Editorial

Liebe Musikfreunde und -freundinnen,

unter der Überschrift „Einblicke und Aussichten aus Rudolstadt vom Tanz- und Folkfest“ hat Piet Pollack in der letzten Ausgabe des Folker! den diesjährigen Wettbewerb um den Deutschen Folkförderpreis gewürdigt. Es könnte das letzte Mal gewesen sein, dass dieser Wettbewerb in Rudolstadt ausgetragen wurde. Denn am 24. September platzte mitten in die Vorbereitungen für ein Treffen von Jury und Auslobern des DFFP eine Bombe. Das Tanz- und Folkfest Rudolstadt stellt überraschend und ohne Vorwarnung als Resultat seines Auswertungstreffens 2000 die Mitarbeit beim Deutschen Folkförderpreis mit sofortiger Wirkung ein! Stattdessen bietet man nächstes Jahr als Maßnahme der Nachwuchsförderung eine Woche vor dem Fest eine Reihe von Kursen/Workshops für Musiker beiderlei Geschlechts an mit einer Altersbeschränkung von 27 Jahren. Resultate sollen auf dem Festival präsentiert werden. Die düpierten Partner der Rudolstädter, der Dachverband PROFOLK und diese Zeitschrift, müssen nun schnellstmöglich entscheiden, ob sie den DFFP sterben lassen oder in bisheriger bzw. modifizierter Form an anderer Stelle fortführen. Während der Wochen und Monate seit dem letzten TFF hat niemand die Notwenigkeit einer Reform des DFFP bestritten. Sogenannte Ethno-Camps ähnlich der, die Rudolstadt nächstes Jahr veranstalten will, waren bereits in der Diskussion. Es besteht daher überhaupt kein Dissenz darüber, dass das Vorhaben der Rudolstädter durchaus konstruktiv sein kann, was man über die gewählte Form der Entscheidung und Verkündung jedoch trotz vorgegebener Terminzwänge nicht behaupten kann. Vielmehr führt das TFF Rudolstadt die neunjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit ad absurdum. Darüberhinaus zeigt das Vorgehen der Festivalleitung in Rudolstadt, dass man offensichtlich seine eigenen Interessen über die einer gesamten Szene stellt. Es bleibt zu hoffen, dass es noch zu einer Einigung aller Beteiligten kommt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass alle Vorschläge für eine Reform der „Nachwuchsförderung“ ohne Vorbedingungen zur Diskussion stehen. Alles andere wäre eine Farce und würde sich zum Schaden der deutschen Folk- und Weltmusikszene auswirken.

Und damit möchte ich Ihr Interesse auf die aktuelle Folker!-Ausgabe lenken, in der wir Sie wieder einmal zu einer Reise durch die Welt von Folk, Lied und World Music einladen. Getreu dem Motto, das sich Verleger, Herausgeber und Redaktion vor über drei Jahren gegeben haben, als man das „Projekt“ Folker! aus der Taufe hob und mit dem die Zeitschrift 2001 in das vierte Jahr ihres Erscheinens geht.

Ihr CvD
Michael Kleff

P.S.: Die Vorstellung der Gewinner des diesjährigen Folkförderpreises wird übrigens im nächsten Heft mit Jan Degenhardt und dem Projekt Karibuni fortgesetzt.

In der Ausgabe November/Dezember 2000 findet Ihr:
Black Magic
go! Mary Black
Irische Traditionen durch die Augen einer Frau betrachtet

Von Ulrike Zöller-Hickey

Titel 5/00

„Ärger – du kannst mich nicht anschmieren"
(Stefan Stoppok)

go!
Stoppok
Der SWR-Liederpreisträger 2000

„Da bin ich Fan von"
(Popette Betancor)

Von Michael Kleff
Europas Bluegrass formiert sich
go! Von IBMA, EBN, EBMA und EWOB 2000
Von Eberhard Finke
Mit Wilco auf CD – Mit den Blokes auf Tour
go!
Billy Bragg
Von Faschisten und fliegenden Untertassen

Von Michael Kleff
„Wir dachten, wenn wir nur laut genug und stark genug und hoffnungsvoll genug sängen, würde das irgendwie einen Unterschied machen." – Ronnie Gilbert
--> The Weavers
Die Stimme Amerikas

Von Ulrich Joosten
CD-Boxen für Sammler und andere Süchtige
--> 25 Jahre Bear Family Records
Richard Weize: „Ich bin der Beste"

Von Christian Rath
Folker!-Gespräch
go! Neue deutsche Welle?
Hans-Eckardt Wenzel & Manfred Maurenbrecher
Später Karriereschub durch Kuba-Boom
go! Compay Segundo und Eliades Ochoa
Die „Kinder„ des Buena Vista Social Club

Von Fritz Werner Haver
Aus dem Auto auf die Bühne
go! Mem Shannon
„A Cab Driver's Blues"

Von Frank Matheis
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Wir lesen uns wieder beim nächsten Folker!?