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Christoph TheußlFörderpreisträger der LiederbestenlisteOb als Schauspieler, Performancekünstler oder Liedermacher, wenn Christoph Theußl auf der Bühne steht, geht es ihm um Kommunikation. Ich glaube, dass der Mensch kommunizieren muss und will, um zu überleben. Und die Sprache ist natürlich die unschärfste Art der Kommunikation. Christoph Theußl hat die Unschärfe kultiviert, wenn er in lakonischem Tonfall über Absurditäten des Alltags und menschliche Abgründe singt. Seine musikalischen Wurzeln hat der Österreicher im Austropop, seine Texte sind beeinflusst von Kreisler und Hirsch, ein besonderes Faible hegt er für Künstler, die zwischen den Genrestühlen sitzen, von Udo Jürgens bis Helge Schneider. Beim Liederfest im Unterhaus Mainz wird dem eigenwilligen Satiriker im September der Förderpreis der Liederbestenliste verliehen. TEXT: SYLVIA SYSTERMANS Die Bühne ist sein Zuhause: am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin, bei den Salzburger Festspielen, bei Performances mit dem Club der polnischen Versager und der Bairishen Geisha, bei Konzerten auf Kleinkunstbühnen und Festivals, zuletzt beim Festival Musik und Politik. Als explizit politischen Liedermacher versteht sich Christoph Theußl nicht. Stattdessen sucht er auch in seinen Liedern die Nähe zum Theater. Im Theater werden verschiedene Haltungen auf körperlich getrennte Figuren aufgeteilt, und diese Haltungen werden dadurch sichtbarer gemacht.
Mittel der Wahl, mit dem Theußl in breitem Dialekt und gedehntem Tempo Skurriles und Widersprüchliches, Absurdes und Abgründiges unters sprachliche Seziermesser legt, ist Sarkasmus. Humor ist bei mir ganz wichtig. Viele Leute verwechseln das mit fehlender Ernsthaftigkeit, was ich überhaupt nicht verstehe, weil für mich Humor und Ernsthaftigkeit kein Widerspruch sind. Im Gegenteil. Dass sein deutsches Publikum den Humor des Exilösterreichers durchaus nicht immer teilt, hat Theußl mehrfach zu spüren bekommen. Egal ob für seinen entlarvenden Blick auf die marode Hauptstadt in Pleite Berlin oder seinen ungenierten Blick unter die Gürtellinie, wie in Jesus ich liebe dich. ... mehr im Heft |
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