Lange Jahre schon macht Kuba von sich reden aufgrund des US-Embargos und der davon nie zu beirrenden Fähigkeit des kubanischen Volkes, rauschende Feste zu feiern. Dann kam der Buena Vista Social Club und in dessen Aufmerksamkeitsgefolge eine Welle kubanischer Musik. Diese Flut scheint kein Ende zu finden, und lässt inzwischen mehrheitlich in der Qualität zu wünschen übrig. Derzeit also hat Music Made in Cuba vielerorts den Beigeschmack des Kommerziellen. Um so mehr erfreut es, wenn man in dieser Masse hin und wieder fündig wird. Denn dann trifft man auf Künstler mit echter Ausstrahlung gepaart mit dem Wissen um den eigenen Stil: die Sängerin Addys D'Mercedes ist so ein Glücksfall.
Von Carina Prange
Mundo Nuevo (2001, Media Luna) |
www.addys-d-mercedes.com |
Als Exilkubanerin hat sie in Deutschland genauer gesagt in Düsseldorf eine neue Heimat gefunden. Dennoch Addys D'Mercedes bleibt Kuba und seiner Musik mit den diversen Ausprägungen treu, integriert aber europäisch-amerikanische Komponenten wie Rap, Jazz und Pop. Einen für sie wesentlichen Aspekt kubanischer Musik beschreibt sie so: Kubanische Musik hat für mich eine besondere Wärme. Instrumente werden akustisch aufgenommen, weniger programmiert. Alles wirkt so sehr lebendig. Die Stärke der Kultur dieser Insel hat aber auch den Nachteil, dass sie sich musikalisch oft im Kreise dreht. Musiker anderer Länder sind oft frecher und achten nicht so sehr auf kulturelle Konventionen.
Addys D'Mercedes hat sich nicht zum Ziel gesetzt, mit ihren Songs ihr Album Mundo Nuevo wurde letztes Jahr auf Kuba eingespielt etwas zu beweisen. Es geht ihr nicht darum, zu zeigen, dass sie Unabhängiges, nicht Stilgebundenes hervorbringen kann, sie macht einfach das, was ihr gefällt. Dabei bewahrt sie sich dennoch ein Stück Hochachtung vor den Altmeistern der kubanischen Szene, lässt sich von ihnen allerdings nichts diktieren. Im Gegenteil, einige von ihnen werden auf Umwegen in ihr Konzept regelrecht eingebunden: Seit ich 1993 nach Europa kam, habe ich sehr viele interessante Künstler kennen gelernt, die mich darin bestärkten, meinen eigenen Weg zu gehen. Meine Musik singe ich einfach so, wie ich sie fühle. Während der Aufnahmen in Kuba gab es traditionelle Musiker, die versucht haben, meine ungewöhnlicheren Ideen zu ignorieren. Sie wollten einfach alles so spielen, wie sie es immer getan haben. Von mir als kubanischer Frau hätten sie sich auch niemals überzeugen lassen, neue Wege zu gehen. Cae Davis, als ausländischer Produzent, musste deshalb teilweise mit unendlicher Geduld die Musiker von unseren Ideen überzeugen. Was mir an manchen kubanischen Macho-Musikern' aber gefällt: Dass sie hinterher zugeben können, wie ihnen genau die Stücke gefallen, die sie vorher auf keinen Fall so aufnehmen wollten!
Kubanische und afroamerikanische Rhythmen, französisch-hawaiianische Einflüsse, Chachachá, der Son und vieles mehr, das klingt nach einem chaotischen Kauderwelsch und doch: Die Songs auf Mundo Nuevo bilden eine Einheit. Addys D'Mercedes erzählt Geschichten, offenbart in ihren Songs persönliche Eindrücke, schöne und traurige Momente ihres Lebens. Ihr Gesang, und auch die kubanische Begleitband trotz konventioneller Instrumentierung klingen unverwechselbar eigenständig. Damit ist sie vielen anderen großen und kleinen Kuba-Sternchen ein großes Stück voraus. Noch weiter entfernt sie sich vom Kuba-Mainstream durch ihre Begierde auf Neues, das Streben nach ständiger Veränderung.
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