FOLKER – Tetzlaffs Tiraden

N E U  AUF DEUTSCHEN* BÜHNEN

*gilt auch für Österreich und die Schweiz

Um dem musikalischen Nachwuchs in den Bereichen Folk, Lied und Weltmusik die Möglichkeit zu geben, sich unseren Leserinnen und Lesern vorzustellen, hat die Redaktion des Folker einen Fragebogen entwickelt. Wer sich in der letzten Zeit neu formiert oder solo auf die Bühne gewagt hat, kann diesen auf www.folker.de ausfüllen und als Bewerbung an die Redaktion senden. In jeder Ausgabe wird an dieser Stelle ein ausgewählter Bogen veröffentlicht. In diesem Heft präsentiert sich...

  Tetzlaffs Tiraden  
BASTIAN WADENPOHL * FOTO: TOBIAS PFEIFER


Was bedeutet dein Name?

Es war eine Schnapsidee, die mir am nächsten Morgen noch durch den Kopf waberte und mangels anderer Ideen für tauffähig befunden wurde. Nichts Weiches, nichts Geschicktes, auch nichts Geschöntes oder Gestelztes, eher etwas zum Stolpern – das passt gut zu dem, was ich mache. Und den Namen Tetzlaff fand ich schon immer – auch ohne Alfred – sehr lustig.

Seit wann gibt es dich?


Ich spiele seit 2008 Gitarre und wage mich seit 2012 mit meinen eigenen Liedern auf die Bühne. Antriebsfeder war meine Fassungslosigkeit über die bundesdeutsche und europaweite Krisenpolitik der letzten Jahre.

Wie charakterisierst du deine Musik?

Tausend Worte, drei Akkorde. Klingt abschreckend, oder? Dann ein wenig PR-tauglicher formuliert: Tetzlaffs Tiraden mischt schwere Texte mit einfachen Melodien. Mit meiner Gitarre erhebe ich meine recht prägnante, Dornfelder-getränkte Stimme für die Rebellion, das Verlierertum, den Sonnenschein und die Erwerbslosigkeit. Und vor allem fürs Dagegen.

Wer zählt zu deinen musikalischen Vorbildern?


Eigentlich müsste ich hier Wolfgang Niedecken nennen, aber wie sang der gute Mann doch selbst? „Noh longer Zick fällt mir sujar ming Vorbild widder enn. / Äh, Vorbild, dank dir schön, ich jläuv ich kriej’ et langsam selver hin.“ Ansonsten schwebt natürlich Bob Dylan über allem – dabei ist er noch gar nicht tot im Gegensatz zum großartigen Franz Josef Degenhardt. Und sonst? Hannes Wader natürlich auch, Sven Regener erst recht und Stephan Stoppok sowieso. Ach, und Hans Söllner … Um es kurz zu sagen: Es gibt so viele. Zum Glück.
go! www.tetzlaffstiraden.de

Kontakt: Mob. 0179-3173715

BESETZUNG:
Bastian Wadenpohl (Gitarre, Gesang)

DISKOGRAFIE: :
Herrschaftszeiten rld. (Eigenverlag, 2014)
Krisenlieder (Eigenverlag, 2014)



Welche musikalische Ausbildung hast du?


Keine. Meine erste Gitarre habe ich mir tatsächlich geholt, weil ich es schick fand, ein schwarzes Exemplar in der Bude zu haben. Mit Anfang zwanzig habe ich mir dann mit Hilfe von Peter Burschs gelbem Gitarrenbuch die Grundlagen draufgeschafft. Alles Weitere habe ich mir ebenfalls selber beigebracht, in dem ich nach und nach meine Lieblingslieder nachgespielt habe; der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. So bleiben immer wieder einzelne Elemente hängen und fügen sich in mein eigenes Spiel ein. Im Musikunterricht in der Schule hatte ich jedenfalls ähnlich große Angst, drangenommen zu werden, wie sonst nur bei den Naturwissenschaften.

Wie entstehen deine Songs?


Am Anfang war das Wort. Wenn ich nicht jedes Jahr einmal ausmisten würde, würde ich buchstäblich in Texten ertrinken. Umso mehr Zeit vergeht dann aber meistens, bis aus dem Text tatsächlich ein Lied wird. Und dann wiederum entsteht manches Stück in einem Fluss, und nach einer halben Stunde ist da plötzlich etwas Neues auf der Welt und quasi fertig. Diese Arbeitsweise hat allerdings auch mit meinem Hang zum weniger Ausgearbeiteten zu tun, ich mag’s ungehobelt.

Was macht in deinen Augen ein gelungenes Stück aus?


Schön ist’s, wenn es schön klingt, wenn es fließt. Ob ein Stück etwas taugt, merke ich spätestens live: Kann ich selbst im Lied versinken, ist es gut geworden. Denke ich bei der ersten Strophe schon an den Refrain, muss es wohl noch mal für einige Zeit in die Schublade der halb fertigen Lieder.

Wann und wo war dein erster öffentlicher Auftritt?


Der war 2011 auf der Waldeck.

Wie viel Zeit verbringst du mit Proben und Auftritten?


Ich bin kein Zeitmensch, empfinde das Ticken von Uhren als akustische Knechtschaft und versinke zu gern im Schreiben oder Gitarre spielen. Mit Auftritten jedenfalls würde ich sehr gerne sehr viel mehr Zeit verbringen. Und bedeutend weniger Zeit damit, eben solche Auftritte ranzukarren.

Wo würdest du gerne einmal spielen?


Im Schloss Bellevue. Und im Kölner Dom.

Wie sehen deine weiteren Zukunftspläne aus?


Schreiben, ausschlafen, die Sonne suchen, wenn das große Ganze oder das kleine Persönliche mal wieder Schatten wirft. Außerdem barfuß demonstrieren gehen, weil für beides die Zeit reif ist. Ansonsten einfach weiter Lieder machen, vielleicht eine kleine Band zusammentrommeln und vor allem: die bürgerliche Existenzangst so klein wie möglich halten. Dann wird’s schon werden.

Wo kann man dich hören?


In letzter Zeit vornehmlich auf Demonstrationen für das Schöne und auf kleineren Festivals im Rheinland. Bald hoffentlich häufiger in Kneipen, um die Stammtische zur Weißglut zu bringen. Ansonsten aus der Konserve jederzeit auf meiner Website.

Kannst du empfehlenswerte Auftrittsorte für Newcomer nennen?


In jedem Fall den Singewettstreit auf Burg Waldeck, netter und schöner geht’s nicht.

Update vom
09.02.2023
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