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A Hillbilly Tribute To AC/DC (Dualtone, 2001) | ||||
unterwegs | ||||
05.07.07: Rudolstadt, TFF |
Angeblich kommen sie aus den Appalachen, genauer, aus dem Deer Lick Holler Valley - doch die wirkliche Heimat der Band um Gitarrist und Sänger John Wheeler aka Barley Scotch ist Nashville, Tennessee. Für ihr rein akustisch präsentiertes Repertoire bedienen Hayseed Dixie sich gern bei den Stars des Rock und Pop: Songs von AC/DC, Kiss, seit neuestem auch von den Sex Pistols, Cliff Richard, den Beatles und anderen, modeln sie in eine eigene Bluegrass-Powervariante um, die sie vollmundig auch als „Rockgrass“ bezeichnen. Kurz: Auf der Bühne spielt das Quartett Sauf- und Stimmungsmucke, bis das Publikum erschöpft von Tanz und Rausch zusammenbricht. Aber wie auch das kleine Märchen von den jungen Männern aus den Appalachen ist bei Hayseed Dixie einiges schief: Angeblich völlig Unpolitisches gewinnt im Gespräch mit Mastermind John Wheeler plötzlich Tiefgang. Und manchmal lässt Wheeler es kurzzeitig sogar sein, ostentativ den Macho raushängen zu lassen, und erobert stattdessen ein Stück philosophisches Terrain.
Carina Prange
Eure oft als „Rockgrass“ bezeichnete Musik sei „gleichzeitig alt und neu“. Betrachtet ihr euch also sowohl als Traditionalisten als auch als Avantgardisten?
Ich „betrachte“ mich als jemand, der jeden Abend in der Bar verbringt, um Bier zu trinken und den Mädels nachzupfeifen. Dafür dann auch noch Geld zu bekommen, ist nett. Sonst würde ich’s aber auch machen. Stileinordnungen sind nur für die Leute gut, die Werbespots im Rundfunk verkaufen wollen. Wir spielen unsere Art von Musik, weil wir so aufgewachsen sind. Und wir würden sie in jedem Fall spielen, wenn wir in der Bar rumhängen.
Um trotzdem mal nachzubohren: Warum ist denn eure Mischung aus Rock und Bluegrass in Europa so erfolgreich? Wie sieht es vergleichsweise zu Hause aus?
Zu Hause? Ich könnte dir ja viel erzählen, aber ich habe ehrlich keine Ahnung, warum das in manchen Teilen Europas besser einschlägt als in den USA. Aber, da die Frage ja auch einen philosophischen Aspekt hat, möchte ich in gleicher Weise antworten. Die meisten so genannten Grenzen, die wir zwischen Ländern wahrnehmen, sind lediglich Gedankenkonstrukte. Aus dem Weltraum siehst du keine davon. Man kann die Welt so oder so betrachten, aber im Grunde verharren wir noch immer im feudalistischen Zustand von vor tausend Jahren. Der Unterschied besteht seit der industriellen Revolution nur darin, dass der durchschnittliche Bauer heutzutage mehr überflüssiges Zeug besitzt. Reichtum? Basketballer Shaq O’Neal mag 100 Millionen Dollar haben, aber könnte er davon einen einzigen Häuserblock in Soho kaufen? Nein. Wie reich ist der Mann also? Auch nur ein verdammter Bauer.
Du meinst jetzt sicher, ich schweife ab, aber lass mich das zu Ende führen. In den USA sind alle, wirklich alle Radiosender in Privatbesitz. Die Eigentümer, bei denen es sich im Wesentlichen um drei Gesellschaften handelt, sind zuallererst und vordringlich daran interessiert, Werbeplätze zu verkaufen. Damit verdienen sie ihr Geld. Für sie macht es Sinn, dass der Hörer in Stilkategorien denkt, Schachteln, Schubladen, nenn es wie du willst. Genauso wie die paar Arschlöcher, denen fast das ganze Kapital gehört, uns glauben machen wollen, es gäbe zwangsläufig so etwas wie Ländergrenzen. Gleiche Denkrichtung!
Die meisten Leute denken nicht drüber nach, sie haben viel zu viel um die Ohren, als sich über den Dudelfunk Gedanken zu machen. In Europa gibt es aber außer dem Dudelfunk noch was anderes. Und ... bingo! Hier finden wir eine Nische.
Was ist euch wichtiger, gute Tanzstimmung zu verbreiten, oder geht es auch, wie bei „Breaking The Law“, um die Botschaft, um etwas Revolutionäres?
Das Stück ist ja von Judas Priest. Man muss dazu wissen, dass Rob Halford, der Sänger der Band, schwul ist. Damals, als er das Stück schrieb, war das in England ein Verbrechen. Also, zieh ruhig deine Schlüsse, wovon der Song eigentlich handeln mag ... Ich persönlich stehe ja eher auf Frauen. Rob ist da halt anders. Ich will jetzt gar nicht mit Moral anfangen, weil das bezüglich des großen Gesamtbildes des Allzumenschlichen überhaupt nicht weiterhilft! Oder „natürliche Auslese“, da könnte man ja auch sagen, dass es, gäbe es keine Medikamente gegen Diabetes, es ja bald auch weniger Diabetiker gäbe. Aber wen interessiert das in einer Samstagnacht?
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