FOLKER – TheodorakisŽ Erben

RINGEN UM IDEELLE POETISCHE WURZELN

THEODORAKIS’
ERBEN

DIE GRIECHISCHE MUSIK AUF DER SUCHE NACH DER URGEWALT


Maria Farantouri
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AUSWAHLDISKOGRAFIE:
Alkinoos Ioannidis, Neroponti (Universal Greece, 2009)
Nikos Kypourgos, Close And Far Away (Live; Orion, 2009)
Sokratis Malamas, Exo - Zontani Ihografisi (4-CD-Set; Warner, 2010)
Makis Seviloglou: Anchors (Penguin Records, 2010)
Mikis Theodorakis, Maria Farantouri: Poetica (Peregrina, 1996)
Mikis Theodorakis, Maria Farantouri: Asmata (Peregrina, 1998)
Christos Thivaios, Petrinoi Khpoi (Legend, 2008)

„Mikis“, sagt Maria Farantouri nach dem Konzert am 13. November in der Max-Schmeling-Halle in Berlin ohne Umschweife, „ist der letzte große Komponist
Makis Seviloglou
im traditionellen Sinne, jemand der noch Musik auf Papier fixiert, bevor sie zu hören ist. Die jungen Leute heute machen das alles irgendwie über Internet, per Computer oder sonstwie. Es ist einfach eine andere Zeit.“ Sie hat den Canto General (Pablo Neruda, vertont von Mikis Theodorakis), als dessen Interpretin sie damals bekannt geworden war, in all seinen dreizehn Teilen schon viele Jahre nicht mehr gesungen und war nun froh darüber, dass es an diesem Tag wieder einmal möglich war.

TEXT: CATHRIN ALISCH


„Die jungen Leute heute
machen alles irgendwie
über Internet, per
Computer oder sonstwie.“

Die Besetzung bei der Berliner Wiederaufführung war beinahe komplett und so wie früher: Petros Pandis, ihr langjähriger Sängerkollege, stand neben ihr auf der Bühne, Henning Schmiedt, Begleiter am Piano auch bei vielen anderen gemeinsamen Projekten saß hinter ihr, Jannis Zotos samt Bouzouki schräg an der Bühnenkante, Ina und Asteris Koutoulas, Übersetzer, Herausgeber, aber vor allem langjährige Freunde, unmittelbar davor. Dennoch blieb eine deutlich spürbare Leerstelle. Mit
Alkinoos Ioannidis
allem Respekt vor dem jungen Dirigenten und dem ergänzenden Chor fehlte an diesem Abend, was sich nicht durch musikkritische Details fassen lässt. Hier geht es nicht mehr um die „verklapperte“ Perkussion oder verpatzte Einsätze. Geschenkt! Was an diesem Abend fehlte, war die verbindende Energie, die beherrscht und dennoch fließen lassen kann, die Urgewalt, die sich aus dem Einssein mit der eigenen Schöpfung und dem entsprechenden Reaktionspotenzial ergibt. Wir reden über die geniale Kombination, die (zum Beispiel kompositorischen) Gesetze zu beherrschen und dennoch frei genug zu sein, diese Grenzen zu ignorieren, sich darüber zu erheben – und sei es nur, um der Sängerin die Millisekunde mehr Raum zu geben, die sie für ihre Interpretation braucht. Kunst ist eine Mischung aus Handwerk und Haltung. Das gilt auch in Zeiten von Konsum, Kommerz und Massenkultur. Wenn irgendjemand innerhalb der jüngeren griechischen Geschichte diese beiden Positionen in Personalunion verkörpert, ist es Mikis Theodorakis (siehe go! Folker Heft 3/2010 ). Welches Erbe in dieser Hinsicht tritt die Nachfolgegeneration an? Oder sollte man hier besser gleich im Plural denken und von mehreren Generationen sprechen?


„Es triumphiert
das ‚Massenlied‘,
und wir beobachten
einen Ausverkauf
der Werte.“

Sokratis Malamas

Möchte man wenigstens einigermaßen in Kontinuitäten denken, gilt als Initialzündung für das „neue griechische Kunstlied“ der sogenannte Epitafios-Streit zwischen Theodorakis und Manos Hadjidakis (oder Chatzidakis) 1960. Wir begehen über diese Überlegung also gerade deren fünfzigsten Jahrestag. Zur unmittelbaren Folgegeneration gehören nach Ansicht des griechischen Grenzgängers Asteris Koutoulas Manos Loïzos, Christos Leontis, Jannis Markopoulos, Thanos Mikroutsikos, Stavros Xarchakos, Dionissis Savopoulos, Ilias Andriopoulos. Diese wiederum reichen den imaginären Staffelstab mit Nikos Kypourgos, Notis Mavroudis, Stamatis Kraounakis, Michalis Grigoriou, Eleni Karaindrou weiter an die nächste Generation. Jedoch mit dieser außerordentlich interessanten Komponistin, Eleni Karaindrou, die, 1939 geboren, bereits 1975 für I Megali Agripnia mit Maria Farantouri als Sängerin zusammenarbeitete und 2004 in Barcelona für den Europäischen Filmpreis in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert wurde, endet in gewisser Weise die sogenannte „zeitgenössische Volksmusik“.

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Update vom
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Dieser Text ist nur ein Auszug des Original-Artikels der Print-Ausgabe!

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