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Mary Black

Irische Traditionen durch die Augen einer Frau betrachtet

Es ist etwas stiller geworden um Mary Black – nein, kein Rückzug aus der Szene, kein Hausfrauenleben im südirischen Kerry. Nach ihrem aufsehenerregenden, weil stilistisch für sie völlig andersartigen Album "Shine" ist die Irin wieder zu ihrem weiblich-energiegeladenen Understatement-Gesang zurückgekehrt. "Speaking With The Angel" ist der Titel ihres aktuellen, mittlerweile zehnten Albums. Auf der in Dublin aufgenommenen CD demonstriert Mary Black, dass ihre Zauberkraft auch nach der Rückkehr in ein ruhigeres musikalisches Fahrwasser nicht an Wirkung verloren hat. Im Frühjahr präsentierte Mary Black ihre neuen Songs mit einer fünfköpfigen Band auf einer nur wenige Termine umfassenden kurzen Deutschlandtournee. Danach sprach Ulrike Zöller-Hickey in Dublin mit Mary Black

Hast du ein Traumpublikum? Welche Publikumsreaktionen sind dir am liebsten?

Mary BlackMary Black: Am liebsten sind mir Leute, die sich wirklich am Auftritt beteiligen, vielleicht mitsingen oder mir sogar etwas auf die Bühne zurufen. Es gibt nichts schöneres als ein Publikum, bei dem du merkst, dass es Spaß hat beim Konzert – denen willst du mehr geben. Das sind dann wohl auch die schönsten Auftritte.

Was ist dein Publikum? Eher ein reines Folkpublikum oder Leute, die unabhängig von der Stilrichtung an den Texten deiner Lieder interessiert sind?

Discographie

Auf dem Label Grapevine
sind erschienen:

Speaking With The Angel
Shine
Best Of Looking Back
Circus
The Holy Ground
No Frontiers
Babes In The Wood
By The Time It Gets Dark
Without The Fanfare
Collected
Mary Black

Mary Black: Ich denke, ein reines Folkpublikum will auch Folksongs hören. Denen kann ich nicht gerecht werden, da ich ja in mehreren Stilen arbeite. Natürlich ist da noch ein starkes Folkelement in meinen Liedern, aber das ist eben nicht alles. Normalerweise kommen schon Leute, die besonders an den Texten interessiert sind, die selber viel damit anfangen können, selbst einen Bezug dazu haben. Und dann gibt es immer noch Leute, die nur unterhalten werden wollen und unbeteiligt dasitzen. Besonders freue ich mich über jüngere Fans, die von ihren Eltern mitgebracht werden und meine Musik als Alternative entdecken zu den harten Klängen, die man sonst als Teenager bevorzugt hört.

Welche Rolle spielt die Tradition in deiner Musik ? Könntest du dir Mary Black ohne den Einfluss der irischen Tradition vorstellen?

Nein, niemals. Irland macht einen so großen Teil von mir aus. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, und natürlich hatte auch mein Vater einen großen Einfluss auf mich. Er spielte traditionelle Musik und sang alte Lieder. Das hat mich sehr geprägt. Ohne diese irischen Traditionen wäre meine Musik nicht so, wie sie ist.

Was fühlst du, wenn man dich immer noch "Folksängerin" nennt?

Ach, das ist mir eigentlich egal, es ist ziemlich schwer, mich einzuordnen. Wobei ich bis vor kurzem durchaus ein Problem mit dem Wort hatte, weil ich so in eine Schublade gesteckt wurde. Ich wollte aber nicht Folksängerin sein und dann nur bestimmte Lieder singen dürfen. Ich brauche die Freiheit, mich auf allen Gebieten der Musik bewegen zu können und das zu machen, was mir gerade ein gutes Gefühl gibt. Mittlerweile spielt es aber eigentlich keine Rolle mehr für mich, wie die Leute mich nennen

Wenn man das Album "Without A Fanfare" aus dem Jahr 1985 mit der neuen CD "Speaking With The Angel" vergleicht, stellt man eigentlich keine große stilistische Änderung fest. Da liegen immerhin 15 Jahre zwischen, die spurlos an deinem Stil vorbeigegangen zu sein scheinen. Hast du nie das Gefühl gehabt, einmal wirklich ausbrechen zu wollen?

Oh doch. Vielleicht erinnerst du dich an "Shine", das Album vor "Speaking With The Angel", was wirklich anders war, völlig anders. "Shine" wurde von Larry Klein produziert, der jahrelang mit Joni Mitchell gearbeitet hat. Wir haben es in Los Angeles aufgenommen, wo völlig andere Musiker dabei waren, weil ich wirklich einmal in eine neue Richtung gehen wollte. Mary BlackNatürlich wollte ich mir dabei treu bleiben und mich auf meine Weise ausdrücken, aber es war doch irgendwie anders. Es war eine Herausforderung, die mich an bislang nicht entdeckte musikalische Grenzen gebracht hat. In gewisser Weise sind alle meine Produktionen unterschiedlich, aber es wird natürlich immer auch Ähnlichkeiten geben. Mit dem aktuellen Album "Speaking With The Angel" kehre ich auf jeden Fall wieder zu meinen Wurzeln zurück. Ich habe dafür viel Zeit mit traditionellen Musikern in Kerry verbracht. Es entsprang einfach einem Gefühl, das ich zur Zeit habe. Aber die CD zeigt auch neue Seiten.


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