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Heimspiel


„Mal was anderes“

Bänkelsängertour in Trier

Musikalischer Stadtrundgang durch Deutschlands älteste Stadt

website
go! www.andreas-sittmann.de
go! www.voltaire-woltaehr.de
 
auswahldiscographie

Andreas Sittmann, Der Spielmann -
   Bänkellieder & Minnesang
(edition stammhaus, 2007)
Diverse, Treverer Barden (Sampler; Eigenverlag, 2005)
Woltähr, Trierer Venus (Op der Lay, 1996)


Pfingstsonntag 2007, 18 Uhr. Eine kleine Schar Interessierter versammelt sich erwartungsvoll um einen vollbärtigen Mann mittleren Alters im roten Schnürhemd und mit historischer Kopfbedeckung, der Andreas Sittmann eine Laute in Händen hält. Im Hintergrund die beeindruckende Kulisse des Wahrzeichens der Stadt Trier, der Porta Nigra. Andreas Sittmann steigt in historisch verbürgter Manier auf ein Holzbänkchen, das er eigens zu diesem Zweck mitgebracht hat, und stellt sich als „Bänkel“-Sänger aus dem 17. Jahrhundert vor. „Betrachtet man die wissenschaftliche Forschung, dann haben die Römer die Porta Nigra um 195 n. Chr. als Stadttor erbaut. Der Gesta Treverorum* zufolge aber, die ein Benediktinermönch in der vielen Freizeit zwischen dem Hegen des Kräutergartens und dem Beten verfasste, besagt die Gründungssage der Stadt, dass das Tor von einheimischen Trierern errichtet wurde ...“ Man sieht dem Erzählenden an seinem verschmitzten Lächeln an, dass er selbst nicht recht daran glaubt. Aber es geht ihm vor allem auch darum, mit einem abwechslungsreichen Programm aus historischen Liedern, witzigen Anekdoten und Wissenswertem am Rande sowohl den Geist einer vergangenen Zeit Revue passieren zu lassen als auch Touristen wie Einheimische einmal abseits der gängigen Routen zu führen.

Von Stefan Backes

Etwa eine Stunde zuvor sitze ich mit Walter Liederschmitt und Andreas Sittmann, den beiden offiziellen „Bardenführern“ der Walter Liederschmitt Tourist-Information Trier, im der Porta Nigra schräg gegenüberliegenden Café „täglich“ in der Spätnachmittagssonne bei einem Latte Macchiato. „Seit 30 Jahren, seit meiner Studentenzeit also schon, mache ich Gästeführungen in Trier“, erzählt Walter Liederschmitt alias Woltähr. Noch ein wenig länger schon ist er auch musikalisch tätig, als Liedermacher, Barde, Brassens- und Dylaninterpret - auf Deutsch, Französisch, Englisch und Moselfränkisch. Mit der Zeit begann er, passende historische wie eigene Lieder und Gedichte in seine Führungen einzubauen, sowohl auf Hochdeutsch als auch in Mundart, mal zur Gitarre, mal zur Konzertina, aber auch schon mal zur historischen Leier. Und seit Jahren schon gibt es eine Veranstaltungsreihe „Trier für Trierer“, die aber nicht nur für Einheimische interessant ist, sondern deren Reiz darin besteht, dass eher außergewöhnliche, weniger typisch-touristische Orte aufgesucht werden (wie keltische Quellheiligtümer, Orte mit Bezügen zur Hexenverfolgung oder zu Karl und Jenny Marx), wo neben den „Fakten“ dazu vor allem auch Lieder eingestreut, Gedichte rezitiert werden.


* Bei der Gesta Treverorum handelt es sich um eine Sammlung von Geschichten, Legenden, päpstlichen Schreiben und Aufzeichnungen aus der kurfürstlichen Zeit Triers.


Die Bänkelsängertour durch Trier findet seit dem 3. Mai einmal wöchentlich, und zwar im Wechsel mittwochs und freitags, jeweils um 18 Uhr statt und dauert etwa zwei Stunden. Anmeldungen sind über die Website der Tourist-Information Trier möglich (go! www.tit.de), Einzeltickets können aber auch direkt im Büro an der Porta Nigra erworben werden. Treffpunkt ist vor der Tourist-Information.

[...mehr im Folker!]


Neustart nach 18 Jahren

Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin meldet sich zurück

Wie leben in der globalisierten Gesellschaft?

website
go! www.hkw.de

Nach einjähriger Umbaupause wird das Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW), das in der Kongresshalle am Spreeufer in Mitte residiert, am 23. August in Gegenwart von Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Türen wieder öffnen. Das Gebäude, dessen 50. Geburtstag am 19. September gefeiert wird, wurde saniert und heutigen ausstattungstechnischen Bedürfnissen für ein breites Spektrum von Veranstaltungen angepasst. 8,8 Millionen Euro vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien machten es unter anderem möglich, fast alle haustechnischen Anlagen zu erneuern, die Ausstellungshalle voll zu klimatisieren und im Foyer eine flexible HKW 1957, kurz vor dem Richtfest Hängeeinrichtung für Ausstellungen zu installieren. Doch renoviert wurde auch das Konzept des Hauses.

Von Sabine Froese

Bei seiner Gründung 1989 sollte das HKW die Einbahnstraße der Arbeit des Goethe-Instituts, deutsche Kultur im Ausland zu vertreten, um eine Gegenspur erweitern und vor allem Künstlern aus außereuropäischen Ländern eine Plattform bieten, die nicht über die finanziellen Mittel für ein eigenes Kulturinstitut in Deutschland verfügen. In den Konzerten, Ausstellungen, Film- und Theatervorführungen, Lesungen und Tagungen stand stets das Zeitgenössische ebenso im Vordergrund wie der Austausch der Künstler untereinander und mit dem Publikum; eine reine Präsentation anderer Kulturen sollte vermieden werden. Jährlich zwei bis drei Programmschwerpunkte waren länder- oder themenspezifisch interdisziplinär angelegt und wurden in projektbezogenen Kooperationen mit unterschiedlichen Partnern realisiert.

Die Umbauphase haben die Programmverantwortlichen des Hauses nun genutzt, um auch den konzeptionellen Ansatz zu überarbeiten und an die veränderte Welt des 21. Jahrhunderts anzupassen. Das zu HKW Seitenansicht Gründungszeiten formulierte vorrangige Ziel des HKW, „einem deutschen Publikum fremde Kulturen in allen Medien und Erscheinungsformen vorzustellen“, wurde als nicht mehr zeitgemäß angesehen. So hatte es damals etwa nichtwestliche Kunst schwer, am hiesigen Markt überhaupt wahrgenommen zu werden - heute werden außerhalb Europas immer neue Kunstbiennalen ins Leben gerufen, und außereuropäische Kultur ist in Europa viel stärker Bestandteil des Alltags geworden. Entwicklungen wie zunehmende Migration, die Auflösung der Machtblöcke Nato/Warschauer Pakt, weltweite Kommunikation über das Internet oder die Globalisierung der Märkte haben die lange bestehende Nord-Süd-Grenzziehung obsolet gemacht. Mittlerweile ist in Europa deutlich geworden, dass es nicht nur eine westliche Moderne, sondern eine Vielzahl von Modernen weltweit gibt. Auf diese neuen Rahmenbedingungen will das HKW eingehen und vermehrt auch den Bezug zwischen den internationalen Entwicklungen und unserer eigenen Gesellschaft herstellen. Im Mittelpunkt stehen also jetzt die globalisierte Welt und damit verbunden Fragen wie: Wie wollen wir leben? Wie mit globalen Herausforderungen wie kriegerischen Auseinandersetzungen, Armut oder religiös motivierten Konflikten umgehen?

[...mehr im Folker!]


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im Folker! 4/2007