Wobei sich die Redaktion natürlich die Veröffentlichung vorbehält. Und auch wenn es banal klingen mag, soll es noch einmal deutlich gesagt werden: Als Redaktion muss man nicht jeden Standpunkt in einem Artikel teilen, aber grundsätzlich stehen wir selbstverständlich hinter dem, was unsere Autorinnen und Autoren verfassen. Sonst kämen die Artikel nämlich schlicht und ergreifend gar nicht ins Heft. Und somit zu einem Letzten: Es gibt ja immer wieder mal Kritiker, die uns vorwerfen, schlafmützig zu sein, nur weil wir nicht auf jeden gerade angesagten Trend hin anspringen. Dass der Folker! dennoch immer die Hand am Puls der Zeit hat, zeigt die Tatsache, dass wir mit ULMAN bereits im vergangenen Heft über einen der drei creole-Preisträger berichtet haben ... Und damit will ich Sie wieder einmal in die Lektüre einer neuen, hoffentlich wieder anregenden Folker!-Ausgabe entlassen. Ihr Folker!-CvD PS: Wo der Festivalsommer in Deutschland zumindest in Rudolstadt und in Lörrach so ganz im Zeichen der USA steht, soll an dieser Stelle noch ein Hinweis auf die wirklich „Mutigen“ und „Freien“ im so genannten Land der unbegrenzten Möglichkeiten folgen. Wer abseits der angepassten und zu kritischer Berichterstattung kaum noch fähigen Mainstreammedien wie CNN und New York Times erfahren will, was wirklich in den Vereinigten Staaten passiert, dem sei einmal die tägliche Rundfunksendung Democracy Now mit Amy Goodman empfohlen ( www.democracynow.org) sowie der Pressedienst Truth Out ( www.truthout.org). |