FOLKER – Rezensionen

Rezensionen AFRIKA


BALLOU CANTA
Boboto

(Ting Bang TB9562926-06, go! www.balloucanta.com )
11 Tracks, 45:48, mit Texten u. franz. u. engl. Infos

Schon vom ersten Ton an bezaubert der in der kongolesischen Hafenstadt Pointe-Noire geborene Sänger und Gitarrist mit seinen einschmeichelnden Liedern. Seit Jahrzehnten schüttelt Ballou Canta seine Rumba-Ohrwürmer scheinbar aus dem Ärmel. Die intensiven Kooperationen mit Afropop-Stars wie Manu Dibango, Papa Wemba, Lokua Kanza oder Ray Lema haben sich ausgezahlt. Das in seiner französischen Wahlheimat produzierte Album ist abwechslungsreich arrangiert, wirkt erstaunlich homogen, trotz der Vielzahl an Studiomusikern. Canta ist stimmlich noch immer auf der Höhe, interpretiert seine durchweg mit Keyboarder Hervé Celcal komponierten Stücke mit großer Inbrunst und einer fast schon unverschämten Lässigkeit. Getreu dem Titelsong „Boboto“ – in etwa mit „savoir vivre“ zu übertragen – sind die Liedtexte (vornehmlich in Lingála) positiv besetzt. Fast alle drehen sich um die Freuden der Liebe. Es gibt aber auch kritische Zwischentöne, zum Beispiel in „Zonga“, das die Polygamie (zumindest) in Frage stellt. „Voumbouka“ („Wach auf“) wendet sich an junge Afrikanerinnen und Afrikaner, selbstbewusst aus den Verletzungen der Geschichte zu lernen und das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Perfekte Einladung zur Soukous-Party!

Roland Schmitt

 

BALLOU CANTA  – Boboto


DAMILY
Very Aomby

(Hélico HWB64126, go! www.damily.net )
11 Tracks, 52:33, m. franz. u. engl. Infos

Was höre ich denn da? Ein Powergitarrengeschrammel à la „früher Billy Bragg“! Der Sänger, Songwriter und Gitarrist Damily (Jahrgang 1968) stammt allerdings aus Toliara, einer Stadt im Südwesten Madagaskars und propagiert mit seiner gleichnamigen Band den bis dato wenig bekannten „Tsapiky Sound“. Der ist in der Tat rau, geradeaus, fast schon punkig, mit einem gehörigen Schuss Technobeat. Die Rhythmik erinnert gleichwohl an die Musik anderer madagassischer Ensembles wie zum Beispiel Tarika oder Ny Malagasy Orkestra. Das mittlerweile achte Album wurde innerhalb weniger Tage im Mai 2014 in zwei Sessions eingespielt. Auf typische traditionelle Instrumente wie die Bambusharfe Valiha wird offenbar bewusst verzichtet. Im Zentrum stehen Damilys E-Gitarre und Gesang, dazu E-Bass, Schlagzeug und Percussion – c’est tout! Die Liedinhalte kreisen um den beschwerlichen Alltag, Familienbande und – ganz profan – um eine Fliege („Lalitsy“) oder im Titelstück um ein Haustier, das Zebu (Buckelrind). Bemerkenswerterweise erinnern gleich zwei Stücke an (offenbar unvergessene) Banditen. Alles in allem: Dancefloorstoff, bisweilen ultraschnell und absolut mitreißend.

Roland Schmitt

 

DAMILY – Very Aomby

Update vom
09.02.2023
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