backSizilianische Trommeln mit Salz und Pfeffer

Tammorra

Wie Mummelgreise zu feurigen Tänzern werden

Discographie

Ballu Tunnu (1995, Eigenverlag)
Sali (2001, Biber Records)

Wenn der Himmel über Sizilien sein stählernes Blau verliert und die Mittagshitze gnadenlos über das Land bricht, verdunstet das Wasser über der Lagune. Milchig gelb und grün schimmern die Salzwasserbecken im gleißenden Licht. An ihren steinernen Umrandungen leuchten Kristalle, so weiß wie Schnee. Salz ist nicht nur für die sizilianischen Musiker von Tammorra eine Metapher für das Leben. Ohne Salz würden wir Menschen jämmerlich an Muskelschwund, Schwächeanfällen und dergleichen zu Grunde gehen. Ein traditioneller Gesang der Salinenarbeiter eröffnet denn auch die aktuelle CD der Gruppe Tammorra. Die Sizilianer mischen mit Trommeln gepfefferte sizilianische Tänze mit scharfen Worten. „Sali“, Salze, heißt ihre im letzten Jahr erschienene CD, getreu der Erkenntnis, dass gepfefferte Speisen ohne Salz kaum genießbar sind. Tammorra sind im März in Deutschland und der Schweiz auf Tournee.

Tammorra

    Tammorra

  • Salvatore Meccio: Gesang, Bouzouki, Rhythmusgitarre, Tammorra
  • Massimo Laguardia: Gesang, Tammorra, Tamburello, Perkussion
  • Vittorio Catalano: Gesang, Sopransax, Flöte, Ciaramella, Launeddas
  • Nicolò Terrasi: Gesang, Gitarren
  • Luca Lo Bianco: Bass
  • Giampaolo Terranova: Gesang, Drums, Perkussion

Von Martin Steiner

„Jedes Salzkorn ist Teil einer Geschichte. So sind die Lieder des Albums wie Körner. Jedes stellt die Besonderheiten Siziliens aus einem anderen Blickwinkel dar.“ Salz ist für Salvatore Meccio, Sänger, Gitarrist und Texter der Gruppe Tammorra auch eine Metapher für das Ureigene, das Persönliche, Sizilianische. Salz ist aber nicht nur eine Metapher für das Leben in Sizilien: „Auf der ganzen Welt würzen die Menschen ihre Speisen mit Salz. In gewissen Dingen fühlen wir genauso wie die Menschen in anderen Teilen der Welt.“

Salvatore vergleicht die Musik seiner Gruppe mit einem Baum. Seine Wurzeln stoßen tief in die Erde, geben ihm Halt, seine Zweige aber öffnen sich zur Welt und die Blätter nehmen die äußeren Einflüsse auf. „Unsere Musik ist stark in der Tradition Siziliens und Süditaliens verwurzelt. Im Gegensatz zu gewissen Bands, die Rock und Pop mit Folk-Elementen garnieren, schöpfen wir aus der klassischen Überlieferung. Wir sind aber keine Traditionalisten. Viele unserer Lieder verarbeiten fremde Einflüsse, Musik aus dem spanischen, dem arabischen Raum etwa. Schon der Name Tammorra verpflichtet uns zu einem respektvollen Umgang mit unserer Kultur. Würden wir uns davon zu weit entfernen, müssten wir uns umtaufen.“

Das älteste Instrument des Mittelmeerraums

Für den Gruppennamen steht eine 35 bis 60 cm große Rahmentrommel, die für den druckvollen Rhythmus von Bands wie der neapolitanischen Spaccanapoli, Uaragniaun aus Puglia oder eben Tammorra sorgt. TammorraDrei solcher Tambourine, wie sie die Sizilianer einsetzen, können es in puncto Lautstärke und vor allem auch der optischen Wirkung wegen mühelos mit einem Schlagzeug aufnehmen. Die Tammorra, auch Tammurro genannt, ist vermutlich das älteste Instrument des Mittelmeerraums. Schon phönizische Priesterinnen haben mit ähnlichen Tamburellos dem Mond Trommelwirbel dargebracht. Die Trommel in ihrer heutigen Form gilt als wichtigstes traditionelles Instrument Kampaniens, der Gegend um Neapel.


zurück


Home


vor


!!!

Folker! - ...und jetzt wieder: über 40% sparen beim Folker!-Schnupperabo!
Also auf zur von-uns-für-euch-Schnupper-Abo-Test-Bestellung!

Mehr über Tammorra
im Folker! 2/2002