HEIMSPIEL
Was die Präsentation globaler Musikkulturen betrifft, kann niemand in Niedersachsen den Machern des Masala Festivals das Wasser reichen. Entstanden ist die Veranstaltungsreihe in Hannovers Kulturzentrum Pavillon, wo Gerd Kespohl und sein Team schon lange Musik aus diversen Ländern vorgestellt hatten, allerdings immer nur in sporadischen Einzelkonzerten. Dann gab es die Reihe Afrikanische Nächte, die gut ankam, ebenso wie Latinokonzerte, während beispielsweise der Auftritt des russischen Terem-Quartets nur schwach besucht war. So entstand die Idee, bei einem Festival mit populären Weltmusikgruppen das Publikum dazu zu bringen, auch weniger bekannte Bands oder Stile mitzunehmen und dabei vielleicht Entdeckungen zu machen. TEXT:WOLFGANG KÖNIG Die Namensfindung für das Festival gestaltete sich schwierig, erzählt Gerd Kespohl, aber nach einigen Abenden und diversen geleerten Weinflaschen einigten wir uns auf Masala. Das ist eigentlich der Name einer indischen Gewürzmischung mit diversen unterschiedlichen Zutaten. Ebenso würzig sollte der Stilmix unseres Festivals sein. Der Startschuss fiel dann 1995, man befindet sich also eigentlich im zwanzigsten Jahrgang, aber 2014 wird erst die neunzehnte Ausrichtung stattfinden, weil der als Hauptveranstaltungsort dienende Pavillon im letzten Jahr saniert werden musste. Das erste Masala Festival wurde von der spanischen Gruppe Radio Tarifa eröffnet, mit dabei waren damals auch Remmy Ongala aus Kenia und die Kolumbianerin Totó La Momposina. Als Entwicklungshelfer fungierten die englischen Macher von WOMAD (World Of Music, Art And Dance),
MUSIKALISCHE SCHNITTMENGEN FÜR ALLE
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Die Mitte der Neunzigerjahre waren vorbei. Eine kleine, aber feine Folkloristengazette mit dem Namen Folk-Michel erschien seit 1977 gemütlich vor sich hin. Zu gemütlich, wie die hauptsächlichen Macher Doris und Uli Joosten, Ingo Nordhofen und meine Wenigkeit meinten. Also trafen wir uns zum Jahreswechsel 1996/97 in einem niederländischen Ferienpark zu einer Klausurtagung. Als das neue Jahr anbrach, war unser Weg klar! TEXT: MIKE KAMP
Warum sollte es zwei kleinere Folkzeitschriften geben, nämlich den Folk-Michel und das Leipziger Folksblatt, die beide inhaltlich eine ziemlich identische Ausrichtung hatten? Wäre es nicht sinnvoller, eine zumindest etwas größere gemeinsame Zeitschrift zu schaffen? Natürlich wäre es das, aber es gab eine kleine Hürde zu überwinden: Das Leipziger Folksblatt wusste von diesen Plänen noch gar nichts. Meine ersten vorsichtigen Sondierungsversuche in Richtung Folksblatt-Chef Jürgen Brehme jedoch zeigten: Er hatte ähnliche Gedanken, weil ein solcher Zusammenschluss einfach logisch erschien. Folglich reiste Jürgen zu einem Arbeitstreffen in den Westen, und nach einem intensiven Wochenende stand fest: Wir sind inhaltlich nicht weit auseinander, wir liegen menschlich auf einer erfreulich ähnlichen Wellenlänge, wir sollten das noch namenlose Projekt also angehen. Eine Sache war den Wessis unter uns klar: Kohl hatte sich den Osten einverleibt, wir aber wollten gemeinsam auf Augenhöhe etwas Neues schaffen, das möglichst besser sein sollte als die simple Addition beider Zeitschriften.
VERLAGSSUCHE UND TEAMAUFBAU Beiden Seiten war im Grunde klar, wo das Hauptproblem beim Folk-Michel ebenso wie beim Folksblatt lag: Wir hatten zwar richtig originell klingende Namen wie zum Beispiel den Losemund Verlag, der angeblich den Michel verlegen sollte, aber das waren nur gute Absichten oder realistischer: Potemkinsche Dörfer. Wir brauchten einen richtigen Verleger und fanden ihn relativ schnell in Christian Ludwig, der dieses neue Ding neben sein bereits erscheinendes Irland Journal stellen wollte. Die alten Chefs Brehme, Joosten und Kamp sollten als Herausgeber das Projekt leiten, aber es musste auch ein Chefredakteur her oder zumindest anfänglich die abgespeckte Variante: ein Chef vom Dienst, der sich lediglich für die Artikel verantwortlich fühlte, denn das Projekt hatte nicht wenig Geld, es hatte gar keines. Das erschwerte natürlich die Suche (manche Dinge ändern sich eben nicht), denn neben der Kompetenz war auch noch genügend Optimismus gefragt. Der dritte Kandidat, Michael Kleff, wagte den Sprung ins Ungewisse, und zwar mit Elan, Enthusiasmus und immer über seine Ressortgrenzen hinaus denkend und handelnd. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte was den scheidenden Chefredakteur betrifft, leider bald im wahrsten Sinne des Wortes.
NAME GESUCHT
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Schnedderedeng das klingt wie ein Geburtstagstusch. Zum Schnedderedeng, zum Schnedderedeng, die Luft ist rein, von Leipzig bis nach Espenhain war einer der beliebtesten Hits in der Folkstanzschule des Folkklubs Leipzig. Seit ihrer beider Gründung sind dreißig Jahre vergangen. Anlass zu gratulieren und für einen Rückblick. TEXT: KAY REINHARDT Wie der Volkstanz in Leipzig in den späten Siebzigerjahren durch die Kultband Folkländer und ihre Tanzgruppe zu neuem Leben erweckt, brachialromantisch zelebriert und um Tänze aus aller Welt zum Folkstanz bereichert wurde, war damals etwas ganz Neues. Das Leipziger Folkstanzdenkmal Horst Felscher erinnert sich: Mein Freund Keule hat im Herbst 1980 zu mir gesagt: Zieh dir ein Paar Arbeitsschuhe an und komm mit mir in den Sack [vulgo für das Klubhaus Jörgen Schmidtchen in Leipzig-Schönefeld, das früher Sächsischer Hof hieß; Anm. d. Verf.]. Da spielen die Folkländer, und vor Bühne gibt es so ein wildes Rumgehüpfe da musst du dabei sein! So begann eine Massenbewegung, die in ihrer ungezwungenen Fröhlichkeit und lebendigen Traditionspflege ein kulturelles Highlight der DDR-Geschichte ist. Eine der ersten Folkstanzmeisterinnen war Sigrid Sigi Doberenz. Bis heute wirkt sie durch Kurse und andere Tanzveranstaltungen für Jung und Alt als Direktrice der Leipziger Folkstanzschule. Darüber hinaus bietet die Schule Weiterbildungsveranstaltungen wie traditionellen Kindertanz, Volkstanz und Tanzspiele für Pädagogen an, damit diese ihre Tanzwurzeln kennenlernen und an die Kinder weitergeben. Dass Doberenz inzwischen mit den Enkeln ihrer ersten Tanzschüler walzert, polkat und springt, und zwar genauso freudig wie beim ersten Tanzabend zum Mitmachen der Folkländer, lässt die vergangenen Jahrzehnte viel kürzer erscheinen.
DIE ANFÄNGE
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