HEIMSPIEL
Wenn die Welt rund ist und sich dreht, kann der Mittelpunkt ihrer Oberfläche überall sein. So wird Lokales global. Das Musikfestival Lokalklang zeigte, wie lebendig und weltoffen Volksmusik in Bayern ist. Von Mai bis Juli 2014 präsentierte sie sich einzigartig und einmalig in ihrer Vielfalt. Längst hat sich hierzulande die Volksmusik verjüngt und von ihrem Missbrauch erholt. Eine neue Generation von Liedermachern und Musikern beweist, was es heißt, Tradition zeitgemäß zu leben: wild, frech und ungezähmt. TEXT: STEFAN SELL Der Verein Stadtkultur e. V. mit Sitz in Ingolstadt initiierte dieses besondere Festival. Durch sein Netzwerk verbunden, zelebrierten dreißig bayerische Städte von München bis Würzburg, dass Volksmusik und Weltmusik zusammengehören. Die Projektleiterin Dr. Christine Fuchs resümiert: Volksmusik als lokale Musik ist der eigene Beitrag im Gesamtkonzert der Weltmusik. Die gelernte Juristin und bildende Künstlerin ist Geschäftsführerin des Vereins und hat sich in ihrer Arbeit wiederholt als Impulsgeberin erwiesen. Eine universelle Sichtweise ist ihr vertraut: In den Städten haben wir die Volksmusik aus der ganzen Welt. Wir haben diese Veranstaltung Lokalklang? genannt, weil es um Heimat geht und um Musik, die Heimatgefühle weckt. Das ist uns auch aus politischen Gründen wichtig. Wir wollten bewusst die bayerische Volksmusik mit der Heimatmusik aus aller Welt in einem Festival verbinden. Das war die Idee.
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Immer wieder verlassen Künstler mal mehr, mal weniger freiwillig ihre Heimatländer. Der Neustart im Exil ist zumeist schwierig. Gut, wenn es dann Menschen wie die Mitglieder von Kultur ohne Grenzen gibt. TEXT: WOLFGANG KÖNIG
Die Initiatorin und Vorsitzende des Vereins, Marijke Barkhoff-Freeling, stammt aus den Niederlanden, ist pensionierte Lehrerin und lebt mit ihrem deutschen Mann seit zwei Jahrzehnten in der kleinen Stadt Linnich bei Jülich, nahe der deutsch-niederländischen Grenze. In ihrer neuen Heimatregion lernte sie zufällig ein chinesisches Künstlerehepaar kennen. Er spielte die Erhu, ein zweisaitiges Streichinstrument, bei dem die Bogenhaare zwischen den Saiten gespannt sind (siehe auch Rubrik Instrumente der Welt in dieser Ausgabe); sie war Tänzerin. 1989 flohen sie aus politischen Gründen nach Europa und ließen sich schließlich in Jülich nieder, wo niemand wusste, was für hochkarätige Künstler jetzt hier lebten. Das muss sich ändern, nahm sich Marijke Barkhoff-Freeling vor. Ausgerüstet mit musikalischer Kompetenz und einer gehörigen Portion Naivität in Sachen Musikgeschäft, begann sie, Schulen, Musikhochschulen und diverse Veranstalter zu kontaktieren. Vorerst nur, um festzustellen, dass sich niemand für chinesische Musik interessierte; mehrmals fiel sogar der Begriff Katzenmusik. Ich selber habe aber gemerkt, dass es oft sogar ausgesprochen romantische Klänge sind, die auch für unsere Ohren sehr ansprechend sein können, erzählt sie. Trotz allem habe ich einige Auftritte arrangieren können und war mit den beiden auch bei einem Festival in Amsterdam. Da habe ich gemerkt, wie viele exilierte Musiker aus aller Welt es bei uns gibt. Vor allem Künstler aus Ländern des real existierenden Sozialismus, die bei allen Konflikten mit ihren Behörden häufig materiell privilegiert gewesen waren, taten sich oft schwer damit, im Westen auf eigenen Füßen zu stehen, zumal wenn sie die Sprache ihres Gastlandes noch nicht beherrschten. Immerhin ist in den letzten Jahren das Interesse an Musik und anderen Künsten zum Beispiel aus China gewachsen, seit das Land sich zum wirtschaftlichen und damit auch politischen Schwergewicht entwickelt hat. ... mehr im Heft
Liedprogramme zu Klavierbegleitung sind fast inflationär. Wie die Sopranistin Ingrid Schmithüsen als künstlerische Leiterin des Vereins Im Zentrum Lied e. V. (IZL) seit 2007 Liederzyklen komponiert, ist einmalig. Da Kunst- und Volkslied fließend ineinander übergehen, Volksliederbücher viele ehemalige Kunstlieder enthalten, sich Komponisten immer wieder durch traditionelle Melodien und die Stimmen der Völker in Liedern inspirieren lassen, sprach der Folker mit der kreativen Powerfrau. TEXT: KAY REINHARDT
Im Zentrum Lied will die Schätze des Genres Lied heben, sagt die 53-Jährige. Seit der ersten Spielzeit 2007/08 wurden die Ergebnisse der Schatzsuche in neu geschaffenen Liedzyklen in vier bis fünf Konzerten jährlich im Belgischen Haus in Köln präsentiert. Themen waren bisher Balladen, Wald, Hölderlin, gewaltsame Liebe, Abschied und vieles andere mehr. Das Besondere an unserem Format ist, dass es darum geht, Geschichten zu erzählen, und nachrangig um schöne Stimmen, wie sonst in klassischen Liedreihen üblich, erklärt Schmithüsen.
JEDE NOTE HAT ETWAS ZU SAGEN
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Die Kreuzzüge prägen zwischen dem elften und dreizehnten Jahrhundert das Verhältnis von Morgen- und Abendland und begründen den Mythos Morgenland. In der Folgezeit wird dieser Mythos durch die Faszination der Erzählungen aus Tausendundeine Nacht genau so befeuert wie durch Wolfgang Amadeus Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail, die Gedichtsammlung West-östlicher Divan von Johann Wolfgang von Goethe, Karl Mays Orientzyklus oder auch Der Tod auf dem Nil von Agatha Christie. Doch wo genau ist dieses Morgenland zu verorten? Wie kommt es zu seinem Namen? TEXT:FRANZ X. A. ZIPPERER
Zur geografischen Orientierung wird häufig der Lauf der Sonne betrachtet. So werden mit Morgenland jene Landstriche bezeichnet, die von Europa aus betrachtet in Richtung der im Osten aufgehenden Sonne also gegen Morgen liegen. Gemeint ist speziell der Nahe Osten, dazu zählen heute meist die Länder Türkei, Iran, Irak, Kuwait, Bahrain, Oman, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, der Jemen, Israel, Jordanien, die palästinensischen Autonomiegebiete, der Libanon, Syrien und Ägypten.
KÜNSTLERISCHE VIELFALT UND QUALITäT
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