Seine ersten Soloauftritte hatte Martin C. Herberg in Hildegard Döbners Folk-Club Witten, und er war Mitte der 70er Jahre u.a. als Begleitgitarrist von Manolo Lohnes auf fast allen größeren Festivals zu Gast (Ingelheim, Mainz, Tübingen, Calw, etc.). Sein Musikstudium (1976-78) beendete er vorzeitig, um mit seinem Programm "Gitarre Total" auf Tournee zu gehen. Der Kleinkunstpreisträger der Stadt Rheine hat bislang sechs CDs auf seinem eigenen Label veröffentlicht und rund 2000 Soloauftritte im In- und Ausland absolviert. Seine erste, 1979 bei Günter Pauler im Stockfisch-Studio aufgenommene LP "Eruptionen" verkaufte sich im Eigenvertrieb über 5000mal. Die Platte wird heute noch für Hifi-Freaks in limitierten Sonderauflagen gepresst. Ein WDR-Feature über den Künstler "on the road" wurde in 13 Ländern gesendet. Öle Schmidt sprach in Wuppertal mit dem "Jubilar" Martin C. Herberg.
Du bist mit der Folk-Szene immer schon verbunden gewesen, hast schon Anfang der 70er Jahre in vielen Folk-Clubs gespielt. Wieso feierst du gerade jetzt das 25ste?
Bei den anfänglichen Auftritten handelte es sich um Kurzauftritte. Mein erstes Solo-Konzert über die volle Distanz von 1 ½ Stunden habe ich Anfang Mai 1975 in Marburg in der Studio-Bühne gegeben. Da diese Bühne nicht mehr existiert, habe ich 25 Jahre danach, am gleichen Tag, ein Konzert im Folk-Club KFZ gegeben. War schon ein komisches Gefühl.
Hast du es je bereut, Berufsmusiker geworden zu sein?
Ich glaube jeder halbwegs vernünftige Mensch sollte zuweilen sich und auch noch einiges andere infrage stellen. Jeder Wunschberuf stellt sich zudem in der Realität erheblich anders dar. Ich spiele gerne, verausgabe mich gerne und ich lerne in meinem Job viele nette und interessante Menschen kennen. Nervig ist, dass man oft nicht zum Üben kommt und meistens im Auto oder am Schreibtisch sitzt. Die Vorstellung, jetzt beispielsweise Lehrer an einer Hauptschule in einer Großstadt zu sein, bringt jedoch meine Klagen gleich zum Verstummen.
Nun zu deiner neuen Live-Doppel-CD. Ein Großteil des Materials stammt von zwei Konzerten, die du Mitte Dezember 1999 in der "Färberei" in Wuppertal mitgeschnitten hast. du hast versucht, die wie man so schön sagt ganze Bandbreite deines musikalischen Schaffens wiederzugeben. D.h. es gibt folkige Balladen, du spielst Neufassungen deiner bekanntesten Solostücke, benutzt zum Teil elektronische Effekte und stellst auch zwei Projekte mit anderen Musikern vor.
Ich habe versucht, den Stand der Dinge zu dokumentieren. Deswegen enthält das Album auch freie Improvisationen mit Musikern, die auf meiner letzten elektrischen CD "29.3 Dreams" mitgewirkt haben, mit denen ich aber zuvor noch nie "live" zusammengespielt habe. Ein paar Sessions mit dem akustischen Blues-Rock-Trio "Wullschläger, Herberg und Roller" runden das Bild ab. Wir haben da wenig geglättet was zum Teil eh nicht möglich war, da ich mich mit meinen Effekten ja auf der Bühne selbst mische und versucht die spontanen Momente zu erhalten ... sonst hätten wir ja gleich ins Studio gehen können.
Machst du es dir nicht selbst schwer, wenn du stilistisch nicht einzuordnen bist?
Martin C. Herberg: Ich bin nun mal so. Im Grunde sind es ja die Medien, die es mir mit Ihrem "Schubladendenken" schwer machen. Das Publikum ist an sich sehr erfreut darüber, dass es noch "livehaftige" Musik jenseits von Kommerz gibt. Das Hauptproblem für alle Musiker, die was Eigenständiges machen, ist, dass sie nicht oder selten im Rundfunk oder Fernsehen gespielt werden. Die versprochene größere kulturelle Vielfalt ist ja nicht gekommen. Es war abzusehen, dass durch die Unzahl kommerzieller Sender das genaue Gegenteil eintritt. Im Grunde genommen war es noch nie so schwer wie heute.
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Mehr über Martin C. Herberg im Folker! 5/2000