Rezensionen NORDAMERIKA/ KANADA
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THE CALIFORNIA HONEYDROPS
Like You Mean It
(Tubtone Records, www.cahoneydrops.com
)
13 Tracks, 51:25, mit engl. Texten u. Infos
Die Kapelle, die unter dem Namen The California Honeydrops mit Like You Mean It nach einem Livemitschnitt vergangenen Herbst ihr famoses drittes Studioalbum vorgelegt hat, fand sich in ihrer Urbesetzung 2007 in der U-Bahn von Oakland zusammen. Solch ein Niveau möchte man in Stadtmitte oder an der Möckernbrücke und wie die Stationen im Land alle heißen auch einmal erleben! Trompeter Lech Wierzynski, noch in Warschau geborener Sohn polnischer Einwanderer in die USA, singt und spielt mit seinen Begleitern uramerikanische Musik mit einer Kraft, einem Charme und einer Begeisterung, als hätte er das alles gerade erst erfunden: viel New Orleans und eine infektiöse Mischung aus Blues, Rhythm and Blues und Soul, überwiegend von einer mitreißenden, lustvollen, lebensfrohen Sorte, wie man sie lange nicht gehört hat. Inzwischen bekommt das Gebräu mitunter einen Party- und Tanzbodenschmiss, dass es einen nicht wundern müsste, wenn sich die Band in Kürze an der Spitze des Soulrevivals wiederfinden würde, das seit geraumer Zeit im Gange ist. Mitreißender wirds kaum besinnlichere Töne und das Wissen um die Dinge, die einem all die Lebenslust durchaus auch einmal vermiesen können, inklusive.
Christian Beck
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EDDIE COTTON
Here I Come
(DeChamp Records DC100114, www.eddiecottonjr.com
)
10 Tracks, 38:15
Der aus Mississippi stammende Eddie Cotton überzeugt mit Here I Come gleich zweifach: als Bluesgitarrist mit schön klarem, unverzerrten Ton, und als Soulsänger mit einer sanften, weichen Stimme. Eine perfekte Kombination aus B. B. King und Curtis Mayfield also, und auch die Songauswahl ist stilistisch sehr gelungen. So gibt es mit dem Titelstück und A Womans Love gleich zwei Slow Blues, dann mit Friend To The End eine Gospelballade, mit Pay To Play und Berry So Black je einen Up-Tempo und einen Chicago Shuffle und weiter noch Funk mit Get Your Own oder Reggae mit No Love Back. Begleitet wurde Cotton von sehr gestandenen Studiomusikern, von denen vor allem Sam Brady an der Orgel und Grady Champion an der Harp immer wieder solistische Akzente setzen. Zwei Kritikpunkte an diesem sonst sehr schönen Album: Zum einen ist die Spielzeit mit gerade mal 38 Minuten sehr kurz bemessen, und warum dann auch noch einige der Stücke vorzeitig ausgeblendet werden, ist vollends unverständlich.
Achim Hennes
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JJ THAMES
Tell You What I Know
(DeChamp Records DC100214, www.jjthamesmusic.com
)
11 Tracks, 41:03 mit engl. Infos
Die amerikanische Sängerin JJ Thames hat mit viel Gefühl und Livemusikerfahrung eine besondere Gospel-Blues-Scheibe eingesungen. Aufgezeichnet und produziert wurden die Songs von Sam Brady in dessen Sam Brady Recording Studio. Die dreifache Mutter hat mit intensiver und rauchiger Stimme viele Geschichten zu erzählen. Sie beweist ihre Klasse gleich beim ersten Titel Souled Out. My Kinda Man und Can You Let Somebody Else Be Strong sind opulent mit Instrumenten besetzt und wirken überproduziert, aber insgesamt ist die Platte durch Thames tragende Stimme ihr Geld wert. Als Musiker sind dabei: Celeb Armstrong (Gitarre), Grady Champion (Mundharmonika), Todd Bobo (Tenorsaxofon), Richard Beverly (Trompete), Mike Weidick (Posaune), Sam Brady (Keyboards) und Vince Barranco (Schlagzeug).
Annie Sziegoleit
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THIEVERY CORPORATION
Saudade
(ESL Music ESL220/Rough Trade, www.thieverycorporation.com
)
13 Tracks, 42:10
Das amerikanische Clubmusikduo Thievery Corporation hat sich einst aus Interesse an brasilianischer Musik zusammengetan. Auf Saudade aktualisieren Rob Garza und Eric Hilton nun den Bossa Nova zu einem schwebenden Kuschelsound á la George Michael mit lasziven Stimmen im Stil von Ive Mendes mit gleich fünf verschiedenen Sängerinnen. Die besondere Leistung der beiden Musiker ist jedoch, hier mit solchem Respekt vor dem Erbe Tom Jobims und Co gearbeitet zu haben, dass die Vorbilder modernisiert werden, ohne dabei ihren Charakter einzubüßen. Die Musik wirkt weder überproduziert noch zu sehr auf Zeitgeist getrimmt. Schwebende Klänge und akustische Gitarre genügen meist. Vielmehr scheint man hier eher der Frage nachgegangen zu sein, wie man die melancholisch-entspannte Stimmung der Bossa-Nova-Klassiker ins nächste Jahrzehnt holen kann ohne nur retro zu wirken. Das haben schon viele vergeblich versucht, Garza und Hilton ist es nun überzeugend gelungen. Wolkengleich schwebt man mit diesen Songs. Und ein Schuss Chanson ist auch noch dabei. Das instrumentale Titelstück mit halliger Bongo und akustischer Gitarre verdient besonderen Lobpreis. Musik zum Seufzen Saudade eben.
Hans-Jürgen Lenhart
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LES TIREUX DROCHES
Xo 15 Ans DÂge
(Musicor MQMCD-2467, www.tireuxderoches.com
)
12 Tracks, 42:06, mit franz. Texten
Fünfzehn Jahre und nunmehr fünf Alben lang sind sie zusammen, die fünf agilen Steinewerfer so die Übersetzung des Bandnamens aus der Provinz Quebec um Gründungsmitglied und Frontmann Denis Massé. Längst haben sie sich von der heimischen traditionellen Musik abgenabelt. Dennoch scheinen bei ihrer Musik die frankokanadischen Wurzeln deutlich durch, und das nicht nur des typischen Call-and-Response-Gesangs wegen. Das Instrumentarium Akkordeon, Gitarre, Bouzouki, Banjo, Mundharmonika, Flöten, Saxofon, Bassklarinette, Percussion und vor allem die fünf Stimmen werden kreativ und abwechslungsreich eingesetzt. Die Arrangements bastelt die Band zwar generell gemeinsam, die zentrale Figur ist und bleibt aber Massé, der bei den Liedern häufig auch als Autor seine Finger im Spiel hat. Und so swingt und rockt die Band schwungvoll und originell fröhlich vor sich hin und erinnert was so ganz weit her geholt ja auch nicht ist den Laien aus Mitteleuropa manchmal ein wenig an die Musik der Bretagne. Vor allem aber klingt die Musik nach Les Tireux dRoches und das ist ein Kompliment!
Mike Kamp
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FOLKER auf Papier
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