Dreißig Jahre Verband für Folk, Lied und WeltmusikBrauchen wir Profolk?Kritische Bestandsaufnahme zum Jubiläum
TEXT: CHRISTIAN RATH* Schon am Anfang von Profolk stand die Krise. In den 1980er-Jahren war die Blütezeit der Folkmusik auch in Deutschland vorüber. Es gab zwar noch Folkklubs als Veranstalter, doch die Zuschauerzahlen brachen ein und die Förderung wurde gekürzt.
Fast wäre Profolk früh gestorben. Harald Schmidt neigte zu Eigenmächtigkeiten bei der Außendarstellung und in geschäftlichen Dingen. Ständig gab es Reibereien mit dem Vorstand und der Geschäftsführer wurde schließlich des Amts enthoben. Da er für den Verein angeschaffte Geräte nicht herausgeben wollte, wurde der Profolk-Initiator 1988 sogar aus dem Verein ausgeschlossen. Ansonsten ging es Profolk aber ganz gut. Nun wurden auch immer mehr Musiker Mitglied. Die Profolk-Treffen waren eine gute Mischung aus Konzert, Erfahrungsaustausch, Fachtagung und Mitgliederversammlung, erinnert sich Profolk-Vize Frank Reglin, der damals schon dabei war. Zweimal pro Jahr kamen Aktive zusammen.
Dann kam die deutsch-deutsche Vereinigung. Beim legendären Profolk-Treffen im November 1990 in Bad Hersfeld, spielten nur DDR-Bands. Diskutiert wurde über die Unterschiede der Folkszenen in Ost und West. Und der Leipziger Uli Doberenz brachte den Plan mit, aus dem alten Tanzfest der DDR in Rudolstadt ein neues, großes gesamtdeutsches Folk- und Weltmusikfestival zu machen (siehe auch die Dokumentation auf www.folker.de dieser Diskussion aus Heft 4/2010). Die Zusammenarbeit mit Profolk unterstrich dabei den überregionalen Anspruch. Eine Handvoll westdeutscher Aktivisten wie Jens-Peter Müller und Bernhard Hanneken stiegen sogar konkret in die Organisation des neuen Tanz- und Folkfestes (TFF) mit ein. Hanneken ist heute noch künstlerischer Leiter in Rudolstadt. ... mehr im Heft |
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