FOLKER – Nordische Musikszene

Ein Blick auf die aktuelle nordische Musikszene

Skandinavische Flaggen

„So schön trällerte sie, dass sich die Männer gegen ihre Rechen lehnten und lauschten.“ Die Zeiten, in denen die Klänge skandinavischer Hirtinnen die sommerlichen Lüfte erfüllten, sind längst vorbei, aber auch die moderne Folkmusik aus Nordeuropa vermittelt diesen gewissen Zauber durch die besondere Verbindung zum Licht, zur Stille und zur Weite der nordischen Natur. Folk aus Skandinavien ist eine Qualitätsmarke, und die „Produktpalette“ wächst ständig. Anlass für den Folker, sich intensiv mit dieser Region zu beschäftigen und einen Durch- und Überblick zu versuchen. Kaum eine andere Region der Welt weckt so viele positive Assoziationen wie Skandinavien – wobei wir den Begriff „Skandinavien“ an dieser Stelle über Norwegen, Schweden und Dänemark hinaus auch für Finnland verwenden. Damit befinden wir uns in guter Gesellschaft, obwohl der Begriff „Fennoskandinavien“ die exaktere Bezeichnung für alle vier Länder wäre. Zu den nordischen Ländern gehören weiterhin Island, Grönland und die Färöer. Durch seine engen Beziehungen und die Sprachverwandtschaft mit Finnland wird neuerdings auch Estland gelegentlich mit einbezogen.

Seit den frühen Achtzigern, als Gruppen wie Filarfolket, Groupa oder Folk och Rackare der Folkwelt neue Sounds und innovative Fusionen bescherten, trägt die traditionelle Musikszene zum positiven Image der nordeuropäischen Länder bei. Mit Filarfolket betrat der Multiinstrumentalist go! Ale Möller vor über dreißig Jahren die Szene und gilt bis heute als einer der einflussreichsten Musiker. Zusammen mit Folk-Baltica-Chef Jens-Peter Müller wirft er einen vielschichtigen und klugen Blick auf seine eigene Entwicklung und die der skandinavischen Volks-, Folk-, und Weltmusik im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert. Danach widmet sich Gastautor Andrew Cronshaw der musikalischen Geschichte und den innovativen Experimenten der skandinavischen Urbevölkerung, der go! Samen . Im go! Heimspiel begibt sich Jens-Peter Müller zu den Kollegen nach Greifswald, die seit zwanzig Jahren mit dem Nordischen Klang das „größte Kulturereignis dieser Art außerhalb Nordeuropas“ veranstalten. Die rasante Entwicklung im nordischen Folk spiegelt sich auch auf dem Tonträgermarkt wieder. War der Erwerb eines Albums in den Achtzigern noch mit viel Mühe verbunden, so ist Nordeuropa seit Mitte der Neunzigerjahre auch auf dem internationalen Markt sehr präsent. Peter Bickel stellt im go! Labelporträt einige der wichtigsten Aktivisten vor.

Ein Ende des Folkbooms in Skandinavien ist nicht in Sicht, denn die Szene wird am Kochen gehalten durch eine enorme staatliche Förderung und eine vorbildliche Integration der traditionellen Musik in das Bildungssystem. Das Frauenquartett go! Blink ist ein herausragendes Resultat dieses Systems – Bernd Künzer stellt die „Nordic Masters“ und ihren Werdegang vor. Ulrich Joosten lädt ein, sich „5 Minuten“ mit einer weiteren jungen Band, den Isländern von Árstíðir zu beschäftigen, die auf dem Sprung zu einer internationalen Karriere stehen. Hans-Jürgen Lenhart schließlich widmet sich in einem „Ortstermin“ im Heft auf Seite 64 der fruchtbaren Kollaboration des finnischen Tausendsassas Jimi Tenor mit der nigerianischen Drumlegende Tony Allen.

Während der Arbeit an diesem Heft erreichten uns die erschütternden Bilder der Attentate in Norwegen. Der Täter hat einen eindeutig rechtsextremistischen Hintergrund. Obwohl auch die rechtspopulistische Fremskrittspartiet, die bei den norwegischen Parlamentswahlen über zwanzig Prozent der Stimmen bekam, diesen Gewaltakt scharf verurteilte, muss die Auseinandersetzung mit der ausländerfeindlichen, teilweise deutlich rassistischen Politik und den Erfolgen der rechtspopulistischen Parteien überall in Skandinavien verstärkt werden. Führende schwedische Folkmusiker wie Ellika Frisell, Mats Edén und Jonas Simonson haben sich mit einer öffentlichen Stellungnahme in die Debatte eingemischt und geben damit einen kulturpolitischen Kommentar ab, der weit über die schwedische Szene hinaus für das Selbstverständnis der im Folker vertretenen Musikrichtungen interessant ist. Wir dokumentieren die Erklärung exklusiv auf go! www.folker.de .

Update vom
09.02.2023
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