Zitate:
Die Musik muss irgendwie großartig und selten sein.
LABELPORTRÄT 68
So eine Art Volksmusik? Auf keinen Fall!
Moi JConnais Records
Weltoffenes Label am Ufer des Genfer Sees
Die Geschichte von Moi JConnais Records beginnt auf dem Genfer See an Bord einer Fähre. Zur Jahrtausendwende arbeiten Robin Girod und Cyril Yeterian hier als Hilfsarbeiter. Vor dem Ab- und Anlegen gibt es immer viel zu tun, doch in der halben Stunde dazwischen ist eher Langeweile angesagt. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch und entdecken ihre gemeinsame Leidenschaft für Blues. Moi jconnais!, also Klar, kenne ich!, heißt es bei diesen Unterhaltungen immer wieder. Dass sie Jahre später ihr Label so nennen würden, ahnen die zwei da noch nicht. Zunächst einmal machen sie gemeinsam Musik natürlich Blues. Doch fühlt es sich für die beiden Schweizer irgendwie komisch an, authentisch schwarze Musik aus dem US-amerikanischen Süden zu spielen und trauen sich damit nicht unter die Leute. Doch ein Bluesfestival in Südfrankreich bringt die Wende. Dort erleben die beiden eine Band auf der Bühne, die total abgedrehte, wilde Musik spielt und obendrein auf Französisch singt. Die Sprache allein war für uns schon ein Anknüpfungspunkt, erinnern sie sich heute. Cajun und Zydeco heißt diese Musik, so sagt man ihnen hinter der Bühne.
TEXT: MICHAEL FREERIX
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Flugs gründen Girod und Yeterian Mama Rosin, um mit Cajun und Zydeco landauf, landab zu touren. Irgendwann sind sie so bekannt, dass sie auf ein Festival nach Louisiana eingeladen werden. Ein Traum wird für die beiden wahr! Nach dem Auftritt fahren sie kreuz und quer durch das Mississippidelta. In den Sümpfen dort sind Cajun und Zydeco entstanden. 1750 siedelten sich hier französische Auswanderer an und brachten ihre Musik mit und das Akkordeon, auf dem sie sie spielten. Im Lauf der Zeit nahm diese Akkordeonmusik afrikanische Einflüsse der Sklaven auf und entwickelte sich zu Cajun und Zydeco. Wenn wir Cajun erklären, so Cyril Yeterian, sagen die Leute immer: Cajun, das ist so eine Art Volksmusik.? Doch wir entgegnen dann: Nein, nein, auf gar keinen Fall. Es ist eine Mischung aus europäischen, afrikanischen und indianischen Quellen.? Und genau das ist es, was wir lieben! Gesungen wird hauptsächlich auf Französisch, der damals in Louisiana vorherrschenden Sprache. Die beiden Frankoschweizer stoßen bei dieser Reise in den Secondhandplattenläden der dortigen Kleinstädte auf wahre Schätze ihrer Lieblingsmusik, die sie mit nach Genf schleppen.
Populär sind Cajun und Zydeco allein im Mississippidelta von Louisiana. Wen wundert es also, dass Mama Rosin für ihre obskure Hinterwäldlermusik kein Label finden?
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Wir wollten mit Musik arbeiten, die echte Leidenschaft mitbringt, eine gute Atmosphäre verbreitet und einfach den Groove hat.
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Kurzerhand gründen Girod und Yeterian Moi JConnais Records zunächst, um die eigene Musik zu veröffentlichen. Doch die raren Schätze ihrer Schallplattensammlung brennen ihnen unter den Nägeln, sodass sie daraus den Sampler Hypnotic Cajun & Obscure Zydecozusammenstellen und veröffentlichen. Nichts kann die beiden nun mehr aufhalten, Rares und Eigenes auf den Markt zu bringen.
Jessie Mae Hemphill gehört zu diesen Raritäten. 1923 im Mississippidelta geboren, lernt sie mit sieben Jahren Gitarre. Als hervorragende Percussionistin mischt sie in der Fife-and-Drum-Band ihres Großvaters Sid Hemphill mit. Auf seiner handgeschnitzten Flöte spielt der sich wiederholende Melodien über einen schier endlosen Beat, den die Enkelin dazu schlägt und der die Zuhörer in eine Art Trance versetzt. In ihrer eigenen Musik verschmelzt Jessie Mae Hemphill Fife-and-Drum-Musik mit Bluesmustern und wird zur Queen of Guitar Boogie. Doch erst mit sechsundfünfzig Jahren geht sie zum ersten Mal ins Tonstudio und nimmt ihre eigenen Songs auf, die 1981 als Debütalbum mit dem Titel She-Wolferscheinen. Sie geht damit sogar in Europa auf Tour. 1990 folgt ihr zweites Album Feelin Good. Ein Gehirnschlag beendet 1993 ihre aktive Karriere, 2006 stirbt sie.
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