Klingender arabischer FrühlingErhal! – Weg! Hau ab! Verschwinde!Singen für die Revolution
Schon immer wurden in der arabischen Welt politischer Kampf und Revolutionen von Musik begleitet. Wohl bekanntestes Beispiel dafür sind die schon seit Jahrzehnten populären Freiheitslieder der Palästinenser, die den Kampf gegen die israelische Besatzung widerspiegeln, die die Hoffnung auf Rückkehr in die alte Heimat wachhalten. Neben dem Rückgriff auf traditionelle Musik und Lieder wehren sich junge Palästinenser mit aggressivem Hip-Hop, Rap und Theateraufführungen gegen die Dauerbesatzung. TEXT: DORIS BULAU
Geht man weiter in der Geschichte zurück, dann bleibt Umm Kulthum aus Ägypten die klassische Dauerbrennerin in Kairos Rundfunksendern. Unvergessen als nationalistische Balladensängerin, ganz im arabisch-klassischen Stil, hat sie die panarabische Idee des legendären ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser mit glühenden Songs begleitet. Noch heute gilt die 1975 verstorbene Kulthum als die Interpretin der gesamten arabischen Nation.
Auch die libanesische Sängerin Fairuz, die ganz im traditionellen Format singt, ist aus der arabischen Welt nicht wegzudenken. Auch sie ist über Jahrzehnte mit ihrer Musik aus der berühmten Al-Rahbani-Musikschule präsent. Ihr Sohn Ziad Rahbani, selbst Mitglied derselben, komponiert noch heute für seine fünfundsiebzigjährige Mutter Lieder, die sich hauptsächlich um die Liebe zur Heimat drehen. Im zerrissenen Libanon, der heute noch vom fünfzehn Jahre langen Bürgerkrieg gezeichnet ist, von syrischer Militärbesatzung und israelischen Angriffen, steht Fairuz für eine vereinte und befreite Heimat. Kein Frühprogramm im libanesischen Radio lässt es sich nehmen, wieder und wieder Lieder der Künstlerin zu spielen.
Bis heute begleiten die Klassikerinnen auch den sogenannten arabischen Frühling. In dem Zusammenhang ebenfalls unglaublich populär geworden ist der ägyptische Sheikh Imam. Die Musik des 1995 verstorbenen blinden Udspielers wurde jahrzehntelang in keiner staatlichen Rundfunk- oder Fernsehanstalt gespielt. Er und sein Partner, der Dichter Ahmed Fouad Negm, fanden keine Gnade unter den Regimen Sadats und Mubaraks. Ihre Lieder gegen Ungerechtigkeit und Armut, für eine Revolution brachten sie immer wieder ins Gefängnis. Für viele ägyptische Demonstranten, aber auch für arabische Linke und Intellektuelle in den Nachbarländern ist Sheikh Imam heute eine Symbolfigur. Seine Lieder sind aktuell wie vor vierzig Jahren und begleiten unermüdlich die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo. ... mehr im Heft |
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