Editorial

Liebe Musikfreundinnen - und freunde,

Rudolstadt 2000 ist vorbei. Erneut haben Publikum, Veranstalter und KünstlerInnen drei Tage (mit dem grandiosen Sonderkonzert von Goran Bregovic am Vorabend des Festivals ja eigentlich vier Tage) lang gemeinsam unter Beweis gestellt, warum das Tanz- und Folkfest zu den wohl besten Festivals seiner Art in der Welt gehören dürfte. Bereits zum 10. Mal zeigte sich Rudolstadt als ein Fenster, in das wie Winde aus den einzelnen Himmelsrichtungen faszinierende Klänge aus allen Ecken dieser Welt hereinströmen. Von Anbeginn hat Rudolstadt nicht auf „große Namen“ per se gesetzt. Der Erfolg gibt den Veranstaltern Recht.

Dem 1998 erstmalig durchgeführten Perleberg-Festival in der Prignitz droht dagegen schon bei der dritten Auflage das Aus. Wie es heißt, hat das Land Brandenburg ursprünglich gemachte Finanzierungszusagen zurückgezogen und den Perleberger Stadtoberen fehlen offensichtlich der lange Atem, die Weitsicht und das kulturpolitische Interesse – Einstellungen, die in Rudolstadt vorhanden waren und zum Erfolg des Tanz- und Folkfests erheblich beigetragen hatben. Schade. Die Besucher des Festivals, das mit einem gegenüber dem im letzten Folker! angekündigten Programm ziemlich „abgespeckten“ Line-up über die Bühne gehen wird, werden hoffentlich am ersten September-Wochenende ihren Unmut über diese Entwicklung in Perleberg zum Ausdruck bringen. Der Folker! wird über die Zukunft des Perleberg-Festivals berichten.

Das große Jubiläumsfestival in Rudolstadt liegt gerade hinter uns und schon werfen neue große Ereignisse ihre Schatten voraus: die Weltmusikmessen WOMEX in Berlin sowie Strictly Mundial in Zaragoza. Die große Frage ist: wer fährt wohin? Die wenigsten „Reisenden“ in Sachen Weltmusik können sich einen Trip in beide Städte leisten. Manche setzen auf Kontinuität und werden, wie u.a. auch PROFOLK, die WOMEX erneut als Plattform zur Selbstdarstellung und zur Kontaktaufnahme nutzen. Manche wollen wissen, was das European Forum Of Worldwide Music Festivals als Veranstalter der „Expo“ in Zaragoza denn anderes zu bieten hat als die WOMEX-Macher. Wie man hört, gibt es allerdings auch einige reichlich „sachfremde“ Begründungen für die eine oder die andere Stadt. So gibt es vornehmlich in Nordamerika Kolleginnen und Kollegen im Weltmusikgeschäft, die Spanien schlicht wegen Sonne und blauem Himmel den Vorzug geben ... und in Berlin sei man ohnehin schon des öfteren gewesen.

Dies alles soll uns jedoch nicht vom eigentlichen „Objekt der Begierde“ ablenken: der Musik. Und darüber gibt es auch in dieser Folker!-Ausgabe wieder einmal so manche interessante Geschichte zu lesen. Bei der Lektüre wünscht viel Vergnügen

Ihr CvD
Michael Kleff

In der Ausgabe September/Oktober 2000 findet Ihr:
Nicht von Pappe
go! Chico César
Kleiner Mann ganz groß
Von Luigi Lauer

Titel 5/00

„I Wouldn't Change A Thing!“
go! 40 Jahre Iain MacKintosh

Von Susanne Kalweit
Folker!-Gespräch
go! "Panel vergrößern – Horizont erweitern"

Ian Anderson und Petr Pandula über die World Music Charts Europe
Sozialarbeiter und Liedermacher
go! Roger Matura
Der Bob Dylan aus Essen-Katernberg

Von Fritz Werner Haver
„Mama Afrika“ mit neuer CD
go! Miriam Makeba
„Alles, was letztendlich zählt, ist die Tatsache, dass ich jetzt wieder zu Hause bin.“

Von Michael Kleff
„Habt Spaß mit uns!“
go! Schandmaul aus Bayern – ein Porträt des Siegers des Deutschen Folkförderpreises 2000
Einblicke und Aussichten aus Rudolstadt vom Tanz- und Folkfest

Von Piet Pollack
Da waren´s nur noch zwei!
go! Von Squip! zu Friedmann/Vonberg

Von Ulrich Joosten
Bloß keine Langeweile!
go! Rodolfo „Nava“ Barrera
Alternative karibische Musik aus Puerto Rico

Von Antje Hollunder
Afrika in Mittelamerika
go! „Paranda“
Musik der Garifuna

Von Martin Steiner
25-jähriges Bühnenjubiläum mit Gitarre Total
go! Martin C. Herberg
„Postmoderne Beliebigkeit ist nicht mein Ding“

Von Öle Schmidt
CD zum Ersten, Notenbuch zum Zweiten, Roman zum Dritten
go! Brian McNeill und der dreifache Pfau

Von Mike Kamp
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Wir lesen uns wieder beim nächsten Folker!?