5 Minuten mit...
Nadine Maria Schmidt
Die Schönheit der Befreiung
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Die Kraft liegt in den Dingen, die uns alle angehen und die Zeiten überdauern.
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Im weiten Ozean der Liedermacher kann gepflegte Melancholie schon mal zur monotonen Nabelschau führen. Ganz anders bei der Leipzigerin Nadine Maria Schmidt. Ihre überzeitlichen Charakterstudien ringen als musikalischer Kammerpop um Befreiung und Weite.
TEXT:
MATHIAS SCHULZE
Für die gebürtige Vogtländerin Nadine Maria Schmidt ging es 2012 sehr schnell. Kaum hatte sie mit ihrer Band Frühmorgens am
Meer das erste Album Blaue Kanten vorlegt, war es schon für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Mittlerweile ist ihre zweite Platte Lieder aus Herbst herausgekommen, die, wie das Vorgängeralbum, über Crowdfunding finanziert wurde. Dabei waren 7.000 Euro zügig beisammen, die Danksagungen im Booklet umfassen ganze vier Seiten. Mit ihrem überzeitlichen Anspruch trifft Schmidt auf eine hektische Gesellschaft. Wird das Rauschen zu laut und ist der seelische und geistige Fokus bar aller Orientierungsmarken, wächst die Sehnsucht nach einem klärenden Gewitter. Einkehren, ablehnen, konzentrieren, Wesentliches nie vergessen, wieder ins Bewusstsein rücken. Und gestärkt weitergehen. Die beiden Alben erinnern an eine solche Katharsis.
Die Vierunddreißigjährige, heute wohnhaft in Leipzig, drängt auch beim persönlichen Treffen auf Klarheit. Fragen, die den Blick auf das sich in die Gegenwart drängende Leben verstellen könnten, beantwortet sie mit einem Schweigen und einem Griff ins wilde Haar. Erst dann fallen die pointierten Sätze: Ich versuche alles so natürlich und zeitlos wie möglich zu halten. Ich mag das Bild einer bescheidenen Herbstwiese. Und ich denke, daher kommt auch die Kraft. Sie liegt in den Dingen, die uns alle angehen und die Zeiten überdauern. Mit ihrer tief emotionalen Stimme verarbeitet sie auch mittelalterliche und buddhistische Einflüsse. Textlich liefert sie ein Assoziationsangebot aus Bildern, Charakterstudien und Metaphern, das in die Leidenswege menschlicher Seelen hinein- und vor allem wieder hinausführt. Schmidt, der Interpretationen vorzugeben nur selten in den Sinn kommt, ergänzt: Die Schwermut der Lebensgeschichten, die mir begegnen, und die Schönheit der Menschen in ihrer Befreiung davon das ist eines meiner größten Themen.
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