Liebe Musikfreundinnen und -freunde,
wissen Sie, was Morinkhur ist? Oder Sarangi, Kemence oder Jouhikko?
Nun, es sind Instrumente aus der Familie der Kniegeige. Sie steht unter der
Überschrift Knie Fiedel Magie / Fiddler on the Knee im
Mittelpunkt des Instrumentenschwerpunkts beim diesjährigen
Tanz&Folkfest Rudolstadt. In diesen Tagen hat uns das voraussichtliche
Programm erreicht. Es ist kaum überraschend, dass auch in diesem Jahr
wieder Klänge aus allen Ecken der Welt auf den Straßen und
Plätzen der thüringischen Stadt zu hören sein werden. Allein
die Länderliste der Teilnehmer am Magie-Konzert ist beeindruckend: Mongolei,
Indien, Iran, Bulgarien, Finnland, Griechenland, Irland und Deutschland.
Im .Focus regional werden u.a. Frank Baier, Karibuni, Stoppok
und das Bandoneonorchester Essen zeigen, was das Ruhrgebiet in Sachen Folk,
Lied und Weltmusik zu bieten hat. Im Rahmen des Länderschwerpunkts erklingen
in diesem Jahr in Rudolstadt polnische Töne. Die Liste der Eingeladenen
reicht von der Cracow Klezmer Band über Trebunie Tutki & Kinior
Future Sound bis hin zu Gruppen, die im Sonderprogramm Aus Polens
Dörfern auftreten werden. Nicht zu vergessen die Einzelkonzerte,
zu deren Höhepunkten die Auftritte von Susheela Raman (England/Indien),
Los de Abajo (Mexiko) und Hoven Droven zählen dürften. Da Musik
aus den USA wahrlich nicht zu den Lieblingen der Festivalmacher
in Rudolstadt gehört, ist es umso erfreulicher, dass mit Lynn Morris
eine der wohl besten amerikanischen Bluegrassbands eingeladen wurde (s. Folker!
3/2000). Nicht zu vergessen: Nach Goran Bregovic 2000 und dem
Doppeljubiläum von Liederjan und Bierfiedler im vergangenen
Jahr wird es auch 2002 am Vorabend des Festivalauftakts ein spezielles
Sonderkonzert geben. Wer dann im Innenhof der Heidecksburg auf der Bühne
stehen wird, das stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Lassen wir
uns überraschen. Wie auch immer, einmal mehr wird es den Besucherinnen
und Besuchern des Festivals schwer fallen, aus dem riesigen Angebot
auszuwählen. Der Folker! wird übrigens die Gelegenheit nutzen,
in angemessener Form seinen 5. Jahrgang am Rande des Festivals zu
begehen.
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Sie werden es wahrscheinlich gelesen haben, dass sich der Deutsche
Bundestag mit einer Reform der Besteuerung ausländischer Künstler
in Deutschland beschäftigt. Das bisherige Ergebnis der Beratungen wird
von fast allen Beteiligten als substanzlos und
wirkungslos kritisiert. Die Ausländerfeindlichkeit der deutschen
Steuergesetzgebung wird sogar fortgeschrieben. Das ist nicht überraschend,
hat sich doch bislang noch keine Bundesregierung, gleich welcher Couleur,
durch Kompetenz auf diesem Gebiet der Kulturpolitik hervorgetan. Interessant
klingt da die im Rahmen der Bundestagsdebatte über den Stand und die
Entwicklungsperspektiven der Rock- und Popmusik in Deutschland von der
CDU/CSU-Fraktion erhobene Forderung nach der Einrichtung eines deutschen
Musikexportbüros. Der CDU-Abgeordnete Steffen Kampeter wirft der
Bundesregierung in diesem Zusammenhang vor, die Interessen der
mittelständischen Musikwirtschaft zu vernachlässigen und fordert,
ein tragfähiges Konzept zur Förderung des Exportes von deutschen
Musikprodukten vorzulegen. Nun bleibt zu hoffen, dass die Bereiche Folk,
Lied und Weltmusik hier nicht wieder einmal außen vor
bleiben. Vom französischen Bureau de Musique wissen wir, was eine solche
Einrichtung leisten kann. Dies deutlich zu machen, sollte auch eine Aufgabe
von PROFOLK sein. Versteht sich der Verband doch als Lobby der Folk-, Lied-
und Weltmusikszene in Deutschland.
Und damit entlasse ich Sie wieder einmal in die Lektüre der
neuen Ausgabe des Folker!. Und vergessen Sie nicht, an Musik interessierte
Bekannte darauf hinzuweisen, den Folker! doch einfach mal zu
testen. Schließlich ist er ja jetzt an größeren
Bahnhofskiosken erhältlich.
Ihr Folker!-CvD
Michael Kleff
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